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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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nachvollziehen, wie die Polizei
    zu dem Schluss kommen konnte, dass sie voll-
    ständig war. Als sie noch für die Anklagevertre-
    tung arbeitete, hatte sie gelernt, davon auszuge-
    hen, dass es keine Zufälle gab. Doch nun, da sie
    auf Seiten der Verteidigung stand, wusste sie,
    dass fast alles Zufall sein konnte. Sie hatte die Absicht, penibel jede Dokumentation und Analyse
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    und jeden Zeugen der Anklage zu hinterfragen
    und den Geschworenen vorzuführen, dass selbst
    etwas, das auf den ersten Blick wie eine uner-
    schütterliche Tatsache aussah, eine andere Deu-
    tung zuließ. Die Umstände eines Falls waren im-
    mer offen für unterschiedliche Auslegungen, und
    indem man eine überzeugende Interpretation
    entwickelte, konnte man Zweifel an der Anklage
    erzeugen.
    Um das erreichen zu können, bedurfte Dana der
    Hilfe von Craigjessup. Er war der Beste auf sei-
    nem Gebiet, und wenn es irgendetwas auszugra-
    ben gab, würde er es finden. Doch nun war er
    schon seit Monaten an der Arbeit, und bislang
    hatte er noch nichts entdeckt, was sie der Ankla-
    ge als alternative Auslegung vor die Nase halten
    konnte. Und die Zeit wurde allmählich knapp.
    Dennoch war Dana der Überzeugung, dass ihr
    Material irgendwo zu finden war. »Es muss ein-
    fach so sein«, sagte sie zu Jessup. »Weil Corey
    Latham unschuldig ist. Das heißt, irgendwo da
    draußen läuft ein Massenmörder frei herum und
    glaubt, er sei davongekommen. Aber wir beide
    wissen, dass es das perfekte Verbrechen nicht
    gibt. Er muss irgendeine Spur hinterlassen ha-
    ben. Sie müssen sie für mich finden.«
    Jessup nickte müde. Er hatte schon öfter mit Da-
    na zusammengearbeitet und hatte noch nie er-
    lebt, dass sie sich für einen Mandanten so leidenschaftlich einsetzte. Aber schließlich taten Louise 234

    und er es ihr beinahe gleich, sagte er sich. »Gut, ich seh mich noch mal um«, versprach er. »Wenn
    irgendwo was zu finden ist, werde ich es aufspü-
    ren. Wenn nicht, na ja, zum Teufel, dann werd
    ich’s eben für Sie hintricksen.«
    Dana war sich dessen nicht bewusst, doch auf
    diese Worte hatte sie gewartet wie auf ein Ret-
    tungsseil.
    »Wie läuft’s?«, fragte Paul Cotter, der in der Tür stand. Dana fuhr aus ihren Gedanken hoch.
    »Nun, es sieht keineswegs so schlecht aus, wie
    ich erwartet hatte«, gab Dana munter zur Ant-
    wort. Sie hatte nicht die Absicht, den Geschäfts-
    führer in ihre Sorgen einzuweihen. »Tatsächlich?«
    »Ja«, sagte sie. »Wir werden in recht guter Form
    antreten, denke ich. Was ich bislang von der Be-
    weislage gesehen habe, ist eine dürftige An-
    sammlung von Zufällen, die ich haarklein zu zer-
    legen beabsichtige.«
    »Tatsächlich?«, wiederholte Cotter. »Mir ist aber zu Ohren gekommen, dass Brian Ayres und sein
    Team mit ihrem Material ganz zufrieden zu sein
    scheinen.«
    Dana zuckte die Achseln. »Na ja, das glaubt er
    nur, weil ihm eine wichtige Information fehlt, ü-
    ber die ich aber verfüge«, erwiderte sie.
    »Und die wäre?«, fragte Cotter interessiert. Dana gestattete sich ein kleines Lächeln. »Corey
    Latham ist unschuldig«, sagte sie.
    Der Geschäftsführer nickte gedankenverloren und
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    blickte auf die Tafel, wo er offenbar versuchte,
    Danas Hieroglyphen zu entziffern. »Ich muss Sie
    gewiss nicht daran erinnern, dass Unschuld allein keinen Freispruch bewirken kann«, sagte er. Da-na lehnte sich gelassen in ihrem Sessel zurück.
    »Nein«, erwiderte sie ruhig, »aber sie ist ein guter Ausgangspunkt.«
    Cotter blickte noch immer auf die Tafel. »Ich ha-
    be Charles Ramsey gebeten, im Prozess als zwei-
    ter Stellvertreter dabei zu sein«, sagte er.
    »Ah ja?«, erwiderte Dana. Von Cotter selbst ab-
    gesehen, war der sechsundsechzigjährige Charles
    Ramsey wohl der konservativste Sozius der Kanz-
    lei. Er hatte einen hervorragenden Verstand und
    eine scharfe Zunge. Sie konnte sich nicht erin-
    nern, dass er jemals als zweiter Stellvertreter
    fungiert hatte.
    »Er wird sich nicht einmischen«, versicherte Cot-
    ter ihr hastig. »Er stellt nur das Bindeglied zur Geschäftsleitung dar. Er kann uns auf dem Laufenden halten über den Prozess, dann müssen wir
    Ihre Zeit nicht in Anspruch nehmen.« Dana ließ
    sich nicht täuschen. Ramsey war erzkonservativ,
    und er würde sich niemals auf eine Frau verlas-
    sen, trotz der nachweislichen Erfolge, die Frauen im Gerichtssaal errungen hatten, und trotz der
    Tatsache, dass er seit Jahren mit ihr zusammen-
    arbeitete. Ramsey sollte als Wachhund

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