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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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Zweifel, dass ihn meine Anwesenheit nicht im Geringsten beeindruckte. Woher nur kam mir sein Gesicht bekannt vor?
    Na warte. Ich fasste in meine Tasche.
    »Du kriegst keine Kohle mehr, mein Freund«, erklärte ich freundlich und legte ihm die Hand auf die Schulter. Dabei ließ ich einige Hundekekse in die Kapuze seines Pullis fallen.
    »Das wirst du ja wohl nicht entscheiden«, schnauzte er mich an.
    »Freundchen, jetzt hör mir mal gut zu. Was du da machst, ist eine astreine Erpressung. Wenn du ein paar Jahre älter wärst, würde man dich dafür bei Wasser und Brot in den Knast stecken. Und dann schreib dir gleich noch hinter die Ohren, dass ich kein Weib sondern eine Frau bin. Ich bin Privatdetektivin, und Leon ist mein Freund. Und das hier«, ich deutete auf Flocki, die noch immer sabbernd neben mir stand und an der Leine zog, »ist Flocki. Sie sieht harmlos aus, aber wenn du keine Ruhe gibst, dann wirst du sie näher kennenlernen.«
    »Lass mich los.« Er schüttelte meine Hand ab. Die anderen waren respektvoll ein paar Schritte zurückgetreten.
    Hoffentlich hatte Andreas nicht zu viel versprochen, sonst stand ich gleich ganz schön dumm da.
    »Flocki, such!«
    Es funktionierte. Flocki sprang erfreut auf, ich gab die Leine frei, und mit einem Hechtsprung stürzte sie sich auf den dicken Jungen. Sie erwischte ihn mit den Pfoten an der Schulter und fuhr ihm im Fallen mit der Zunge über das Gesicht. Wie eine Wilde schnappte sie nach der Kapuze des Pullis und zerrte so lang daran herum, bis sie die Hundekekse gefunden und alle gefressen hatte.
    Der Junge bewegte sich nicht mehr. Angsterfüllt starrte er in den Himmel. Als Flockis Bemühungen nachließen, wandte er vorsichtig den Kopf.
    »Flocki, komm her«, befahl ich, und, oh Wunder, sie trottete brav zu mir, leckte sich die Lefzen und setzte sich neben mich.
    Leon hatte dem Geschehen fassungslos zugesehen. Es musste so ausgesehen haben, als wollte Flocki den Jungen zerfleischen.
    »Alles gut«, flüsterte ich ihm zu. »Das war nur ein Trick.«
    Unsicher sah er mich an. Dann ging er zu dem Jungen, der noch immer am Boden lag, und beugte sich über ihn.
    »So«, verkündete er, plötzlich mutig geworden. »Das war nur der Anfang. Wenn das weitergeht, komme ich nächstes Mal nicht mit einem Privatdetektiv und einem Hund, dann bringe ich die Polizei auch noch mit. Da habe ich nämlich auch einen Freund.«
    Damit drehte er sich um und stolzierte hoch erhobenen Hauptes an den drei zu Salzsäulen erstarrten Freunden des Dicken vorbei. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
    Hinter der nächsten Straßenecke hielt er an und lachte heraus.
    »Hast du das dumme Gesicht von dem gesehen?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Das geschieht denen recht! Die tun mir nichts mehr. Was war denn das für ein Trick?«
    »Flocki ist ein harmloser Hund, aber ich habe dem Bub heimlich ein paar Hundekekse in die Kapuze gelegt. Und die wollte sie fressen. Sie wollte eigentlich nur spielen, das war alles.«
    Leon lachte noch immer.
    »Du bist wirklich verdammt clever. Und so cool!«
    Mann, tat das gut!
    Wir gingen ein Stückchen weiter.
    »Sag mal, der Mann, der da immer vor deiner Tür sitzt …«
    Über den wollte ich jetzt wirklich nicht mit ihm reden.
    »Das ist doch ein Polizist?«
    Ich nickte nur.
    »Ich habe ein bisschen geschwindelt, als ich gesagt habe, dass ich einen Freund bei der Polizei habe. Meinst du, du könntest mir deinen Bekannten mal vorstellen?«
    »Du meinst, ihr werdet dann vielleicht Freunde?«
    »Man kann ja nie wissen, was sich ergibt.«
    Ich nickte. Vielleicht. Irgendwann. In einem anderen Leben.
    »Dann schmeißt er die vier vielleicht auch in den Knast. Oder er verhaut sie.«
    Oh, oh, das ging jetzt aber zu weit.
    »Du, Leon«, begann ich vorsichtig. »Das, was die mit dir gemacht haben, war nicht richtig. Das ist Erpressung, und dafür muss man ins Gefängnis, wenn man älter ist. So sind unsere Gesetze. Aber wenn du sie verprügelst oder verprügeln lässt, dann ist das auch nicht viel besser.«
    Er schwieg und starrte bockig vor sich hin.
    »Die wirklich Cleveren tricksen ihre Feinde aus. Mit List und Tücke. Nicht mit den Fäusten.«
    Er sagte nichts, und wir gingen nebeneinander her, bis wir die Haustür erreicht hatten.
    »Du meinst, damit stelle ich mich sonst auf die gleiche Stufe wie die?«
    Er sah mich mit großen Augen von unten an, und ich nickte.
    »Und das, was du gemacht hast, war wirklich clever, als du sie mit den Hundekeksen ausgetrickst hast?«
    Ich

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