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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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den Tisch. »Aber irgendjemand muss ihn gehasst haben.«
    »Und wer, weiß nicht einmal die Filzmaus. Das hätte sie uns doch garantiert auf dem Silbertablett samt Sahnehäubchen serviert: ›Ich will ja nichts Schlechtes über andere sagen‹«, ahmte Freitag ihre krächzende Stimme nach, »›aber neulich, da habe ich ganz zufällig gesehen … Jetzt essen Sie doch, meine Herren …‹«
    Ehrlinspiel hätte gern gelacht, doch ihm war nicht danach zumute. »Die kann eben auch nicht die schmutzige Wäsche aller Bewohner gleichzeitig waschen.«
    Freitag grinste und schnüffelte. »Was wir mit unseren Klamotten aber bald tun sollten.«
    Sie gingen in die Umkleidekabinen.
    »Wie schaffst du es nur, immer so gelassen zu bleiben?«, fragte Ehrlinspiel und nahm ein Handtuch aus seinem Spind. »Wir haben nichts, Freitag! Niente! Nada! Wir wissen noch nicht einmal, in welche Richtung wir ermitteln sollen. Irgendwo ist da ein Riesensumpf, den wir übersehen.« Er klang heftiger, als er beabsichtigt hatte.
    »Moritz.« Paul drehte sich zu ihm. »Wir wissen erst seit gestern überhaupt, dass es ein Mord war. Und wir arbeiten seither pausenlos.«
    »Trotzdem: Der Kern der Fahndungslage ist ein schwammiges Nichts.«
    Als die Soko Draisstraße sich zwei Stunden zuvor versammelt hatte, war die Stimmung auf dem Nullpunkt gewesen. Ehrlinspiel ließ die Sitzung kurz Revue passieren.
    »Was haben wir seit der Frühbesprechung?«, hatte Meike Jagusch, die Soko-Leiterin, gefragt.
    »Scheißwetter, Scheißstimmung und ein Haufen Überlegungen, bei denen nichts rauskommt«, hatte Lukas Felber geantwortet und mit einem Stift auf einen Stapel Papier geklopft.
    Jagusch blickte zu dem Kriminaltechniker. »Dann fangen wir mit den objektiven Befunden an.«
    Felber hob die Schultern. »Wie Reinhard Larsson schon sagte: Die Walnussöle sind alle gleich. Unmöglich, da einen Hersteller und eine Marke zu analysieren.« Er zog ein Blatt aus einem Ordner. »Im
Frischeparadies
gibt es vier Sorten.
Brölio, Mazola,
eines aus Shanxi in China namens –«
    Jagusch winkte ab. »Das hilft uns nicht weiter. War Nussöl in der Wohnung?«
    Felber verneinte. »Alles, was wir haben, sind ein paar Fingerabdrücke. Die meisten von dem Toten, klar. Dann welche von der Hausmeisterin Britta Zenker und unserem Kollegen Stefan Franz« – er sah auf –, »der seinen Job erledigt hat und an unseren Besprechungen nicht mehr teilnimmt. Damit sind das drei Sätze berechtigter Abdrücke. Außerdem gibt es noch unbekannte von einer weiteren Person.«
    Ehrlinspiel beugte sich nach vorn und dachte, wie seltsam der Polizeijargon für Außenstehende klingen musste. Und er dachte an sein kurzes Gespräch mit Meike Jagusch vor der Besprechung, in dem er über Franz’ Verhalten am Tatort berichtet und sie gebeten hatte, ihn aus der Soko zu entlassen. Sie hatte genickt.
    »Unbekannte Abdrücke ein und derselben Person haben sich auf der Stuhllehne befunden, auf dem Papierrollenhalter und der WC -Spülung im Bad. Und an den Türklinken.« Er machte eine Pause. »Am Kühlschrank sind nur Gärtners und Zenkers Spuren, an der Milchpackung nur Gärtners.«
    Jagusch seufzte. »Die Tat war geplant. Es wäre ja fast komisch gewesen, wenn der Nussöl-Überbringer sein Vorgehen so genau durchdacht und dann frisch-fröhlich seine Abdrücke verteilt hätte. Was sagt das BKA ?«
    In Wiesbaden befand sich die zentrale Datenbank mit bald vier Millionen gespeicherten Finger-, Handflächenabdrücken und sogenannten offenen Spuren. Das automatisierte Fingerabdruck-Identifizierungssystem AFIS glich die anatomischen Merkmale bekannter und unbekannter Abdrücke permanent miteinander ab.
    »Nichts. Die Abdrücke gehören keinem registrierten Straftäter, auch keine Übereinstimmungen mit anonymen Spuren von anderen Tatorten.«
    »So viel auch zum Thema, dass ihn nie jemand besucht hätte«, warf Paul Freitag ein und lehnte sich zurück.
    »Essen Sie doch, meine Herren«, murmelte Ehrlinspiel.
    »Bitte! Konzentriert euch!« Jagusch wirkte eher erschöpft denn böse.
    Lukas Felber sah auf seine Notizen. »Lachs und Sekt sind aus dem Supermarkt in der Engelbergerstraße, dem
Frischeparadies.
Die teuersten Marken. Wir haben in einer Küchenschublade Kassenbelege von über drei Jahren gefunden, dazu Notizen über Einnahmen und Ausgaben. Zwei interessante Dinge dazu: Auf dem Beleg vom Montag steht keine Milch, aber auf dem vom Samstag. Die war also mindestens seit dem Wochenende in seiner Wohnung.

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