Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
Vom Netzwerk:
unseren Flyern gefüllt ist. »Immerhin sollen Sie eine Braut sein!«
    »Ich versteh echt nicht, warum ich so ein Kleid anziehen muss, die Zettel könnte ich doch auch in meinen normalen Klamotten verteilen!«
    »Weil das hier nun einmal eine Hochzeitsmesse ist und wir einen Brautladen betreiben, darum«, meine ich, obwohl mir eine Erklärung ziemlich unnötig erscheint. »Und wer außer Ihnen soll es sonst machen? Meine Großmutter? Ich?«
    »Aber ich komme mir total albern vor. Ich finde, ein Brautkleid sollte man nur anziehen, wenn man auch wirklich vorhat zu heiraten.«
    »Vielleicht sollten Sie darüber mal mit Rufus sprechen«, rutscht es mir heraus. Wütend reißt sie mir das Körbchen aus der Hand, und mir tut es leid, dass ich diesen blöden Witz machen musste.
    »Sie sind zwar mein Boss«, stellt sie fest, »aber alles muss ich mir von Ihnen nicht anhören.« Dann rauscht sie, im wahrsten Sinne des Wortes, mit wehendem Schleier davon. Meine Oma guckt mich kopfschüttelnd an. Dann erkundigt sie sich bei den ersten Kundinnen, die an unserem Stand stehen bleiben, ob sie ihnen helfen kann.
    Ich kümmere mich währenddessen darum, noch mehr Kataloge
    aus dem Karton unterm Tresen zu nehmen und sie am Stand zu verteilen. Dann schlage ich das Bestellbuch auf und lege einen Kugelschreiber in die Mitte, in der Hoffnung, dass wir dieses Jahr möglichst viele Reservierungen notieren können. Und dass nicht wieder so viele Frauen vorbeikommen, die nur aus Spaß »mal gucken« oder »nur was anprobieren« wollen und damit lediglich die Kleider versauen, die ich am Ende dann für einen Bruchteil ihres Preises verkaufen muss.
    »Guten Tag, Herr Hübner!« Ich sehe von meinem Bestellbuch auf. Ich brauche zwei Sekunden, ehe mir klar wird, wem das hübsche Gesicht gehört, in das ich blicke. Annika Peters! Kiki.
    »Hallo!«, freue ich mich. »Da sehen wir uns ja schon wieder!« Dann ein kurzer, irrwitziger Gedanke. »Wollen Sie das Kleid doch zurückgeben?«
    »Nein.« Sie lacht. »Ich bin mit meinem Zukünftigen hier, weil wir noch ein paar Inspirationen sammeln wollen.« Annika dreht sich um und ruft: »Paul! Kommst du mal?« Um die Ecke biegt ein Mann, den ich etwa auf mein Alter schätze, ziemlich groß und breitschultrig, blond mit modischer Brille. Das ist also der Typ, der sie vorgestern Abend vor meinem Laden abgeholt hat.
    »Was ist denn, Schatz?«
    »Das ist Herr Hübner vom Brautsalon Hübner. Da hab ich doch mein Kleid gekauft.« Paul streckt mir seine Hand entgegen und lächelt mich – das muss ich zugeben – sehr freundlich und sympathisch an.
    »Paul Ostermann«, sagt er.
    »Christoph Hübner.« Wir schütteln uns die Hände, danach legt er seinen Arm um Annika. Eine Geste, die mir nicht sonderlich gut gefällt. Glaubt der, er muss vor mir demonstrieren, dass diese Frau zu ihm gehört?
    »Dann hoffe ich mal, dass Sie meiner Verlobten ein schönes Kleid verkauft haben«, meint er eine Spur zu großtuerisch. »Bisher durfte ich ja nur den Kleidersack von außen sehen.«
    »Schatz, alles andere bringt Unglück«, erklärt Annika und lacht dabei hinreißend.
    »Mit Sicherheit werden Sie begeistert sein«, meine ich, ganz Verkäufer. »Sie sieht einfach wunderschön aus in dem Kleid, das sie sich ausgesucht hat.«
    »Ein Anblick, um den ich Sie beneide«, erwidert Paul. Und ich muss denken, dass ich ihn um etwas ganz anderes beneide.
    »Komm, Schatz«, sagt Paul Ostermann. »Lass uns mal weitergucken.« Er nickt mir kurz zu, nimmt Annika bei der Hand und wendet sich zum Gehen.
    »Auf Wiedersehen, Herr Hübner!«, ruft sie noch, dann verschwinden beide um die nächste Ecke. Ja, auf Wiedersehen. Wenn ich mit ganz viel Glück auf deiner Hochzeit spiele. Oder mit ganz viel Pech, das ist Ansichtssache.

5. Kapitel

    Annika
    »Wenn ich es nicht selbst sehen würde – ich würde nicht glauben, dass es solche Veranstaltungen wie diese hier wirklich gibt«, sage ich zu Paul, während wir durch die Gänge spazieren. Wir sind umgeben von einem Albtraum aus Kitsch und Pomp, wohin das Auge blickt, jagt eine Geschmacklosigkeit die nächste.
    »Ich muss auch ehrlich sagen: Das hier schreckt eher ab, als dass es einen zum Heiraten ermutigt.«
    »Hast du am Eingang die weiße Kutsche mit der rosafarbenen Blumendekoration gehen?«
    »Allerdings. Da schüttelt es einen regelrecht.« Er dreht sich nach einer der vielen Bräute um, die durch die Gegend laufen. »Aber ein paar hübsche Damen sind hier schon unterwegs.« »He!« Ich

Weitere Kostenlose Bücher