Mein wunderbarer Brautsalon
gewinnend. »Damit bieten Sie Ihren Gästen etwas ganz Besonderes.« »Ich weiß nicht«, meint Paul, »verliert denn der Champagner nicht die Kohlensäure, wenn er immer wieder durchs System gepumpt wird?«
»Das kommt darauf an«, erwidert der Konditor, »wie häufig und schnell sich Ihre Gäste die Gläser nachfüllen. Aber bei einer Hochzeit sollte der Champagner doch wohl in Strömen fließen.«
»Also, mich stören eher die zwei Delphine«, wende ich nun ein.
»Kein Problem, da können Sie jede gewünschte Deko haben, zum Beispiel ein Brautpaar. In diesem Fall legen wir die Leitung durch den Zylinder der Bräutigams. Sehr beliebt sind auch zwei Herzen, die in einer Art Fontäne das Getränk nach oben hinaussprudeln. Wirkt besonders effektvoll, wenn Sie dazu Sekt nehmen und ihn mit Cassis oder Aperol rötlich einfärben.« So, wie er uns anlächelt, meint er das tatsächlich ernst. Mich gruselt es. Nichts wie weg hier!
Als Nächstes kommen wir an einer großen Bühne vorbei, auf der fünf junge Frauen gerade opulente Hochsteckfrisuren verpasst bekommen. Zwei davon sind ganz hübsch, die anderen drei sehen eher so aus, als wäre auf dem Kopf was explodiert.
»Möchten Sie an unserem Preisausschreiben teilnehmen?«, fragt mich eine ältere Dame, die neben der Bühne steht. »Klar«, erwidere ich. »Was gibt’s denn zu gewinnen?«
»Eine exklusive Brautfrisur von uns.« Ich nehme ihr Zettel und Kuli, die sie mir entgegenhält, aus der Hand, trage Kikis Daten ein und stecke den Schein durch den Schlitz einer Box aus Plexiglas. Ich selbst habe noch nie etwas gewonnen, aber vielleicht hat Kiki ja mehr Glück. Und dann kann sie sich den schiefen Turm von Pisa auf ihren Kopf bauen lassen. Nach einer weiteren Stunde Messebummel schlägt Paul vor, wieder Richtung Christoph Hübner zu gehen. »Und dann reagier einfach auf mich«, kündigt er geheimnisvoll an. Möchte mal wissen, was er vorhat.
Wir gehen nicht direkt zu seinem Stand, sondern zu der Schmuckdesignerin auf der anderen Seite des Ganges. Ich gucke kurz zu Christoph hinüber, der gerade mit einer Kundin spricht. Er nickt mir lächelnd zu. »Gut«, meint Paul, »er hat uns gesehen, dann kann’s jetzt losgehen.«
»Was kann losgehen?«, zische ich ihm zu, aber er antwortet mir nicht. Während wir die verschiedenen Ringe betrachten – nicht zu fassen, wie viel Geld man in einen schlichten Ehering stecken kann –, erhebt Paul plötzlich seine Stimme.
»Also, deine Vorstellungen sind echt absurd!«, blökt er mich in einer Lautstärke an, dass die Schmuckdesignerin erschrocken zusammenfährt.
»Paul«, flüstere ich, »was soll denn das?«
»Mach einfach mit«, fordert er mich, ebenfalls im Flüsterton auf. »Du musst ihm doch einen Grund geben, sich um dich zu kümmern. Wir müssen uns streiten, dann lasse ich dich stehen. Und Christoph kann den Helden spielen.« Aha. »Absurd?«, sage ich empört und versuche ich, mich auf den Streit einzulassen. Aber so richtig laut werde ich nicht, ist mir alles viel zu peinlich. »Das finde ich nicht.«
»Finde, was du willst«, bellt Paul mich an und linst zu Herrn Hübner hinüber. Er beobachtet uns aus den Augenwinkeln. »Ich hab für heute genug, wir sehen uns zu Hause!« Spricht’s – und lässt mich einfach so stehen. Hm, und was mache ich jetzt?
»Möchten Sie sich ein paar weitere Modelle ansehen?«, fragt die Schmuckdesignerin zögerlich, nachdem ich einen Moment lang einfach nur ratlos rumgestanden habe.
»Bitte!« Sie deutet auf ihre Auslage. »Ich dachte, ich könnte Ihnen noch ein paar ausgewählte Stücke aus meiner Kollektion zeigen.«
»Danke, aber ich glaube, das ist nicht nötig.«
»Ach«, erwidert die Frau in einem tröstenden Tonfall, »es ist ganz normal, dass den Männern vor so einem großen Tag manchmal die Nerven durchgehen. Heiraten ist eben eher was für uns Frauen.«
»Wem sagen Sie das?«, meine ich. Dann wende ich mich zum Gehen und gucke noch einmal zu Christoph Hübner herüber. Er ist mittlerweile wieder allein, macht aber keine Anstalten, auf mich zuzukommen. Von wegen »Held«, wo Paul das auch immer aufgeschnappt hat. Christoph verhält sich so wie die meisten Männer, die ich kenne: Am besten raushalten. Ich nicke ihm noch einmal zu, aber er bewegt sich noch immer nicht. Ich bin schon fast an seinem Stand vorbei, als sich in mir doch der Kampfgeist meldet. Wenn schon peinlich, dann so richtig. Entschlossen gehe ich zu ihm herüber.
»Tut mir leid, dass Sie das eben
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