Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
Vom Netzwerk:
gelandet? Oder hatte ich Halluzinationen? Vielleicht sollte ich die Augen einfach wieder schließen.
    Doch die Neugier siegte. Wendt lag mit dem Gesicht nach unten am Boden. Ein weiterer Vermummter kniete auf seinem Rücken und legte ihm Handschellen an.
    »Sie gehört mir!«, hörte ich kurz darauf Marks Stimme. Keine Halluzinationen. Wohl eher die Hölle. »Mit der habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.«
    Der Mann ließ von mir ab, und Mark trat näher. Er blickte mir kurz in die Augen, einen Sekundenbruchteil nur. Die Kiefermuskeln waren angespannt, und die Augen zu kleinen Schlitzen verengt. Dann packte er mich am Arm und zerrte mich grob auf die Beine. Ohne Rücksicht darauf, dass ich noch wenige Sekunden zuvor bewusstlos am Boden gelegen hatte. Hatte er überhaupt keinen Respekt?
    Meine Lippe tat weh, und das Dröhnen in meinem Kopf ließ nur langsam nach. Ich fröstelte unter Marks eisigem Blick.
    »Raus mit ihm!« Er hatte seinen Blick keine Sekunde von mir abgewandt. Er machte mir Angst.
    Die Vermummten führten Wendt ab, und irgendwie war ich doch erleichtert, dass ich ihn nicht mehr sehen musste. Obwohl meine Situation jetzt nicht besser war.
    Alles lief wie in Zeitlupe ab, dann herrschte gespenstische Stille in dem engen Büro. Ich war mit Mark allein.
    »So, Fräulein, und nun zu dir.« Er packte mich an der Schulter und kam meinem Gesicht so nahe wie zuvor Wendt. »Was bildest du dir eigentlich ein?« Er schüttelte mich so hart, dass mein Kopf wie der einer Marionette vor und zurück schnellte. »Zuerst enthältst du uns wichtige Informationen vor, dann schnüffelst du auf eigene Faust, steckst deine Nase in Dinge, die dich nichts angehen, und informierst die Presse. Und weil dir das noch nicht reicht, musst du dich mit dem Täter anlegen, sodass wir eingreifen müssen, weil er dich sonst umgebracht hätte.«
    »Er hätte mich nicht umgebracht.« Ich hatte meine Stimme wiedergefunden, wenn sie sich auch kratzig anhörte. »Und jetzt lass mich los, ich bin keine Puppe!«
    Zornig sahen wir uns an. Mein Blick stand Marks in nichts nach. Ich hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und stampfte mit dem Fuß auf.
    Plötzlich fing Mark schallend an zu lachen und hielt sich den Bauch. Die Anspannung löste sich.
    »Was ist?«, fragte ich und ließ die Hände sinken.
    Mark keuchte und japste nach Luft.
    »Du stehst da wie ein kleiner Racheengel. Überschätz dich mal nicht, er hätte dich ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht.«
    Erneut stieg Zorn in mir hoch wie in einem Dampfkessel, und ehe ich mich versah, hatte ich Mark eine Ohrfeige verpasst, die sich gewaschen hatte. Ich hatte meine ganze Wut in den Schlag gelegt. Die Wut über Wendt, darüber, dass er mich geschlagen hatte, und viel mehr noch über Mark und sein Benehmen. Zuerst beschimpfte er mich, dann lachte er mich aus. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Dass er Rambo war?
    Mark starrte mich wie hypnotisiert mit offenem Mund an. Auf seiner roten Wange zeichneten sich deutlich sichtbar die Finger meiner rechten Hand ab. Langsam hob er seine Linke und fasste sich ungläubig ins Gesicht.
    »Das habe ich jetzt nur geträumt.«
    »Hast du nicht«, fauchte ich ihn an. »Und ich schlage noch einmal zu, wenn es sein muss!«
    »Das tust du nicht!«
    Ich hob die Hand, doch Mark fing sie im letzten Moment ab. Sein Gesicht war von meinem nur wenige Zentimeter entfernt, und wir starrten uns sekundenlang an.
    Einen aberwitzigen Moment lang dachte ich, er würde mich küssen. Aber das gab es wohl nur im Film. Oder wünschte ich es mir?
    Dann war der Augenblick vorüber, Mark ließ meine Hand nach unten sinken und wandte sich ab.
    »Wendt war an zweien der Orte, an denen es Morde gegeben hat. Mehr konnten wir nicht überprüfen, da bist du uns dazwischengekommen.« Seine letzte Bemerkung klang bissig. »Wir haben herausgefunden, dass er ein Doppelleben führt und die Frauen über Kontaktanzeigen kennengelernt hat. Also haben wir ihn observiert. Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir ihn festnageln können.«
    »Er ist nicht der Mörder.«
    Mark drehte sich wieder zu mir um. »Und woher willst du das wissen?«
    »Mein Gefühl.«
    Mark sah mich nur an, und ich konnte deutlich in seinem Gesicht lesen, was er von meinem Gefühl hielt. Dann verließ er das Büro ohne ein weiteres Wort.
    Ich meinte, Gelächter von draußen zu hören. Ob sich die Vermummten über den Abdruck auf seiner Wange amüsierten? Geschah ihm recht.
    Ich wartete, bis das

Weitere Kostenlose Bücher