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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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richtig gedeutet. Deine Liebe stirbt, sie zuckt wie der Schein der Kerze vor mir, und morgen, morgen wird sie mit einem letzten Schrei erstarren. Aber noch halte ich zu dir. Weil ich dein einziges Licht bin. Hab keine Angst. Ich verlasse dich nicht. Ich werde Gott töten. Ich werde den Satan töten. Ich werde alle töten, diese ganze verdammte Stadt, jede einzelne Fratze, die es wagt, im Heer des Hasses gegen uns anzutreten.
    Sie werden sterben. Alle, die sich zusammengerottet haben. Die Polizisten, die menschlichen Masken in den Straßen und Geschäften, der Konsum, die Verachtung und der Mann, der alles beobachtet und jeden Abend herumschleicht.
    Heute Abend war er am Hochhaus, in dem Gabriele Hofmann wohnt. Er ist ein Drahtzieher! Er dringt in jeden Winkel unserer Gedanken. Er hat meinen Plan aus meinem Kopf gestohlen – aber ich war schneller. Ich war zuerst bei Gabriele! Doch jetzt pumpt sich die Angst stoßweise durch meine Adern: Was will der Mann von dir? Sag es!
    Töten! Ich werde ihn töten. So, wie ich Martin Gärtner getötet habe. Hilde Wimmer. Und Gabriele Hofmann. Und es war gut so. Ich darf weiter töten, das sagen mir die Stimmen, und nur ihnen vertraue ich. Ich darf töten, um dich in unsere Bastion zu führen – oder zu vernichten. Du gehörst nur mir!
    Mein wirst du bleiben!

[home]
34
    Samstag, 14. August, 3:40 Uhr
    D as kann nicht sein!«, sagte Doktor Wittke. »Nicht Frau Hofmann.« Mit harten Schritten ging er zwischen Empfangstresen und Eingangstür hin und her, die Arme verschränkt, den Kopf gesenkt, während Ehrlinspiel in den Schreibblocks blätterte und Schubladen herauszog und Freitag den Schrank öffnete, in dem die weißen Kittel hingen. Die Wanduhr zeigte drei Uhr vierzig in der Nacht.
    »Ist sie bedroht worden?«, fragte der Kriminalhauptkommissar. Hofmanns Arbeitsplatz ließ keine Hinweise darauf zu. Doch ihre Wohnung, sicherer als jedes Militärgelände, deutete auf anderes.
    »Wer sticht eine Frau im Aufzug nieder?« Der Hausarzt schien fassungslos.
    »Wer tötet einen Frührentner mit Nussöl und stößt eine alte Frau die Treppe hinunter?«
    Schon an der Kreuzung vor dem Hochhaus hatten Ehrlinspiel und Freitag das Blaulicht durch die Nacht zucken sehen, der Krankenwagen hatte mit geöffneten Türen vor dem Eingang gestanden, und im elften Stock knieten Notärzte und Rettungssanitäter neben der leblosen Arzthelferin, riefen »Venenzugang, schnell« und »Volumen, Volumen« und intubierten sie dann.
    Wie ein Sack lag Gabriele Hofmann am Boden, die rosa Bluse vollgesogen mit Blut. Der Steinboden war fleckig und rot, und zwischen Aufzugkabine und Schacht fiel alle paar Sekunden ein Tropfen mit leisem Platschen in die Tiefe. »Sie hat in der Aufzugtür gelegen«, berichtete ein Kollege vom KDD , der unter den Ersten am Tatort angekommen war. »Zwei Stiche in den Bauch. Die Tür ist dauernd auf- und zugegangen. Weil der Fahrstuhl nicht kam, ist ein Bewohner hinaufgelaufen, in der Vermutung, dass ›einer von dem Pack‹ einen Einkaufswagen in die Tür geklemmt hatte.«
    »Wenn sie stirbt …« Jakob Wittke blieb stehen.
    »Hat Frau Hofmann sonst noch private Sachen hier?« Ehrlinspiel nahm eine leere und zwei volle kleine Flaschen aus der Schublade.
Dry Wodka. Gin. Rum.
Er erinnerte sich an die Nacht, in der Doktor Wittke Hilde Wimmer gefunden hatte und später, als sie am Absperrband gestanden hatten, aussagte, er sei auf dem Nachhauseweg von der Praxis gewesen. Dort habe er prüfen wollen, ob eine seiner Helferinnen mit Alkoholproblem einen Vorrat angelegt hatte.
    »Für Privates hat jede Mitarbeiterin eine Schublade. Sonst nichts.« Doktor Wittke kam um den Tresen herum und setzte sich auf einen der beiden Drehstühle. Er rieb sich über das Kinn und sah zu Ehrlinspiel auf, der sich mit einer Pobacke auf den Tisch neben Faxgerät und Drucker setzte. »Glauben Sie«, fragte Wittke, »dass der … der Mordversuch etwas mit … meinen Patienten zu tun hat?«
    »Glauben
Sie
es?« Bisher schien der Arzt sich kaum Gedanken über den ungewöhnlichen Tod seiner beiden Patienten gemacht zu haben. Oder er zeigte es nicht.
    »Ich bin ein schlechter Detektiv, Herr Ehrlinspiel.«
    »Wie gut kennen Sie Frau Hofmann?«
    »Privat kaum. Ich weiß nicht einmal, ob sie Familie hat. Aber« – er zeigte auf die Flaschen – »gewisse Dinge habe ich schon bemerkt. Ich hatte gestern ein Gespräch mit ihr.« Er lehnte sich zurück und blickte zur Zimmerdecke, und Ehrlinspiel dachte, dass sein

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