Mein Wille geschehe
fungieren.
Doch Dana störte das nicht. In Anbetracht der
Tatsache, dass dies ihr erster großer Fall war,
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fand sie es eher nahe liegend, dass Cotter so re-
agierte.
Sie warf Cotter einen undurchdringlichen Blick zu.
»Damit habe ich kein Problem«, sagte sie.
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»Ich hab einen Mann kennen gelernt«, platzte
Judith mit leuchtenden Augen heraus, außer
Stande diese Nachricht noch länger für sich zu
behalten.
Dana, die sich gerade eine Gabel voll Linguini Ma-rinara in den Mund gesteckt hatte, konnte sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen und kauend
anstarren.
»Versteh mich jetzt nicht falsch«, fuhr ihre beste Freundin fort. »Er ist nicht mein Traummann oder
so, aber er ist nett und amüsant, und er fegt
durch mein Haus wie ein Wirbelwind und bringt
alles in Ordnung.«
»Du meinst, einen Handwerker«, stellte Dana
schließlich erleichtert fest. Judith hatte bislang bei der Einschätzung von Vertretern des anderen
Geschlechts kein besonderes Geschick bewiesen.
»Na ja, nicht ganz«, antwortete Judith und blin-
zelte ein bisschen. »Ich meine, er hat als Hand-
werker angefangen, aber inzwischen ist er nicht
nur das.« Dana unterdrückte einen Seufzer. »Er-
zähl.«
»Also, erst hat er sich um mein Auto geküm-
mert«, berichtete Judith. »So haben wir uns ken-
nen gelernt. Dann um den Wasserhahn und die
Dachrinnen, und eh ich wusste, wie mir geschah,
hatte er alles repariert. Mir ist noch nichts aufgefallen, was er nicht kann. Er versiegelt sogar die 238
Böden. Und Andy findet ihn großartig.« Andy war
Judiths zwölfjähriger Sohn. »Ich weiß, es geht
mich nichts an«, sagte Dana, »aber kannst du dir
so was leisten?«
»Oh, das ist das Tollste, er will kein Geld«, teilte die Überlebenskünstlerin ihr mit. »Ich bin seine
Dame in Not, und er ist mein Ritter.«
»Wie bitte?«
»Naja, das klingt albern, ich weiß, aber ich glau-be, er ist einfach einsam, und er macht diese Sa-
chen, weil er gern in meiner Nähe ist. Er kommt
aus Detroit und kennt hier nicht viele Leute. Und wir verstehen uns wirklich gut. Wir unterhalten
uns toll und lachen zusammen, und ich koche für
ihn. Wir schauen zusammen fern, wir mögen die-
selbe Musik, wir gehen ins Kino und machen gro-
ße Spaziergänge. Wir lassen’s uns gut gehen.«
»Und weiter?«, hakte Dana nach.
»Na ja, schon gut«, gab die Freundin nach. »Er
ist auch durchaus kein übler Liebhaber.«
»Ich muss sagen, das klingt zu schön, um wahr
zu sein«, murmelte Dana.
»Ist aber so«, sagte Judith mit einem glücklichen Lachen. »Dann freue ich mich wirklich für dich.«
Judith ergriff Danas Hand und drückte sie dank-
bar. »Das wusste ich. Und ich möchte auch, dass
du ihn kennen lernst.«
»Wir lernen uns bestimmt mal kennen.«
»Nein, schon bald, meine ich. Ich weiß, dass du
nicht viel Zeit hast wegen dem Prozess, aber ich
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wollte euch drei zum Essen einladen. Nächsten
Sonntag um sechs. Muss ja nicht spät werden,
und ich koche was Tolles.«
»Ich muss erst mal in meinen Terminkalender
schauen«, erwiderte Dana und wunderte sich,
weshalb sie so zögerlich war. Die McAuliffes wa-
ren häufig zum Essen bei Judith, und sie kochte
wirklich hervorragend. »Ach, komm schon«, sag-
te Judith. »Ich weiß, dass du viel um die Ohren
hast, aber am Sonntag musst du eine Pause ma-
chen. Nicht mal Gott hat sonntags gearbeitet.«
Dana lächelte. »Das stimmt.«
»Außerdem ist es mir wichtig. Ich möchte, dass
du dich mit eigenen Augen davon überzeugst,
dass ich nicht so eine schlechte Menschenkennt-
nis habe.«
Nachdem Dana mit Sam über das Galerieprojekt
gesprochen hatte, schritt er gleich zur Tat. Danas Freunde waren auch seine Freunde. Und für
Freunde setzte man sich ein.
»Der Steuerberater meint, wir geben nicht mal
einen Bruchteil unseres Einkommens aus«, er-
stattete er Dana Bericht. »Das meiste ist ange-
legt. Da wir unser Haus besitzen und Mollys Aus-
bildung gesichert ist, sieht er keine Schwierigkeiten, wenn wir mit einem Teil des Geldes eine
sinnvolle Investition machen.«
»In einigen Dingen ist Judith ein bisschen nach-
lässig«, sagte Dana, »aber in geschäftlichen Fra-
gen ist sie fit, und sie hat ein gutes Auge für
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Kunst. Sie wäre bestimmt eine tolle Galeristin.
Ich denke, wir sollten es machen.« Als Sam sich
zwei Tage vor dem Essen zu seiner Frau ins Bett
legte, sagte er: »Der Steuerberater hat jetzt alles genau durchgerechnet. Er meint,
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