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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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»Was dagegen?«
    »Aber nein! Freue mich immer, wenn sich alle gut verstehen.«
    »Ich geh dann schon mal rüber in den Laden«, entschuldigt Britta sich. »Ist ja noch viel zu erledigen für die Messe.« Mit diesen Worten eilt sie durch den Regen davon, Rufus und ich bleiben zurück.
    »Wie lange geht das mit euch beiden eigentlich schon?«, will ich wissen.
    Rufus zuckt mit den Schultern. »Ne Weile«, meint er vage. »Aber ich versteh nicht, warum du dich da so reinhängst«, fährt er dann angriffslustig fort. »Du bist zwar mein großer Bruder, aber falls du es noch nicht gemerkt hast: Ich bin erwachsen und kann tun und lassen, was ich will.«
    »Richtig«, stelle ich fest. »Das kannst du. Und ich mache mir auch gar keine Sorgen um dich – sondern vielmehr um Britta. Ich kenn dich doch.«
    »Meinst du?«
    »Oh ja, das meine ich.«
    »Du kennst mich überhaupt nicht«, schleudert er mir entgegen, und ich bin überrascht, wie emotional er auf einmal wird. »Du kennst nur das Bild, das du gern von mir hättest. Für dich bin ich doch immer noch der kleine Junge, um den du dich kümmern musst.«
    »Rufus, das …«
    »Na klar ist das so!«, unterbricht er mich hitzig. »Und weil du kein eigenes Leben hast, meinst du andauernd, dich in meins einmischen zu müssen. ›Rufus, du musst dich mal für einen Beruf entscheiden‹, ›Rufus, wie du wieder rumläufst‹, ›Rufus, was machst du da mit Britta?‹. Ich fänd’s wirklich schön, wenn du dich zur Abwechslung mal um dich selbst kümmern würdest, da gibt es nämlich genug Baustellen.«
    Ich hebe abwehrend die Hände. »Wieso bist du denn plötzlich so krawallig? Mann, ich hab mir doch nur einen Spaß erlaubt, ich …«
    »Weil ich es leid bin, von dir ständig bevormundet zu werden und dass du mir das Gefühl gibst, ich wäre irgendwie … minderwertig! Immerhin jobbe ich mir mein Geld selbstständig zusammen. Okay, du hast mir zwei oder dreimal geholfen, aber wenn das bedeutet, dass ich mir von dir andauernd erzählen lassen muss, was ich alles falsch mache, verzichte ich lieber darauf.«
    »Das war nie meine Absicht!«
    »Aber genau das machst du! Ich bin zweiundzwanzig, ich weiß noch nicht so genau, was ich will. Und ich finde, das muss ich auch nicht. Wenn damals nicht dieser Unfall passiert wäre, wärst du in meinem Alter vielleicht auch nicht anders gewesen.« Er zieht sich mit einer energischen Handbewegung den Reißverschluss seiner Jacke bis unters Kinn. »Und damit du’s weißt: Ich habe Britta gern.« Dann stapft auch er davon und lässt mich stehen. Hm. War vielleicht doch kein so guter Einfall, die zwei zu überraschen. So kenne ich Rufus überhaupt nicht.
    Während ich weiter Richtung Brautsalon gehe, frage ich mich, ob Rufus recht hat mit dem, was er gerade gesagt hat. Bevormunde ich ihn? Ich finde nicht. Schließlich musste ich mich damals um ihn kümmern, ich hab ihn sozusagen großgezogen. Ist doch nur normal, dass man sich da Gedanken über seinen Werdegang macht. Eltern würden das auch tun.
    Im Laden ist meine Oma gerade dabei, die Kleider für die Messe mit Schutzfolien zu versehen und sie in große Kartons zu verpacken. »Guten Morgen«, begrüßt sie mich freundlich. »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut. Ich war eben bei der Messe, da ist noch einiges zu organisieren.«
    »Wir haben schon fast alles zusammengepackt.«
    »Gut, ich bringe nachher alles hin.« Ich will schon nach oben ins Büro gehen, da hält meine Großmutter mich zurück.
    »Weißt du, was mit Britta los ist? Vor zwei Minuten kam sie in den Laden gestürzt und wirkte recht aufgelöst. Jetzt ist sie hinten im Lager.«
    »Ich hab sie eben draußen auf der Straße beim Küssen mit Rufus ertappt«, erkläre ich. Ein Lächeln huscht über Omas Gesicht, sie kichert. »Ach, die beiden!«
    »Wieso? Wusstest du das?«
    »Natürlich«, meint sie, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
    »Wie lange denn schon?«
    »Ich schätze, drei oder vier Wochen turteln die zwei miteinander herum.«
    »Warum hast du mir davon nichts erzählt?« Und warum habe ich davon bis vor kurzem nichts mitbekommen?
    »Weil ich deinem Bruder auch keine Auskunft über deine Schwärmereien gebe. Privatsphäre nennt man so etwas.«
    »Britta ist immerhin unsere Angestellte.«
    »Richtig, unsere Angestellte. Aber in wen sie sich verguckt, damit haben wir beiden nichts zu tun.«
    »Du weißt doch, dass Rufus …«
    »Was ich weiß, dass sich hier zwei junge Leute gern haben. Und sie müssen schon

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