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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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dick auftragen! »Komm, Schatz, lass uns mal weitergucken.« Er zieht mich leicht vom Stand weg. Dabei würde ich noch ganz gern hier stehen bleiben. Aber Paul hat natürlich recht, wir haben gar keinen Grund, noch stundenlang mit Christoph Hübner zu plaudern. Obwohl ich es wirklich gern tun würde. Aber »unerreichbar sein« heißt ja unser Auftrag, nicht: »sich ihm an den Hals werfen«.
    »Auf Wiedersehen, Herr Hübner!«, verabschieden wir uns und schlendern dann weiter.
    »Der steht auf dich«, stellt Paul fest, sobald wir eine Ecke weiter sind. »Weiß nicht«, zweifle ich, »er ist doch einfach nur freundlich gewesen.«
    »Glaub mir. Ich bin immerhin ein Mann, und ich weiß, wie die Typen ticken. Und so, wie Christoph Hübner dich die ganze Zeit angesehen hat, kannst du dir sicher sein: Der fährt voll auf dich ab.« Ich spiele gedankenverloren mit dem Ring an meiner linken Hand. Erst Simon, der mich sonst nie beachtet, und jetzt Christoph. Ist an dieser widersinnigen Theorie am Ende wirklich etwas dran?
    »Und was machen wir jetzt?«, will ich wissen.
    »Würde vorschlagen, wir bummeln hier noch eine Weile rum, und du kannst noch mehr Infos für Kiki sammeln. Dann schauen wir wieder bei Christoph Hübner vorbei und setzen zum zweiten Angriff an.«
    »Wie soll das aussehen?«
    »Wart’s ab.« Wir gehen von Stand zu Stand, hier und da entdecke ich tatsächlich einige Dinge, die Kiki gefallen würde: Zum Beispiel eine Autovermietung, die für spezielle Events schicke Oldtimer oder besonders aufgemotzte fahrbare Untersätze anbietet. Und das gar nicht mal so teuer. Ich nehme einen Flyer mit, dann erkundigen wir uns bei diversen Floristen nach Blumenschmuck für Kirche, Auto und anschließende Feier. Dabei immer wieder die gleiche Frage: »Wann ist es denn bei Ihnen so weit?« Mittlerweile geht mir die Antwort (»5. Mai«) mit Leichtigkeit über die Lippen, und mir gefällt die Vorstellung zusehends, so zu tun, als wäre es wirklich für meine eigene Hochzeit. Mittlerweile verstehe ich auch Kikis Nervosität, erst auf der Messe bekomme ich eine Vorstellung davon, was man für eine Hochzeit alles beachten muss. Meine Tasche, vollgestopft mit Flyern, Prospekten und Demo-DVDs, wiegt eine Tonne, und mir schwirrt der Kopf.
    Wir gehen am Stand einer Konditorei vorüber, die ihre Hochzeitstorten anpreist. Der Höhepunkt zwischen all den herzförmigen und bunten Kuchen ist eine riesige, mehrstöckige Torte, die von einem sich küssenden Delphinpaar gekrönt wird, das in
    einen großen Kelch darunter Flüssigkeit speit.
    »Warte mal«, sage ich und krame meine Digitalkamera aus der Tasche. »Das muss ich für Kiki fotografieren, sonst glaubt sie es mir nicht.« Kaum habe ich mich vor der Torte aufgebaut, schon nähert sich mir ein devot dreinblickender Mann in Weiß mit Konditormütze und fragt: »Soll ich Ihnen etwas über unser Glanzstück erzählen?«
    »Ich bitte darum«, fordere ich ihn auf. Daraufhin setzt er mir auseinander, dass diese Torte für zweihundertfünfzig bis dreihundert Personen gedacht ist, aus Marzipan, Nougat, Schokolade, Sahne und irgendwas mit Erdbeeren besteht. Zu einem Spottpreis von zweitausend Euro. Das zieht mir fast die Schuhe aus.
    »Zweitausend Euro?«, frage ich ihn fassungslos. »Für eine Torte?« Ich werfe Paul einen Blick zu, auch er wirkt regelrecht schockiert.
    »Aber, aber«, werde ich vom Mann in Weiß belehrt, »das ist doch nicht nur eine Torte! Das ist noch viel mehr.« Er schnappt sich zwei Sektkelche, die auf dem kleinen Tisch neben der Torte – oder als was man dieses Monstrum auch immer bezeichnen möchte – stehen, hält die Gläser unter die Delphine und füllt sie mit der Flüssigkeit, die sie ausspucken. Dann reicht er uns die Kelche und fordert uns mit einem Nicken dazu auf zu kosten. Paul und ich trinken.
    »Hm, Champagner«, stelle ich fest. »Das gefällt mir.«
    »Im Innern der Torte verläuft eine Leitung«, erklärt uns der Konditor, »durch die der Champagner in die Delphine gepumpt wird. Dort können Ihre Gäste sich dann ihre Gläser füllen. Hält man kein Glas darunter, landet der Champagner – oder was auch immer Sie hineinfüllen – in diesem Auffangbehälter und wird erneut durch das System gepumpt. Und keine Sorge: Auch wenn schon ein Großteil der Torte gegessen worden ist – das Kernstück dieser Kreation ist eine Plastikattrappe in Tortenform mit einem Durchmesser von zwanzig Zentimetern, so dass der Anblick immer exquisit bleibt.« Er lächelt

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