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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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Kinder bekommen? Hatte sie etwas vermisst? Ich wusste es nicht.
    Was ich jedoch genau wusste, war, dass sich unser Verhältnis nicht ändern würde. Warum auch? Für sie war alles normal.

    Was sollte ich jetzt tun? Wo sollte ich hin? Zurück nach Hause wollte ich nicht. Jemand hatte meine Intimsphäre verletzt. Mein Reich, und sei es noch so unscheinbar und klein, war mir heilig. Weil es meines war. Ich hatte es mir geschaffen. Und dorthin durfte niemand gelangen. Außer auf meinen ausdrücklichen Wunsch. Es hatte mich viel Mühe und Überwindung gekostet, mir etwas Eigenes aufzubauen, und nun hatte es jemand entweiht.
    Ich überlegte kurz, dann beschloss ich, meiner Freundin Conny einen Besuch abzustatten. Ich hatte sie schon länger nicht mehr gesehen und vermisste sie.
    Auf dem Weg zu ihr rief Fanny an und riss die nächste Baustelle auf. Sie hatte herausgefunden, was Lou für ein Geheimnis vor uns verbarg, und es hatte nicht nur sie in höchstem Maß alarmiert.
    Sie war auf einen abgeschlossenen Kellerraum gestoßen, in dem sie Dekorationsmaterial vermutet hatte. Auch nach längerem Suchen war der Schlüssel nicht aufzufinden gewesen, und Lou hatte nur schroff erklärt, dass er ihn nicht habe und das von ihr Gesuchte dort nicht sei.
    Das hatte Fanny in ihren Bemühungen, den Schlüssel zu finden, natürlich nur angestachelt. Und schließlich hatte sie ihn entdeckt. In Lous Schreibtischschublade.
    Ich verkniff mir jeden weiteren Kommentar.
    Ohne zu zögern, war sie in den Keller hinuntergestiegen und hatte nachgesehen. Der Raum war über und über voll mit sauber verschlossenen Kartons gewesen, die allesamt mit asiatischen Schriftzeichen versehen waren.
    Was hatte Lou jetzt nur wieder angestellt? Was lagerte er da im Keller? Plagiate? Von was? Oder Pillen? Himmel, man konnte ihn wirklich nicht allein lassen. Ich musste der Sache auf jeden Fall nachgehen, bevor er sich ins Unglück stürzte. Wenn die Polizei einen Durchsuchungsbefehl erwirken konnte, dann gute Nacht.
    In Gedanken versunken und mit keineswegs kleiner werdenden Sorgen erreichte ich Blaustein. Conny hatte früh geheiratet. Einen Rechtsanwalt. Soweit die Parallelen zu meinem Leben.
    Sie hatte mittlerweile ein Reihenhäuschen und zwei Kinder und ging in ihrer Hausfrauenrolle voll auf. Und da endeten die Gemeinsamkeiten auch schon wieder.
    Wir waren Freundinnen seit der Grundschule und hatten uns nie aus den Augen verloren. So unterschiedlich unser Leben auch verlaufen war.
    Als ich klingelte, öffnete mir eine Dreijährige mit lockigem Wuschelkopf. Sie lächelte verschämt und verschwand schnell wieder.
    »Hallo Sophie«, rief ich hinter ihr her, aber sie war bereits weg.
    Conny kam in den Flur, ein knapp ein Jahr altes Baby auf dem Arm.
    »Komm rein und stör dich bitte nicht am Chaos.«
    Das tat ich nie. Obwohl in jeder Ecke Spielzeug herumlag, wirkte alles trotzdem sauber und aufgeräumt. Ganz anders als bei mir.
    Ich umarmte sie und drückte der Kleinen ein Küsschen auf die Wange, was mir einen kritischen Babyblick eintrug. Alexa war mein Patenkind.
    Ich folgte Conny in die Küche und durch das Wohnzimmer auf die Terrasse, die erst im letzten Jahr fertig geworden war.
    »Da habt ihr aber ganz schön gewerkt«, stellte ich fest, als ich den Garten sah. Die abfallende Unkrautwüste war sauber angelegten Beeten gewichen. Das Gelände war eben und neu bepflanzt. Sandkasten, Trampolin, Rutsche und Schaukel standen ebenso herum wie Dreirad und Bobbycar.
    »Das war auch eine elende Schufterei. Möchtest du einen Kaffee?«
    Ich und Kaffee? Was für eine dämliche Frage!
    Conny drückte mir Alexa in den Arm und verschwand. Wir guckten uns an, Alexa misstrauisch, ich neugierig und unbeholfen. Und dann stellte sie fest, dass ich nicht ihre Mutter war, und dass sie sich offensichtlich nicht an mich erinnern konnte. Die Mundwinkel verzogen sich in Zeitlupentempo nach unten, dann öffnete sie den Mund und begann zu brüllen, so laut es der kleine Hals zuließ, und schließlich kullerten große, theatralische Tränen aus blauen Augen.
    Zum Glück kam Conny mit dem Kaffee, und ich gab ihr das Baby sofort zurück. Auf ihrem Arm entspannte sich Alexa schlagartig und grinste mich kurze Zeit später schon wieder an. Conny setzte sie in den Sandkasten, während Sophie im Trampolin herumhüpfte.
    »Puh«, machte sie, band ihren Pferdeschwanz neu und lehnte sich zurück. Sie war nicht besonders groß und setzte langsam ein bisschen an. Aber sie hatte das gewinnendste

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