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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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ahnte, dass Mark uns noch immer beobachtete. Vielleicht hatte er sich seinen Kollegen wieder zugewandt, aber aus den Augenwinkeln sah er bestimmt noch herüber.
    »Haben Sie keine guten Erfahrungen mit der Exekutive gemacht?« Die Frage klang eine Spur zu kokett. Für meine Verhältnisse war das schon fast am Rande eines Flirts.
    »Wie das eben so ist. In Ulm ist kaum mal etwas los, und wenn dann ein Fall da ist, kriegt man keine Auskunft.« Er lachte und zuckte mit den Achseln. »Berufsrisiko.«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Und was machen Sie hier«, wollte Krüger wissen, »wenn Sie schon nicht von der Polizei sind? Dass Sie hier sind, deutet zumindest darauf hin, dass Sie vielleicht doch etwas wissen könnten.«
    »Das Einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass hier eine Leiche angeschwemmt worden ist.« Damit hatte ich nicht zu viel verraten. Bestimmt hatte er gesehen, wie der Leichensack abtransportiert worden war.
    »Dann ist der Tote noch nicht identifiziert?«
    »Das dauert wohl noch«, wich ich aus. Ich wollte nicht am nächsten Morgen in der Zeitung zitiert werden. Deshalb hielt ich es auch nicht für nötig, das Geschlecht der Leiche zu korrigieren.
    »Gut, ich verstehe. Dann versuche ich mein Glück eben doch bei denen dort oben«, sagte er und deutete mit spöttischem Grinsen auf die Brücke. »Vielleicht sagen die mir etwas. Verübeln dürfen Sie es mir nicht, dass ich es versucht habe.«
    »Der Versuch ist nicht strafbar«, tröstete ich ihn.
    »Trotzdem würde es mich interessieren, was Sie hier machen. Ich verspreche, es steht morgen nicht in der Zeitung.« Er hob die Hand. »Indianerehrenwort!«
    »Ich bin Privatdetektivin«, antwortete ich nach kurzem Überlegen. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit denen da oben.«
    Mit diesen Worten ging ich zurück zum Auto und wusste, dass mir nun zwei Augenpaare folgten.

    Auf dem Rückweg rief ich Marina an. Sie schien sich beruhigt zu haben und wirkte gefasster, auch wenn ihre Stimme noch immer zitterte. Ich ließ erst gar keine Hoffnung aufkommen. Hatte ich doch selbst die Erfahrung gemacht, dass nichts schlimmer war, als das verzweifelte Greifen nach einem Strohhalm, der jäh abgeknickt wurde.
    »Es tut mir leid«, sagte ich einfach, weil mir die Worte für den schmerzlichen Verlust ihrer Freundin fehlten, und legte auf.
    Adrenalin durchströmte mich, und meine Nackenhärchen stellten sich auf. Ich hatte noch nie in einem Mordfall ermittelt. Auf der einen Seite war es ein prickelndes Gefühl, das Spiel mit einer unbekannten Gefahr. Gleichzeitig hatte mich unbändiger Ehrgeiz gepackt. Das war der Fall meines Lebens!
    Trotz allem ließ mich ein anderer Gedanke nicht los.
    Mark Heilig war also wieder in Ulm. Wie lang war es her, dass er nach Stuttgart gegangen war? Sechs oder sieben Jahre vielleicht.
    Wir hatten uns auf der Polizeischule kennengelernt. Und er war ein Weiberheld gewesen. Wer sich ihm hingab, war ihm verfallen. Er hinterließ eine Menge gebrochener Herzen. Beziehungen hatte er nicht. Und wenn doch, waren sie nur von kurzer Dauer. Doch jedes der Mädchen würde schwören, die Zeit mit ihm genossen zu haben wie nichts zuvor. Keine verlor ein böses Wort über ihn, und jede hoffte insgeheim, dass er zu ihr zurückkehren würde. Er tat es nie.
    Für mich war er keine Gefahr gewesen. Der Mensch, der ich damals war, passte nicht in sein Beuteschema. Dazu war ich zu bieder und brav gewesen. Immer auf der Suche nach der großen, der einzigen Liebe.
    Mir war natürlich aufgefallen, dass er gut aussah. Aber ich hütete mich davor, in seine Nähe und damit in seine Fänge zu geraten.
    Wie es zu der Knutscherei auf der Party gekommen war, blieb mir bis heute ein Rätsel. Wir hatten geflirtet. Zum ersten Mal hatte er mich wahrgenommen. Dann waren wir ins Nebenzimmer verschwunden, und ehe ich mich versah, lagen wir wild knutschend auf dem Sofa.
    Er hatte Gefühle und Empfindungen in mir hervorgerufen, von denen ich noch nicht einmal geahnt hatte, dass sie existierten. Er hatte ein Feuerwerk in mir ausgelöst, und mir wurde noch heute angenehm warm, wenn ich daran dachte.
    Irgendwann hatte mein alkoholumnebeltes Gehirn die Arbeit wieder aufgenommen und beschlossen, dass ich nicht eine weitere Kerbe in der Liste seiner Eroberungen sein wollte. Beinahe panisch hatte ich das Schlafzimmer und die Party ohne weitere Erklärungen verlassen.
    In den kommenden Wochen war ich ihm aus dem Weg gegangen, denn wann immer ich ihn gesehen hatte, hatte

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