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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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sie ja mal wieder gesund werden. Er ist mein Nachbar, die Gefahr ist viel zu groß, dass irgendwer die Sache mitkriegt. Und dann glauben auf einmal alle, ich wäre verlobt.«
    »Umso besser! Du hast doch gerade gesehen, dass es tatsächlich wirkt. Dieser Simon hat dich angeguckt, als wärst du das achte Weltwunder.«
    »Findest du?«
    »Klar, der beißt sich garantiert gerade in den Arsch, dass er dich vor zwei Jahren nicht wollte.« Gegen meinen Willen muss ich zugeben, dass mir der Gedanke, dass Simon in diesem Moment versucht, mit seinen Zähnen an sein Hinterteil zu gelangen, ziemlich gut gefällt. Paul legt wieder einen Arm um mich. »Aber zu spät: Jetzt gehörst du mir.«
    »He!« Ich mache mich von ihm los. »Vergiss nicht, wir sind nur für die Geschichte ein Paar.«
    »Keine Sorge«, erwidert Paul gespielt beleidigt. »In vier Wochen kannst du unsere Verlobung ja wieder lösen, ich werde dich bestimmt nicht auf dein Eheversprechen festnageln.« Er knufft mich in die Seite. »Es sei denn, du bestehst darauf. Dann heiraten wir natürlich.« Hoffe, das war nur einer der typischen Paul-Ostermann-Späße!

    Christoph
    Alles ist dekoriert, die Kleider hängen in Reih und Glied, und unsere provisorischen Umkleidekabinen (eine Konstruktion aus Alustangen und Baumwollvorhängen) sehen auch nicht so aus, als würden sie sofort zusammenbrechen, falls mal jemand dagegenkommt. Der Stand neben meinem präsentiert die Entwürfe einer Jungdesignerin. Hin und wieder schiele ich etwas neidisch herüber, es sind wirklich ausgefallene Sachen dabei. Obwohl die meisten ihrer Roben sich wohl eher für eine Faschingsparty als für eine Hochzeit eignen würden, bin ich fasziniert davon, welche Farb-, Schnitt- und Stoffideen sie hat. Wenn ich später etwas Zeit habe, muss ich mir die Sachen mal etwas genauer angucken.
    »Hallo, Christoph!« Auf der Seite direkt gegenüber breitet Christa, eine Schmuckdesignerin, ihre neue Ehering-Kollektion aus.
    »Hi, Christa«, begrüße ich sie und zwinkere ihr zu. Vergangenes Jahr haben wir ein wenig geschäkert, so von wegen Christoph und Christa. Aber dann tauchte irgendwann ihre Lebensgefährtin auf, um ihr zu helfen. Danach haben wir zwar weiter geschäkert, aber, wie ich dann ja wusste, ohne Aussicht auf Erfolg. Meine Großmutter hat also gar nicht recht damit, wenn sie meint, ich begeistere mich nur für Frauen, die bereits an andere Männer vergeben sind. Ich begeistere mich auch für Frauen, die bereits an andere Frauen vergeben sind. Ha, ha! Aber ich konnte es ihr schließlich nicht ansehen, dass sie eine Lebensgefährtin hat, ich fand sie schon klasse, bevor ich das wusste. Womit erwiesen wäre, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.
    Gegen kurz vor elf sind wir alle startklar – der Ansturm der Bräute (und Bräutigame) kann beginnen! Schon höre ich die Lautsprecherboxen des Friseurstudios am anderen Ende der Halle knacken, und zu dem wilden Musikgemisch aus »Here comes the Bride« und »Going to the Chapel« gesellt sich eine weibliche Stimme in Karussell-Anheizer-Manier: »Herzlich willkommen, meine Damen – und natürlich meine Herren! – zu den 13. Hamburger Hochzeitstagen hier auf dem Messegelände Wie jedes Jahr präsentieren wir Ihnen auf der Bühne von ›Haartnäckig‹ die schönsten und exklusivsten Hochsteckfrisuren. Also kommen Sie vorbei und lassen Sie sich überraschen! Und mit ein bisschen Glück gewinnen Sie einen von zehn Wertgutscheinen für eine Brautfrisur.«
    Ich rolle innerlich mit den Augen. Bis Sonntagabend werde ich diese Ansage schätzungsweise achthundertmal hören, wie eine Platte, die einen Sprung hat.
    Minuten später flanieren die ersten Besucher an unserem Stand vorüber, außerdem wandern Dutzende von jungen Frauen in unterschiedlichen Brautkleidern durch die Gänge, um die Gäste zu begrüßen und ihnen diverse Informationsblättchen in die Hand zu drücken.
    »Britta?« Ich drehe mich zu einer der provisorischen Umkleidekabinen um. »Sind Sie so weit?«
    »Sofort«, kommt es mürrisch zurück. Der Vorhang wackelt etwas, dann tritt Britta heraus, gewandet in ein neues Modell von Miss Kelly. Sieht gar nicht schlecht aus – wenn Britta dabei nicht so ein Weltuntergangs-Gesicht machen würde.
    »Sehr schön.« Oma nimmt einen der Schleier, die auf einem Garderobenständer neben der Umkleide hängen, und steckt ihn Britta ins Haar. »Lächeln Sie doch wenigstens etwas«, bitte ich Britta, als ich ihr das Blumenkörbchen hinhalte, das mit

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