Mein Wille geschehe
wenn wir das
machen wollten, sollten wir am besten eine Im-
mobilie kaufen, ein Haus.«
»Ein Haus?«, rief Dana erschrocken und setzte
sich auf. »Ist nicht so gefährlich, wie es sich an-hört«, beruhigte er sie. »Ich bin sogar schon an
einem Objekt dran, das demnächst auf den Markt
kommt. Ein kleines Gebäude, dreistöckig, knapp
zwölfhundert Quadratmeter, um die Ecke vom
Pioneer Square.«
»Judith wäre im siebten Himmel«, sagte Dana
begeistert. »Meinst du wirklich, es ließe sich machen?«
Sam zuckte die Achseln. »Ich bin noch dabei, das
rauszufinden«, sagte er. »Aber es sieht gut aus.«
Tom Kirby hatte sich die Haare schneiden lassen
und war glatt rasiert. Statt Khakis und T-Shirt
trug er eine Flanellhose, ein blaues Button-down-
Hemd und ein Tweed-Sakko. Er hatte sogar seine
Fingernägel gesäubert. Judith, strahlend und
glücklich, stellte sie einander vor.
Der Mann hatte einen festen Händedruck und ein
sympathisches Gesicht, fand Dana; nur seine Au-
gen irritierten sie. Er sah sie offen und direkt an, aber er wirkte, als habe er im Leben mehr gesehen, als gut für ihn war. Er schien sich in Judiths 241
Haus wohl zu fühlen und nahm ihnen die Garde-
robe ab, als sei er der Hausherr.
»Judith hat mir erzählt, dass Sie ein fantastischer Geiger sind«, sagte er zu Sam, als er sie ins
Wohnzimmer geleitete. »Ich habe als Kind auch
Geige gespielt, aber ich muss zugeben, dass ich
nie besonders gut darin war. Aber ich bewundere
Menschen, die das Geigenspiel beherrschen, und
hatte immer die Vorstellung, dass ich es eines
Tages vielleicht noch mal probieren würde.«
»Sam gibt Stunden«, warf Judith ein. »Unterrich-
test du auch Erwachsene, Sam, oder nur Kin-
der?«
»Jeden, der lernen möchte«, antwortete Sam
freundlich. »Meinen Sie, bei mir bestünde noch
Hoffnung?«, fragte Kirby.
»Kommt darauf an«, sagte Sam.
Molly und Andy verschwanden zum Spielen, und
Judith zog Dana in die Küche.
»Und?«, drängte sie. »Wie findest du ihn?«
»Er scheint sich hier wohl zu fühlen «, sagte Da-
na. »Kein Wunder«, sagte Judith und lachte. »Er
geht hier seit Wochen ein und aus. Aber wie fin-
dest du ihn als Mann?«
»Frag mich nach dem Essen noch mal«, antwor-
tete Dana.
Kirby nahm an Danas Seite Platz. Bei der Suppe
unterhielt man sich weiter über Musik.
»Aus welcher Gegend kommen Sie?«, erkundigte
sich Sam, als sie beim Salat angekommen waren.
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»Überall und nirgends«, antwortete Kirby. »Mein
Vater ist häufig umgezogen und hat uns immer
mitgenommen. Als ich fünfzehn war, sind wir
dann in Michigan geblieben. Meine Mutter und
meine Schwester leben immer noch dort. Aber ich
muss die Unruhe meines Vaters im Blut haben.«
»Ein Zugvogel?«
Kirby lächelte. »Ein bisschen«, sagte er. »Ich ha-be in einem Büro gearbeitet, aber das war nichts
für mich. Ich komme besser zurecht, wenn ich
mein eigener Chef bin und kommen und gehen
kann, wann ich möchte. Und ich arbeite gerne
mit den Händen.«
»Mein Glück«, sagte Judith, als sie den Haupt-
gang auftrug. Es entging Dana nicht, dass sie den Schweinebraten zu Kirby stellte und ihm das
Tranchiermesser reichte, als hätten sie das schon jahrelang getan. Sie sah Sam an, der es auch
bemerkt hatte. Er grinste und zwinkerte ihr zu.
»Wie lange sind Sie schon in Seattle, Tom?«,
fragte er. »Erst ein paar Monate«, antwortete
Kirby. »Ich scheine auch gerade die richtige Jah-
reszeit erwischt zu haben.«
»Wie lange bleiben Sie?«
Kirby sah Judith an und lächelte. »Vielleicht länger, als ich ursprünglich vorhatte.«
»Also«, sagte Judith, die strahlte und errötet war.
»Ich hab euch zum Essen eingeladen, nun lasst
es euch auch schmecken.«
Judiths Menü, das sie Gang um Gang stolz auf-
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trug, war hervorragend. Keiner brauchte zu wis-
sen, dass es ihr Essensbudget für die gesamte
Woche verschlungen hatte. Eine Zeit lang
herrschte Schweigen, als alle sich dem saftigen
Fleisch, dem knackigen Gemüse und den perfekt
gewürzten Kartoffeln widmeten, die von einem
kühlen Weißwein vollendet abgerundet wurden.
Vor dem Dessert wandte Kirby sich Dana zu.
»Judith hat mir erzählt, dass Sie Anwältin sind«, sagte er beiläufig. »In welchem Bereich sind Sie
da tätig?«
»Hauptsächlich Strafrecht«, antwortete Dana.
»Ja, aber erzähl ihm doch mal, wen du gerade
verteidigst«, warf Judith ein, was ihr einen ärgerlichen Blick von ihrer Freundin eintrug.
»Ich
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