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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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Barbara Latham zu seiner Linken
    und die von Elise zu seiner Rechten, schloss die
    Augen und sprach ein Gebet. Der Hammer fiel.
    Der Prozess gegen Corey Latham hatte begon-
    nen.
    323

TEIL ZWEI

    Zwischen Recht und Gerechtigkeit liegen oft Welten.
    Emmeline Pankhurst
    324

    1
    Brian Ayres stand auf und blickte zu den Ge-
    schworenen hinüber. »Guten Morgen, meine Da-
    men und Herren. Ich danke Ihnen, dass Sie hier
    sind«, sagte er mit weit tragender Stimme.
    Sechzehn Stimmen murmelten »Guten Morgen«.
    Der Staatsanwalt lächelte. »Wenn ich Ihnen sage,
    wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie hier sind,
    weil unser Rechtssystem ohne Sie nicht funktio-
    nieren könnte, versuche ich damit nicht, Ihnen zu schmeicheln oder mir einen Vorteil zu verschaffen. Ich sage ganz einfach nur die Wahrheit.
    Denn Sie stellen den Schutz dar, der jedem Ame-
    rikaner verfassungsrechtlich zusteht. Ohne Sie,
    ohne Ihren Einsatz, wäre niemand von uns si-
    cher. Das ist die Wahrheit. Und darum geht es
    auch in diesem Prozess – um die Wahrheit. Es
    geht darum, sie zu hören, sie zu erkennen und
    sich ihr gemäß zu verhalten.«
    Er hielt einen Moment inne, und Dana lächelte in
    sich hinein. Sie musste einräumen, dass er nicht
    nur brillant, sondern auch einfach in seinem Ele-
    ment war. Der Gerichtssaal war sein Theater, er
    dominierte bereits die Szene und hatte die Ge-
    schworenen schon mit seinen ersten Sätzen ge-
    fesselt. Und damit nicht genug, sah er auch noch
    einfach umwerfend aus in seinem grauen Anzug
    und seinem blauen Hemd. Dana beobachtete die
    Geschworenen genau. Wie sie es erwartet hatte,
    325

    beugten sich die Frauen ein wenig vor, die Man-
    ner richteten sich ein wenig auf, und alle hörten aufmerksamer zu.
    »Ich weiß, dass ich Ihnen allen nicht berichten
    muss, was am ersten Dienstag im Februar im Hill
    House geschehen ist«, fuhr Brian fort. »In jeder
    Zeitung, jeder Zeitschrift, jedem Fernsehpro-
    gramm des Landes, wenn nicht der gesamten
    Welt, wurde man über die Einzelheiten informiert.
    Sie hätten auf einem anderen Planeten leben
    müssen, um nichts davon zu erfahren. Es geht
    bei diesem Prozess also nicht in erster Linie um
    die Zerstörung von Hill House, sondern vielmehr
    um die Person, die diese Zerstörung verursacht
    hat. Es wird darum gehen, dass der Staat, vertre-
    ten durch meine Person, Ihnen beweist, dass der
    Mann an diesem Tisch dort drüben« – er deutete
    auf den Angeklagten – »die Bombe gelegt hat,
    die im Hill House jene Explosion auslöste, bei der einhundertsechsundsiebzig Männer, Frauen und
    Kinder den Tod fanden.«
    Wie auf Stichwort schien jedermann im Gerichts-
    saal auszuatmen. Brian nutzte die Gelegenheit,
    um gemessenen Schrittes zu seinem Tisch zu ge-
    hen und ein Blatt Papier in die Hand zu nehmen.
    Als er sich wieder den Geschworenen zuwandte,
    war sein Tonfall nicht mehr freundlich. »Susan
    Marie Abbott, achtundzwanzig«, las er von dem
    Papier ab. »Jean Arnold, vierundvierzig. Melanie
    Kay Aronson, dreißig. Eleanor Nash Barrington,
    326

    dreiundfünfzig. Richard Bucklin, zweiundzwanzig
    Monate…«
    »O mein Gott«, keuchte Corey, als er begriff, was der Staatsanwalt tat.
    Dana legte ihm die Hand auf den Arm und drück-
    te ihn, um ihn ihrer Unterstützung zu versichern, während Brian Ayres langsam die Namen der Toten verlas.
    Das Eröffnungsplädoyer des Staatsanwalts wurde
    nach der Mittagspause fortgesetzt und dauerte
    bis zum Nachmittag.
    Als Brian Ayres die Ankündigung der Beweise be-
    endete, die er in den kommenden Wochen darle-
    gen wollte, war es drei Uhr nachmittags und Zeit
    für die Nachmittagspause. Eine halbe Stunde
    später sah Abraham Bendali Dana an. »Möchten
    Sie fortfahren?«, fragte er. »Oder erst morgen?«
    »Wenn Sie damit einverstanden sind, würde ich
    gerne fortfahren, Euer Ehren«, antwortete sie.
    Der Richter nickte, und Dana stand auf. Sie trug
    ein burgunderrotes Gabardinekostüm, kleine gol-
    dene Kreolen in den Ohren und ein dünnes Gold-
    kettchen. Ihr Rock war nicht zu kurz, die Pumps
    nicht zu hoch. Sie hatte die Absicht, sich bei diesem Prozess schlicht zu kleiden. Sie musste un-
    tadelig aussehen, doch sie wollte nicht, dass ihr Outfit jedem verdeutlichte, wie viel sie verdiente.
    »Guten Tag, meine Damen und Herren«, begann
    sie. Ihre Stimme war weich, klar und deutlich.
    »Es wird gemeinhin angenommen, dass ich hier
    327

    bin, um für meinen Mandanten unter allen Um-
    ständen einen Freispruch zu erwirken. Dem ist
    nicht

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