Mein Wille geschehe
Barbara Latham zu seiner Linken
und die von Elise zu seiner Rechten, schloss die
Augen und sprach ein Gebet. Der Hammer fiel.
Der Prozess gegen Corey Latham hatte begon-
nen.
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TEIL ZWEI
Zwischen Recht und Gerechtigkeit liegen oft Welten.
Emmeline Pankhurst
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1
Brian Ayres stand auf und blickte zu den Ge-
schworenen hinüber. »Guten Morgen, meine Da-
men und Herren. Ich danke Ihnen, dass Sie hier
sind«, sagte er mit weit tragender Stimme.
Sechzehn Stimmen murmelten »Guten Morgen«.
Der Staatsanwalt lächelte. »Wenn ich Ihnen sage,
wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie hier sind,
weil unser Rechtssystem ohne Sie nicht funktio-
nieren könnte, versuche ich damit nicht, Ihnen zu schmeicheln oder mir einen Vorteil zu verschaffen. Ich sage ganz einfach nur die Wahrheit.
Denn Sie stellen den Schutz dar, der jedem Ame-
rikaner verfassungsrechtlich zusteht. Ohne Sie,
ohne Ihren Einsatz, wäre niemand von uns si-
cher. Das ist die Wahrheit. Und darum geht es
auch in diesem Prozess – um die Wahrheit. Es
geht darum, sie zu hören, sie zu erkennen und
sich ihr gemäß zu verhalten.«
Er hielt einen Moment inne, und Dana lächelte in
sich hinein. Sie musste einräumen, dass er nicht
nur brillant, sondern auch einfach in seinem Ele-
ment war. Der Gerichtssaal war sein Theater, er
dominierte bereits die Szene und hatte die Ge-
schworenen schon mit seinen ersten Sätzen ge-
fesselt. Und damit nicht genug, sah er auch noch
einfach umwerfend aus in seinem grauen Anzug
und seinem blauen Hemd. Dana beobachtete die
Geschworenen genau. Wie sie es erwartet hatte,
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beugten sich die Frauen ein wenig vor, die Man-
ner richteten sich ein wenig auf, und alle hörten aufmerksamer zu.
»Ich weiß, dass ich Ihnen allen nicht berichten
muss, was am ersten Dienstag im Februar im Hill
House geschehen ist«, fuhr Brian fort. »In jeder
Zeitung, jeder Zeitschrift, jedem Fernsehpro-
gramm des Landes, wenn nicht der gesamten
Welt, wurde man über die Einzelheiten informiert.
Sie hätten auf einem anderen Planeten leben
müssen, um nichts davon zu erfahren. Es geht
bei diesem Prozess also nicht in erster Linie um
die Zerstörung von Hill House, sondern vielmehr
um die Person, die diese Zerstörung verursacht
hat. Es wird darum gehen, dass der Staat, vertre-
ten durch meine Person, Ihnen beweist, dass der
Mann an diesem Tisch dort drüben« – er deutete
auf den Angeklagten – »die Bombe gelegt hat,
die im Hill House jene Explosion auslöste, bei der einhundertsechsundsiebzig Männer, Frauen und
Kinder den Tod fanden.«
Wie auf Stichwort schien jedermann im Gerichts-
saal auszuatmen. Brian nutzte die Gelegenheit,
um gemessenen Schrittes zu seinem Tisch zu ge-
hen und ein Blatt Papier in die Hand zu nehmen.
Als er sich wieder den Geschworenen zuwandte,
war sein Tonfall nicht mehr freundlich. »Susan
Marie Abbott, achtundzwanzig«, las er von dem
Papier ab. »Jean Arnold, vierundvierzig. Melanie
Kay Aronson, dreißig. Eleanor Nash Barrington,
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dreiundfünfzig. Richard Bucklin, zweiundzwanzig
Monate…«
»O mein Gott«, keuchte Corey, als er begriff, was der Staatsanwalt tat.
Dana legte ihm die Hand auf den Arm und drück-
te ihn, um ihn ihrer Unterstützung zu versichern, während Brian Ayres langsam die Namen der Toten verlas.
Das Eröffnungsplädoyer des Staatsanwalts wurde
nach der Mittagspause fortgesetzt und dauerte
bis zum Nachmittag.
Als Brian Ayres die Ankündigung der Beweise be-
endete, die er in den kommenden Wochen darle-
gen wollte, war es drei Uhr nachmittags und Zeit
für die Nachmittagspause. Eine halbe Stunde
später sah Abraham Bendali Dana an. »Möchten
Sie fortfahren?«, fragte er. »Oder erst morgen?«
»Wenn Sie damit einverstanden sind, würde ich
gerne fortfahren, Euer Ehren«, antwortete sie.
Der Richter nickte, und Dana stand auf. Sie trug
ein burgunderrotes Gabardinekostüm, kleine gol-
dene Kreolen in den Ohren und ein dünnes Gold-
kettchen. Ihr Rock war nicht zu kurz, die Pumps
nicht zu hoch. Sie hatte die Absicht, sich bei diesem Prozess schlicht zu kleiden. Sie musste un-
tadelig aussehen, doch sie wollte nicht, dass ihr Outfit jedem verdeutlichte, wie viel sie verdiente.
»Guten Tag, meine Damen und Herren«, begann
sie. Ihre Stimme war weich, klar und deutlich.
»Es wird gemeinhin angenommen, dass ich hier
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bin, um für meinen Mandanten unter allen Um-
ständen einen Freispruch zu erwirken. Dem ist
nicht
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