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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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grüßte und zögerte in ihren Schritten. »Kann ich helfen?«
    Ehrlinspiel zeigte ihr seinen Dienstausweis, stellte Freitag und sich vor und fragte, ob sie hier wohne und Martin Gärtner gekannt habe.
    Sie nahm eine große Tasche von der Schulter und stellte sie zu Boden. Ein grüner Lumpen fiel heraus. Mitten in der Bewegung, ihn aufzuheben, hielt sie inne, ihr Blick flatterte für einen Moment zu Ehrlinspiel, und er dachte, dass sie ein zartes Gesicht und schöne Augen hatte, von einem leuchtenden Kristallblau, in dem Indigo leicht überwog. Und dass sie erschöpft wirkte.
    »Ich kenne Sie«, sagte die Frau und richtete sich auf. »Sie waren schon einmal hier!«
    »Ja. Am Dienstag. Als Ihr Nachbar tot aufgefunden wurde.«
    »Was wollen Sie wissen? Aber machen Sie’s kurz, ich bin müde von der Arbeit.«
    »Alles, was
Sie
von ihm wussten.«
    »Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen. Mit dem Mann habe ich außer einem ›Hallo‹ im Treppenhaus nicht ein Wort gewechselt.«
    »Er war also nicht anders als in den letzten Wochen? Gesprächiger? Stiller?«
    »Tut mir leid, das weiß ich wirklich nicht.«
    »Wo arbeiten Sie, wenn ich fragen darf?« Lumpen waren nicht gerade die Alltagsausstattung in einem Bürojob.
    »Ich putze.«
    »Raumpflegerin.« Freitag lächelte sie an. Ihre Hände waren kräftig, aber makellos.
    Sie erwiderte das Lächeln flüchtig. »Wenn Sie es beschönigen wollen, ja. Aber es ist kein so schlechter Job, wie viele denken.«
    »Bei Martin Gärtner haben Sie nicht geputzt, oder?« Was für eine blöde Frage, dachte Ehrlinspiel, aber wer weiß …
    »Nein.« Eine Pause entstand. »Sagen Sie … was ist eigentlich aus dem Hund geworden? Das arme Geschöpf!« Sie blickte umher, als könne das Tier jeden Moment hinter der versiegelten Wohnungstür des Toten auftauchen.
    Sie macht sich dieselben Gedanken wie ich, dachte Ehrlinspiel. »Ist in guten Händen. Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen im Haus? Fremde vielleicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.« Sie schlug die Augen nieder. »Er hat es sicher gut bei Gott.«
    »Verraten Sie mir noch Ihren Namen?«, fragte der Hauptkommissar und notierte ihre Antwort: »Miriam Roth.«
    Moritz Ehrlinspiel und Paul Freitag versuchten ihr Glück noch bei den anderen Hausbewohnern. Doch alle, die sie antrafen, zuckten nur die Schultern: Martin Gärtner? Nein, über den kann ich Ihnen nichts sagen. Auch die Kassiererinnen des Supermarktes wussten nichts Neues beizutragen. Sie bestätigten lediglich, dass der Tote jeden Tag da gewesen war. Aufgefallen war niemandem etwas in der letzten Zeit.
    Niemand trauerte um den Toten. Keiner hatte sich für ihn interessiert. Außer der Mörder.

[home]
6
    E
rmordet?«
Thea Roth ließ das Geschirrtuch sinken und starrte ihre Tochter an. Die Pendelleuchte warf weißes, warmes Licht auf deren schmales Gesicht. »Wie kommst du darauf?«
    Miriam Roth spülte Schaum von einem Teller und reichte ihn ihrer Mutter. »Sei doch nicht so naiv, Mama. Die Polizei war am Dienstagmorgen bei diesem Gärtner unten, das hast du doch selbst erzählt. Und heute, am frühen Abend, waren sie hier im Haus.«
    Reglos hielt Thea den Teller in der Hand. »Sie waren noch einmal hier? Aber warum denn?« Wasser tropfte auf ihre Sandalen.
    »Lass doch dieses schreckliche Thema.« Miriam tauchte ihre Hände ins Spülbecken, und die Tassen schlugen dumpf im Wasser aneinander. Im Hintergrund lief klassische Musik. »Warum hast du überhaupt schon wieder von diesem Gärtner angefangen? Seit seinem Tod wirkst du so … irgendwie bedrückt und gleichzeitig nervös.« Sie sah Thea an. »Es gibt doch so viele schöne Dinge.«
    »Wollte die Polizei etwas von dir?« Mechanisch rieb Thea über den Teller und spürte, wie ihr die Kehle eng wurde.
    »Ach, Mama«, sagte Miriam in einem Ton, als rede sie mit einem kleinen Kind, dem man genervt, aber liebevoll erklärt, dass es jetzt kein Eis mehr bekommt. »Es ist gut.
Uns
geht es gut.«
    Thea blickte durch die geöffnete Balkontür auf die üppigen Blumenkästen und den Stuhl mit dem bestickten Kissen, der zwischen Brüstung und Hauswand gerade einmal Platz fand. Sommerlich warme Nachtluft strömte in die Küche, und manchmal, wenn die Lichter der Nachbarhäuser gelöscht und die letzten Motorengeräusche verstummt waren, saß sie hier, blickte in die Nacht und suchte in ihrer Erinnerung nach einer Vergangenheit, aus der sie hätte Kraft schöpfen können. Wenn sie wieder nichts fand, wusste sie, dass ihr

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