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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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aussah. Man hätte ihn eitel nennen können, vielleicht auch einfach nur affektiert. Er spielte übertrieben mit seinen Reizen und stellte sie, nicht einmal gekonnt, zur Schau. Und zweitens war er ein Aufschneider.
    Das junge Mädchen ging zur Bar, und ich nutzte die Gelegenheit und steuerte auf ihn zu. Als er mich sah, zauberte er ein Lächeln auf seine Lippen, dass jedem Vorstand einer Zahnpastafirma das Herz aufgegangen wäre ob des attraktiven Models.
    Als ich vor ihm stand, merkte ich, dass auch sein Aftershave eine Spur zu aufdringlich war. Ich rümpfte die Nase und beschloss, flach zu atmen.
    »Dich habe ich ja noch nie hier gesehen«, strahlte er mich mit seinen funkelnd weißen Zähnen an. Dass das Mädchen von eben erst gegangen war, hielt ihn nicht von einem weiteren Flirt ab.
    »Das mag daran liegen, dass ich zum ersten Mal hier bin.« Ich lächelte und streckte ihm die Hand entgegen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sie zu schütteln. »Jule Flemming, wir haben telefoniert.«
    Das Lächeln auf seinen Lippen erstarb, und seine Miene gefror.
    »Sie haben wohl nicht damit gerechnet, dass ich kommen würde.«
    Widerstrebend nickte Goldmann.
    »Gut, jetzt bin ich also hier. Können wir uns irgendwo kurz in Ruhe unterhalten?«
    Er deutete auf einen Tisch in einer Nische und ging voran.
    Das Mädchen, mit dem er sich zuvor unterhalten hatte, kam mit einem Getränk zurück, doch er bedeutete ihr, dass er jetzt keine Zeit hatte. Enttäuscht ging sie davon, blieb aber in Sichtweite stehen und musterte mich und das Geschehen in der Nische mit Argusaugen.
    Ich zog das Foto von Susanne Dauber aus der Tasche, und Goldmann bekam augenblicklich glänzende Augen. Er betrachtete es mit einer Mischung aus Gier und unverhohlener Neugier.
    »Susanne«, kam er meiner Frage zuvor. Ich nickte.
    »Dauber, richtig. Sie wird vermisst.«
    In der Zeitung war nur von einer geschlechtslosen Leiche die Rede gewesen, daher nahm ich mir die Freiheit dieser kleinen Lüge.
    »Und jetzt?«
    »Sie hatten mit ihr ein Blind Date, weil Sie auf eine Kontaktanzeige geantwortet haben.«
    »Tatsächlich.« Seinem Tonfall war nicht zu entnehmen, ob es eine Bestätigung oder eine Frage war. Er griff nach seinem Glas und trank einen Schluck, ließ mich dabei aber nicht aus den Augen.
    Ich seufzte.
    »Herr Goldmann, glauben Sie, ich habe Lust, mich hier mit Ihnen zu unterhalten? Für meine private Zeit hätte ich ein anderes Umfeld und einen anderen Umgang gewählt. Jetzt bin ich aber hier. Machen Sie es uns nicht schwerer als es ist. Ich bitte Sie einfach nur, mir ein paar Fragen zu beantworten. Anschließend trennen sich unsere Wege, und Sie sind mich los.«
    Er schien nachzudenken und nickte dann kaum merklich.
    »Gut, Sie haben sich also mit ihr getroffen. Wie ist es gelaufen?«
    »Sie wäre genau mein Typ gewesen. Witzig, charmant, gut aussehend. Leider schien sie mich nicht zu mögen. Warum auch immer.«
    Darauf wären mir auf Anhieb ein gutes Dutzend Antworten eingefallen. Die erste hatte mit seinem penetranten Aftershave zu tun. Es kitzelte mich in der Nase, und ich unterdrückte schon wieder ein Niesen.
    »Irgendwie ist das bei Blind Dates immer so. Man trifft jemanden, und der eine fährt voll auf den anderen ab. Leider beruht das in den seltensten Fällen auf Gegenseitigkeit. Und dann kennen die sich auch noch untereinander.«
    Er sprach nicht weiter und blickte hinüber zu dem Mädchen, das uns noch immer beobachtete. Er winkte ihr beruhigend zu.
    »Wie meinen Sie das?« Die Pause dauerte mir zu lang. Ich hatte keine Lust, den ganzen Abend hier zu verbringen und ihm die Informationen wie Regenwürmer aus der Nase zu ziehen.
    »Kurz vor Susanne habe ich eine andere Frau kennengelernt. Auch über eine Annonce. Sie sah nicht schlecht aus, aber irgendwie war sie nicht mein Typ. Dafür stand sie auf mich. Das schmeichelt schon. Ändert aber nichts an der Tatsache. Sie hat mich oft angerufen, manchmal mitten in der Nacht. Wollte einfach nicht kapieren, dass ich nichts von ihr wollte. Auf jeden Fall habe ich mich mit Susanne getroffen, und dann taucht diese Tussi plötzlich auf und veranstaltet ein Geschrei, wie nur Weiber es können. Entschuldigung«, fügte er hinzu und grinste. »Anwesende ausgeschlossen.«
    Er hatte keine Ahnung, zu welchem Geschrei ich in der Lage war. Wenn das so weiterging, würde ich ihm eine kleine Kostprobe bieten müssen.
    »Und die beiden kannten sich, da bin ich ganz sicher. Na, auf jeden Fall sind sie sich fast

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