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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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nickte wieder. »Flocki hat nichts getan. Sie hat ihnen nur ein bisschen Angst eingejagt.«
    »Okay, ich verstehe. Ich werde es mir merken.« Ernsthaftigkeit sprach aus seiner Stimme und seinem Blick.
    In dem Moment bog Barbara um die Ecke und sah uns gleichermaßen erstaunt wie erfreut an.
    »Was macht ihr denn da?«
    »Jule habe ich auf dem Nachhauseweg getroffen. Sie hat den Hund von einem Freund und war mit ihm Gassi.«
    Er blinzelte mir verschwörerisch zu.
    »War irgendwas in der Schule?«
    »Nein, nichts.«
    Wir gingen ins Haus, und im ersten Stock verabschiedete ich mich von den beiden. Flocki folgte mir brav, während ich überlegte, warum mir das Gesicht des Jungen bekannt vorgekommen war.
    Als ich oben war, fiel es mir ein. Wir hatten früher einen Nachbarsjungen gehabt, der ein bisschen älter als ich gewesen war. Er hatte auch ständig andere Kinder drangsaliert, und auch ich war ihm zum Opfer gefallen. Allerdings war damals noch niemand um Geld erpresst worden.

    Am frühen Nachmittag brachte ich Flocki zurück. Andreas war nicht da, und ich atmete erleichtert auf. Ich überließ Fanny den Hund und fuhr auf direktem Weg in den Baumarkt, wo ich ein stabil aussehendes Vorhängeschloss erstand, das ich nach meiner Rückkehr sofort innen an meiner Wohnungstür anbrachte. Ich brauchte Ersatz für die durchtrennte Kette. Zwar wusste ich, dass es nicht viel nutzen würde, wenn tatsächlich jemand in meine Wohnung gelangen wollte, doch es gab mir ein besseres Gefühl, und das war alles, was ich mir im Moment für die kommende Nacht wünschte.
    Ich räumte gerade das Werkzeug zusammen, als die vertrauten Klänge von ›Aquarius‹ aus meiner Jackentasche erklangen. Ich stöhnte auf. Musste das jetzt auch noch sein?
    »Ja, Mama?«
    »Kind, du musst aufpassen.«
    Ich verstaute den Schraubenzieher wieder in der Küchenschublade. Auf wen oder was?
    »Warum?«
    »Ich hatte einen Traum.«
    Oh Gott, das jetzt auch noch! Reichten ihr die Séancen nicht mehr? Und warum musste sie ausgerechnet mir das erzählen?
    »Und was hast du geträumt?«
    »Etwas Schreckliches wird passieren.« Ihre Stimme klang düster und unheilvoll.
    »Könntest du das bitte ein bisschen genauer sagen?«
    »So einfach ist das nicht bei einem Traum. Es waren Schwingungen, die ich aufgefangen habe. Und die hatten mit dir zu tun.«
    Prima, genau das, was ich jetzt hören wollte.
    »Mehr kannst du mir nicht sagen?«
    »Nein.«
    »Dann lass mich bitte damit in Ruhe.«
    Schweigen. Ich hatte sie gekränkt. Aber wenn sie mich jetzt auch noch verrückt machte, dann würde ich, so durcheinander ich sowieso schon war, überhaupt nicht mehr schlafen können.
    »Was macht dein Mordfall?«
    »Ich ermittle.«
    »Oh, okay. Gibt es etwas, das ich Susanne sagen kann?«
    »Dass sie sich zum Teufel scheren und mich meine Arbeit machen lassen soll. Mutter, ich möchte davon nichts mehr hören. Das sind Hirngespinste, nichts weiter.«
    »Wie du meinst. Ich wollte dich nur warnen. Die Gefahr lauert direkt vor deiner Nase.«
    Ach ne, dass ich darauf noch nicht von selbst gekommen war.
    Sie legte auf.
    Verdammt noch mal, konnte sie mich damit nicht in Ruhe lassen? Nicht genug, dass mir jemand nachstellte und ich einen Mörder jagte, und dass beide vielleicht ein und dieselbe Person waren. Jetzt nervte mich auch noch meine Mutter mit irgendwelchen kryptischen Andeutungen, die die Sache nur schlimmer machten.
    Und immer noch hatte ich das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Etwas Wichtiges. Und ich kam einfach nicht dahinter.
    Ich musste raus. Meine Verabredung mit Jens kam da gerade richtig. Vielleicht brachte mich das auf andere Gedanken. Und dann fiel mir bestimmt schlagartig ein, was an meinem Unterbewusstsein nagte.
    »Wie geht es dir?«, fragte er besorgt zur Begrüßung und betrachtete mein Gesicht. Zwar war ich geschminkt, die mittlerweile blauen Flecken verdeckte das aber nur notdürftig.
    »Ein bisschen besser.« Die Schmerzen waren zwar nicht verschwunden, mein Körper fühlte sich aber nicht mehr ganz so geschunden an wie am Abend zuvor. Und das Sprechen fiel mir auch wieder leichter. Die psychischen Blessuren verschwieg ich. Der nächtliche Besucher ging auch ihn nichts an. Und über den Schlafmangel würde ich noch ein bisschen hinwegkommen.
    »Ich muss dir dringend etwas erzählen«, sagte Jens. »Aber erst holen wir uns ein Eis.«
    »Heute bezahle aber ich.« Ich wollte mich nicht aushalten lassen. So knapp ich bei Kasse war, für mein Essen konnte ich

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