Mein Wille geschehe
niemandem über den Prozess zu sprechen,
und setzte den Termin für den nächsten Tag auf
zehn Uhr morgens fest. Der Tag war weitgehend
so verlaufen, wie das Team der Verteidigung er-
wartet hatte. Brian Ayres hatte vier Stunden ge-
sprochen, Dana McAuliffe vier Minuten.
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»Rufen Sie bitte Ihren ersten Zeugen auf, Herr
Staatsanwalt.«
Mit diesen Worten von Richter Bendali begann
der zweite Tag des Hill-House-Prozesses. Brian
Ayres, der einen dunkelblauen Anzug und ein
beigefarbenes Hemd trug, erhob sich und wandte
sich den Geschworenen zu. »Guten Morgen«,
sagte er mit einem freundlichen Lächeln, und die
Geschworenen erwiderten das Lächeln und mur-
melten ebenfalls »Guten Morgen«. Dann wandte
Brian sich zur Richterbank. »Die Anklage ruft Ho-
ward Metzger auf, Euer Ehren.«
Ein stämmiger Mann um die fünfzig wurde he-
reingebeten und zum Zeugenstand geführt. Als er
zwischen den Zuschauern hindurchging, versuch-
ten viele, einen Blick auf ihn zu erhaschen. Der
Protokollführer nahm den Eid ab und bat dann
den Zeugen, seinen Namen zu sagen. Daraufhin
setzte sich Metzger, der in seinem dreiundzwan-
zigjährigen Berufsleben in über dreißig Fällen als Zeuge aufgetreten war, und sah den Staatsanwalt gelassen an.
»Mr Metzger«, begann Brian, »sagen Sie bitte
den Geschworenen, für wen Sie beruflich tätig
sind.«
»Für das Federal Bureau of Investigation«, ant-
wortete Metzger mit leichtem Südstaatenakzent.
»Und in welchem Bereich sind Sie für das FBI tä-
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tig, Sir?«
»Für die Untersuchung von Bombenanschlägen.«
»Wurden Sie im letzten Februar zum Familien-
zentrum Seattle gerufen?«
»Ja, das wurde ich.«
»Was fanden Sie dort vor?«
»Ein Gebäude, das durch einen Brand zerstört
worden war.«
»Und konnten Sie die Ursache für das Feuer er-
mitteln?«
»Ja, das Feuer wurde meinen Ermittlungen nach
durch eine Bombe verursacht.«
»Konnten Sie und Ihre Mitarbeiter Teile der Bom-
be sicherstellen?«
»Ja.«
»Konnten Sie dieses Material, ohne es durch Be-
rührung zu verändern, zur genauen Analyse in
Ihr Labor befördern?«
»Ja.«
»Und ging aus diesen Analysen hervor, um was
für eine Art von Bombe es sich handelte?«
»Ja. Es handelte sich um eine so genannte Aspi-
rinbombe.«
»Können Sie das bitte erklären?«
»Das ist eine Form von Plastiksprengstoff, der
aus gewöhnlichem Aspirin, Methylalkohol, Gar-
tendünger und Batteriesäure hergestellt wird.«
»Können Sie den Geschworenen mitteilen, wie
schwierig es ist, solchen Sprengstoff herzustel-
len?«
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Der Ermittler zuckte die Achseln. »Das kann so
einfach sein, dass es einem geschickten Kind ge-
lingt, oder so kompliziert, dass nur ein Fachmann es bewerkstelligen kann.«
»Wie schwierig ist es, eine Aspirinbombe anzufer-
tigen?«
»Man müsste Vorkenntnisse besitzen und sehr
präzise arbeiten, aber man muss dazu kein
Fachmann sein.«
»Würde jemand, der, sagen wir mal, im Umgang
mit Waffen geschult wurde, in der Lage sein, eine solche Bombe herzustellen?«
»Davon gehe ich aus.«
»Muss eine solche Bombe in einem Labor ange-
fertigt werden?«
»Nein«, antwortete Metzger. »Sie lässt sich mit
einer einfachen Grundausstattung in jedem gut
belüfteten Raum herstellen.«
»Einer Garage, zum Beispiel?«
»Richtig.«
»Haben Sie etwas Aufschlussreiches in den si-
chergestellten Überresten der Bombe entdecken
können?« Metzger nickte. »Wir fanden Fasern,
die wir einer Stoffart zuordnen konnten, aus der
Matchbeutel hergestellt werden. Wir gehen davon
aus, dass die Bombe in einem solchen Beutel
transportiert wurde.«
»Konnten Sie die Herkunft der Matchbeutel ermit-
teln?«
»Ja. Wir konnten feststellen, dass sie beim Militär 334
verwendet werden.«
Ein Raunen ging durch die Zuschauerreihen, wo
die Angehörigen der Opfer und die Überlebenden
des Anschlags saßen.
»Das nenne ich eine klare Linie«, raunte Helen
Gamble Raymond Kiley zu.
In den folgenden Stunden befragte Brian den
FBI-Agenten eingehend zur Herstellung jener Art
von Bombe, mit der Hill House zerstört worden
war, und bemerkte dabei erfreut, dass die Ge-
schworenen aufmerksam zuhörten. Er fragte, bis
einige der Geschworenen sichtlich zu ermüden
begannen. Dann, kurz vor Ende des Prozessta-
ges, überließ er seinen Zeugen der Verteidigung.
Dana, in einem hellgrauen Kostüm, stand auf.
»Mir ist bewusst, wie spät es schon ist, und ich
werde nur einige kurze
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