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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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zupfe ihn am Ärmel. »Wir sind verlobt, vergiss das nicht!«
    »Schon gut«, erwidert er beschwichtigend. »Gucken wird ja noch erlaubt sein.« Wir schlendern weiter. »Und bis auf die hübschen Damen in Weiß gibt es ja tatsächlich nicht viel Erfreuliches zu sehen.«
    »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich hier etwas Passendes für Kikis Hochzeit finde.«
    »Kikis Hochzeit ist ja auch nur der zweite Grund, der uns hierher geführt hat. Wo ist denn nun dieser Christoph?«
    »Keine Ahnung, habe ihn noch nicht gesehen.« Ich habe den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da entdecke ich das Schild: »Brautsalon Hübner«. »Da vorne ist es«, sage ich und zeige auf den Stand.
    »Dann mal hin: It’s Showtime!« Paul will schon drauflos marschieren. »Moment.« Ich halte ihn am Arm zurück. »Ich geh erst einmal alleine hin und hol dich dann nach.«
    »In Ordnung, ich warte hier.« So gelassen wie möglich schlendere ich weiter und gebe mir Mühe, ein »Ich guck hier nur aus Zufall mal vorbei«-Gesicht aufzusetzen. Das hätte ich mir allerdings schenken können: Christoph Hübner steht hinter einem Tresen und guckt konzentriert in ein Buch. Ich muss mich schon direkt vor ihm aufbauen, selbst da bemerkt er mich noch nicht. Einen Moment betrachte ich ihn nur, seine schwarzen Haare, seine wie auch beim letzten Mal makellose Kleidung, seine gepflegte, schmale Hand, die einen Kugelschreiber hält und etwas in dem Buch notiert. Dann hole ich tief Luft.
    »Guten Tag, Herr Hübner!« Er hebt den Kopf und sieht im ersten Moment ziemlich irritiert aus. Na toll, der kann sich wahrscheinlich noch nicht einmal an mich erinnern! Als ich ihm gerade meinen Namen sagen will, scheint er mich doch wiederzuerkennen.
    »Hallo!« Jetzt sieht er so aus, als würde er sich tatsächlich freuen. Und diese blauen Augen! Hier, im Licht der Scheinwerfer, die zu Dutzenden unter der Decke hängen, scheinen sie noch azurblauer zu leuchten als vorgestern im Laden. »Da sehen wir uns ja schon wieder!«, meint er. »Wollen Sie das Kleid doch zurückgeben?« Ein verschmitzter Ausdruck tritt auf sein Gesicht. Ich habe mich also doch nicht getäuscht, er flirtet schon wieder mit mir.
    »Ja«, hätte ich beinahe gesagt, bringe aber im letzten Moment noch ein »Nein« heraus und lache nervös. »Ich bin mit meinem Zukünftigen hier, weil wir noch ein paar Inspirationen sammeln wollen.« Zukünftiger? Wo habe ich denn dieses Wort her? So etwas würde ich nie schreiben, geschweige denn denken oder sagen. Aber offenbar habe ich es ja gerade gesagt. Zukünftiger, klingt total altmodisch. Andererseits passt es ganz gut zu dieser Veranstaltung, die ist in großen Teilen ja auch total altmodisch. Ich drehe mich um, um Paul ein Zeichen zu geben. Dann will ich ihn mal präsentieren, meinen Zukünftigen. »Paul! Kommst du mal?« Paul kommt brav angewackelt und gibt sich große Mühe, mich anzustrahlen.
    »Was ist denn, Schatz?«
    »Das ist Herr Hübner vom ›Brautsalon Hübner‹. Da hab ich doch mein Kleid gekauft.« Paul reicht Christoph Hübner seine Hand. »Paul Ostermann«, sagt er.
    »Christoph Hübner.« Ich beobachte, wie er Paul die Hand schüttelt. Flackert da nicht ein Anflug von Eifersucht in seinen Augen? Nachdem sie sich wieder loslassen, legt Paul seinen Arm um mich. Mir ist schon klar, was er damit bezweckt, er will deutlich machen: »Das ist meine!«
    »Dann hoffe ich mal, dass Sie meiner Verlobten ein schönes Kleid verkauft haben.« Das finde ich einen Hauch zu großspurig, Paul soll es besser nicht übertreiben. So unauffällig wie möglich zwicke ich ihn in die Seite. »Bisher durfte ich ja nur den Kleidersack von außen sehen«, fügt er hinzu.
    »Schatz, alles andere bringt Unglück.« Immerhin will ich auch mal was sagen und nicht nur dabeistehen, wie die zwei Herren der Schöpfung sich hier beschnüffeln. Dabei lache ich Christoph Hübner, wie ich hoffe charmant, an.
    »Mit Sicherheit werden Sie begeistert sein«, meint Christoph und lässt seinen Blick über mich wandern, als hätte ich es gerade an. Mir wird ganz mulmig, solche blauen Augen sollten wirklich verboten werden! »Sie sieht einfach wunderschön aus in dem Kleid, das sie sich ausgesucht hat.« Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Natürlich gehört es zu Christoph Hübners Job, jede Braut als »wunderschön« zu deklarieren. Aber ich bilde mir ein, dass er es bei mir auch wirklich so meint.
    »Ein Anblick, um den ich Sie beneide.« Paul! denke ich, nicht zu

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