Mein wunderbarer Brautsalon
können.«
»Beatrice kann etwas damit anfangen«, meint Paul, »das muss uns fürs Erste reichen.«
»Aber ich halte es auch für moralisch nicht vertretbar, jemandem bewusst etwas vorzumachen.«
»Da muss ich aber lachen! Du behauptest doch immer, dass wir Männer permanent so sind. Legen uns erst ins Zeug für eine Frau, um sie sofort abzuservieren, wenn es ernst werden könnte.« Auch wieder wahr. »Annika, im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.«
»Ich bin nicht im Krieg«, stelle ich fest. »Bist du nicht?« Er macht eine Kopfbewegung in Richtung Susanne, dann flüstert er: »Was meinst du, wie die sich freut, wenn du jetzt das Handtuch schmeißt!«
»Hm.« Wieder ein Punkt für ihn.
»Du solltest das alles etwas spielerischer sehen.« Na ja, irgendwie hat er Recht. Und außerdem – tatsächlich interessiert es mich, ob die Welt wirklich so verrückt ist. Ob man umso mehr gewollt wird, je weniger man zu haben ist.
»Ist ja nur für eine Geschichte«, stelle ich fest.
»Richtig«, bestätigt Paul, »nur für eine Geschichte.«
»Und in ein, zwei Wochen ist das Thema erledigt.«
»Genau so sieht es aus. Du machst ihm ein bisschen schöne Augen, schreibst alles auf, fertig.« »Dann lass uns loslegen«, gebe ich mich geschlagen. »Okay, wo kannst du ihn wiedersehen? Noch einmal in das Geschäft gehen?«
»Nö, in diesem Fall habe ich eine bessere Idee: Morgen beginnt eine Hochzeitsmesse. Und rein zufällig weiß ich, dass Christoph Hübner mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch da sein wird.«
Paul grinst verschmitzt. »Das weißt du rein zufällig, wie?«
»Ja, rein zufällig. Tatsächlich soll ich da nämlich hin, um meiner Schwester Kiki bei ihrer Hochzeitsplanung zu helfen. Sie liegt flach, hat Pfeiffersches Drüsenfieber.« Paul zieht beide Augenbrauen hoch. »Und, nein, sie hat es nicht vom Rumknutschen, das kann man sich auch anders holen.«
»Hab ich noch nicht gehört.«
»Du weißt eben auch nicht alles.«
»Also gut«, wechselt Paul das Thema. »Dann machen wir morgen zusammen einen kleinen Ausflug. Du und ich auf einer Hochzeitsmesse«, er klatscht vor Begeisterung in die Hände. »Das wird ein Heidenspaß!«
Als ich mich wieder an meinen Schreibtisch setze, um ein paar mehr Infos über die Messe auszudrucken, fällt mein Blick auf Susannes Platz zwei Reihen hinter mir. Sie ist gerade dabei, verschiedene Tupperware-Dosen auf ihren Tisch zu stapeln und lächelt selbstzufrieden vor sich hin. So leicht wie die hätte ich es auch gern mal!
Christoph
Wenn man sich nicht um alles selbst kümmert, klappt auch wirklich gar nichts. Nachdem ich bereits um acht Uhr morgens unseren Messestand inspiziert habe und feststellen musste, dass man uns noch nicht einmal einen Stuhl hingestellt hat, fahre ich genervt zum Geschäft rüber, um die restlichen Sachen fürs Wochenende einzupacken. Müssen wir tatsächlich noch unsere eigenen Stühle rankarren, ich hab ja sonst nichts zu tun! Und die Tatsache, dass mein reservierter Parkplatz direkt neben dem Geschäft mal wieder von einem fremden Auto blockiert wird und es noch dazu in Strömen regnet, macht mich auch nicht gerade fröhlicher. Kurz überlege ich, ob ich den Missetäter abschleppen lassen soll, verwerfe den Gedanken aber wieder. Bis da jemand ankommt und die Karre mitnimmt, habe ich längst einen anderen Parkplatz gefunden.
Zwanzig Minuten später stelle ich mein Auto in der Burchardtstraße ab und mache mich durch den strömenden Regen auf den Weg ins Geschäft. Einen Schirm hab ich natürlich auch nicht dabei, wenn schon Murphy’s Law, dann richtig! Geduckt eile ich an einer Häuserzeile vorbei, da fällt mein Blick auf ein Pärchen, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem Hauseingang Unterschlupf vor
dem Regenguss gefunden hat. Eng umschlungen stehen die beiden da und küssen sich. Und sehen ganz nach Britta und Rufus aus. Zuerst will ich weiterlaufen – geht mich ja nichts an –, aber dann kann ich der Versuchung nicht widerstehen, sie auf frischer Tat zu ertappen. Liegt vielleicht an meiner schlechten Laune oder so, man kann ja nicht immer ein Gutmensch sein.
»Hallo, ihr zwei!« Die beiden fahren erschrocken auseinander, als sie meine Stimme hören.
»Herr Hübner, wo kommen Sie denn her?«, stammelt Britta und fährt sich nervös durch die Haare. »Wir sind gerade, also, wir haben gerade …«
»Wir haben gerade geknutscht«, beendet Rufus den Satz für sie und wirft mir einen herausfordernden Blick zu.
Weitere Kostenlose Bücher