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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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Louise.
    »Unschuldige Leute, Freunde von mir.«
    »Das weiß ich«, sagte er. »Aber es ist nun mal
    meine Arbeit.« Sie nahmen schweigend ihr A-
    bendessen zu sich. Er wollte seiner Frau nicht
    zum hunderttausendsten Mal erklären müssen,
    wie wichtig seine Arbeit als Bestandteil des
    Rechtswesens war. Ihm selbst war das ständig
    bewusst. Das System funktionierte durch einen
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    Ausgleich von Kräften, der auch dafür sorgte,
    dass es nicht korrumpiert wurde. Seine Zeit bei
    der Polizei hatte ihm das besonders deutlich ge-
    macht. Nach dem Essen zog er sich mit einer
    dampfenden Tasse Tee in sein Büro zurück und
    nahm sich Danas Material vor. Er überflog alles,
    um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.
    Dann las er Wort für Wort und machte eigene
    Anmerkungen. Als er sämtliche Unterlagen stu-
    diert hatte, lehnte er sich in seinem abgewetzten Liegesessel zurück, den seine Frau verabscheute,
    den er selbst aber sehr schätzte, weil ihm dort
    die besten Gedanken kamen, und trank den nun-
    mehr lauwarmen Tee. Nach einer Weile griff er zu
    einem Notizblock und begann zu schreiben, lang-
    sam erst, dann zunehmend schneller. Ab und an
    schlug er etwas in der Akte nach und fuhr fort zu schreiben. Nach zwei Stunden las er seine Auf-zeichnungen durch, nahm ein paar Korrekturen
    vor, legte Block und Akte auf seinen Schreibtisch und ging zu Bett.
    »Was hast du rausgefunden?«, fragte Louise im
    Dunkeln. »Trägt es zu Corey Lathams Verurtei-
    lung oder zum Freispruch bei?«
    »Das weiß ich noch nicht«, antwortete er leise.
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    Die Polstermöbel und gerahmten Fotografien in
    Margaret Ethridges gepflegtem Haus in Bothell
    unweit von Seattle ließen darauf schließen, dass
    man hier Wert legte auf Tradition.
    Margaret geleitete Craig Jessup ins Wohnzimmer,
    wo er sich in einem ausladenden Sessel am Ka-
    min niederlassen durfte und eine Tasse Kaffee
    gereicht bekam.
    »Wissen Sie, wir haben Elise gleich gesagt, dass
    es ein großer Fehler war«, sagte Margaret.
    »Was war ein Fehler?«, erkundigte sich Jessup
    höflich und trank einen Schluck Kaffee.
    »Ihn zu heiraten, natürlich«, antwortete sie. »Er ist nicht mal katholisch. Wie sollte eine Ehe mit einem Methodisten gut gehen? Und dann ging
    alles viel zu schnell. War ja alles eine Frage von Monaten, eher ein paar Wochen. Aber hörte sie
    etwa auf uns? Nicht daran zu denken. Sie wisse
    genau, was sie tue, meinte sie. Wir sollten uns
    keine Sorgen machen. Wir sollten uns nicht ein-
    mischen. Aber sie wusste natürlich nicht im Min-
    desten, was sie tat, und nun schauen Sie sich das an. Ihr Leben ist zerstört, und zwar nicht nur hier auf Erden. Ihre Seele wird bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren.«
    »Sie meinen, wegen der Abtreibung?«
    Die Frau, eine ältere, dickere und verbrauchtere
    Ausführung der Tochter, schüttelte verzweifelt
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    den Kopf. »Es sah von Anfang an nach einer Ka-
    tastrophe aus.«
    »Sie mochten Corey Latham nicht?«
    »Es hatte nichts mit ihm persönlich zu tun«, ant-
    wortete Margaret. »Es ging einfach alles so
    schnell, dass wir kaum Gelegenheit hatten, ihn
    kennen zu lernen. Für einen Methodisten machte
    er einen recht angenehmen Eindruck. Nein, ich
    meine, sie war das Problem. Wissen Sie, er wuss-
    te nichts davon, wir mussten ihr versprechen,
    nichts davon verlauten zu lassen. Aber sie hat ihn geheiratet, um sich über einen anderen hinweg-zutrösten.«
    Der wichtigste Teil von Craig Jessups Arbeit be-
    stand darin, zahllose Eindrücke und Details zu
    überprüfen, um zu tragfähigen Schlussfolgerun-
    gen zu gelangen. Dabei war es hilfreich für ihn,
    wenn er seine Gedanken im Gespräch mit einer
    anderen Person überprüfen konnte. Der einzige
    Mensch, dem er diesbezüglich vertraute, war sei-
    ne Frau, mit der er seit achtundzwanzig Jahren
    verheiratet war. Sie war ein heller Kopf und kam
    immer erfrischend schnell zu den entscheidenden
    Punkten.
    »Könntest du deine persönlichen Gefühle außer
    Acht lassen«, fragte er sie, »und einmal die Mög-
    lichkeit in Betracht ziehen, dass Latham unschul-
    dig sein könnte?«
    »Es wird mir nicht leicht fallen«, antwortete Loui-se. »Aber da du ja nicht umhin konntest, dich auf 169

    diese Sache einzulassen, will ich es versuchen.«
    Er fasste sein Gespräch mit Margaret Ethridge
    zusammen. »Die Enttäuschung der Familie kann
    ich verstehen«, sagte Louise. »Wegen der Religi-
    on und so. Aber seine Tochter in so einem Mo-
    ment im Stich zu lassen, finde ich

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