Mein Wille geschehe
etwas atemlos,
weil jemand sie an ihn gedrängt hatte und er am
ganzen Körper ihre Wärme spürte. Elise holte ei-
ne Zigarette aus ihrer Handtasche und wartete
darauf, dass er ihr Feuer gab. Aber Corey rauchte nicht und hatte kein Feuerzeug bei sich. Panisch
blickte er um sich, entdeckte eine Schachtel
Streichhölzer auf dem Tresen und griff danach.
Erst das dritte Streichholz brannte. Sie legte ihre Hand auf seine, um die Flamme zu schützen oder
vielleicht auch um seine zittrige Hand zu der Zi-
garette zu lenken. Durch den Rauchschleier blick-
te sie ihn mit ihren grünen Augen an, und er ver-
suchte krampfhaft, nicht zu husten. Ihr Parfüm
war berauschend. Er lud sie ein, sich zu ihm zu
setzen.
Schon bald hatte Corey beschlossen, dass Elise
die reifste und klügste Frau war, die er je kennen gelernt hatte, was auch daran liegen mochte,
dass sie zwei Jahre älter war als er. All die anderen Mädchen, denen er begegnet war, kamen ihm
auf einmal albern und oberflächlich vor, und er
konnte sein Glück kaum fassen, als Elise sich mit ihm verabredete.
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Zach schien nicht sonderlich beeindruckt von ihr, aber er war eben weitaus erfahrener im Umgang
mit Frauen als Corey und hatte stets einen gan-
zen Harem williger weiblicher Wesen zur Verfü-
gung.
»Ein bisschen unterkühlt finde ich sie«, bemerkte er, als sie mit der Fähre nach Bremerton zurück-fuhren und sich auf Deck den Wind ins Gesicht
blasen ließen. »Du meinst, sie ist keine von der
Sorte, die auf Anhieb mit dir ins Bett steigt?«,
erwiderte Corey mit einem kleinen Lachen. »Ich
glaube, das gefällt mir besonders gut an ihr.«
Nachdem sie mehrmals mit Zach und einer
Freundin von ihm ausgegangen waren, nahm
Zach Corey beiseite. »Lass es bloß langsam an-
gehen«, sagte er warnend. »Wieso?«, fragte Co-
rey.
Er traf sich jetzt so häufig wie möglich mit Elise, auch wenn sie nur ein paar Minuten Zeit hatten
zwischen den Rundfahrten der Fähre. W7enn das
Wetter es zuließ, hielten sie sich außerhalb des
Gebäudes auf und küssten sich im Dunkeln.
Oder sie saßen drinnen, hielten sich an den Hän-
den und blickten sich schweigend in die Augen.
Wenn sie sich nicht treffen konnten, telefonierten sie stundenlang. »Weil du dich nicht so schnell
binden musst«, sagte Zach. »Du bist ein Junge
vom Land, der noch nicht trocken ist hinter den
Ohren. Mann, du bist noch nie mit einem Mäd-
chen ins Bett gegangen. Und sie ist ein Mädel aus 119
der Stadt, die haben bestimmte Vorstellungen. Es
ist schon klar, dass sie deine Hormone zum Ko-
chen gebracht hat, was heißt, dass du nicht mehr
durchblickst, aber ihr kommt nicht gerade aus
demselben Stall.«
»Na und?«, entgegnete Corey. »Deshalb können
wir uns doch trotzdem lieben.«
Zach stöhnte. »Was du da fühlst, ist nicht Liebe, sondern Lust. Für Liebe braucht man viel Zeit. Tu dir also den Gefallen, und lass es langsam angehen. Lern sie erst besser kennen.«
»Ich kenne sie gut.«
»Nein, ich meine, richtig gut, bevor du irgendwas Dummes machst.«
»Du magst sie nicht besonders, wie?«, bemerkte
Corey. »Sie ist wohl schon okay«, antwortete
Zach achselzuckend. »Bloß ’n bisschen zurückhal-
tend, verstehst du? Leute, die so zurückhaltend
sind, machen mich nervös.« Doch Corey machte
sie nicht nervös, und er war ebenso zurückhal-
tend wie sie. Sein Herz machte Luftsprünge,
wenn er nur an sie dachte. Nach sechs Wochen,
zwei Tage vor seiner zweiten Patrouille, machte
er ihr einen Heiratsantrag. Sie heirateten einen
Monat nach seiner Rückkehr. In der Woche zuvor
war er zum Leutnant befördert worden. »Hast du
wirklich gedacht, ihr einen Ring anzustecken sei
die einzige Möglichkeit, sie ins Bett zu bringen?«, fragte Zach nach der Feier. »Nein«, antwortete
Corey strahlend. »Ich hab gedacht, das ist die
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einzige Möglichkeit, den Rest meines Lebens mit
ihr zu verbringen.«
Die Jungvermählten verbrachten ihre Flitterwo-
chen auf Hawaii, und in diesen zehn Tagen konn-
te Corey feststellen, dass Elise alles andere als unterkühlt war. Danach zogen sie in ein hübsches
Häuschen, das sie an der West Dravus, an der
Nordseite des Queen Anne Hill, gemietet hatten.
Coreys restliche Urlaubstage sowie etliche tau-
send Dollar flossen in die Einrichtung ihres
Heims, und danach begann ihr Eheleben.
Während der Woche fuhr Corey morgens mit der
Fähre um 5 Uhr 20 nach Bremerton, legte die
kurze Strecke nach Bangor mit dem
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