Mein wunderbarer Brautsalon
mitbekommen haben«, sage ich entschuldigend, »ist mir etwas unangenehm.«
»Was meinen Sie denn?« Super, er hat unseren Pseudo-Streit nicht einmal bemerkt! Doch bevor ich etwas antworten kann, meint er: »Nein, ich hab natürlich gesehen, dass Sie eine kleine Auseinandersetzung mit Ihrem Freund hatten.« Dann wirft er mir einen verschwörerischen Blick zu. »Wo drückt denn der Schuh?« Ja, wo drückt er denn? Paul hat mich völlig unvorbereitet in diese Situation geschubst, darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.
»Die Sache ist die …« Ich denke nach, was ist die Sache? Doch dann habe ich einen Einfall – ich tue einfach so, als sei ich Kiki. Die hat sich schon oft genug darüber geärgert, dass Matthias sich so gar nicht in die Vorbereitungen einbringen kann. Oder, besser gesagt, will.
»Paul und ich haben etwas unterschiedliche Vorstellungen von unserer Hochzeit«, erkläre ich. »Er wollte, dass wir zu zweit nach Dänemark fahren – ich hingegen möchte eine große Feier.«
»Das ist bei den meisten Paaren so«, meint Christoph verständnisvoll.
»Ist ja auch eigentlich kein Problem«, fahre ich fort. »Paul ist es im Wesentlichen ganz egal. Nur findet er, dass ich den Großteil der Vorbereitungen übernehmen sollte, weil er als Unternehmensberater…«, wenn schon lügen, dann richtig, »… so
wenig Zeit hat.«
»Tja«, Christoph lächelt verschmitzt, »damit hat er auch nicht ganz Unrecht. Wenn Sie ein großes Fest wollen, er aber nicht – dann …«
»Ich weiß, ich weiß«, unterbreche ich ihn. »Langsam merke ich nur, dass ich allein damit überfordert bin, weil es viel mehr Arbeit ist, als ich dachte.« Dabei werfe ich ihm einen – wie ich hoffe – großäugigen »Ich bin ein kleines Mädchen und brauche Hilfe«-Blick zu. »Schätze, Paul war sauer, weil ich ihm damit wieder in den Ohren lag.«
»So viel, wie Sie meinen, ist das gar nicht«, erklärt er freundlich. »Ist es nicht?«
Er schüttelt den Kopf. »Ich bin kein Fachmann, wir verkaufen schließlich nur Brautkleider. Aber über die Jahre habe ich natürlich trotzdem das ein oder andere mitbekommen. Warten Sie mal.« Er geht zu seinem Tresen und nimmt eine Broschüre in die Hand, kommt dann wieder zu mir zurück und zeigt sie mir. »Sehen Sie hier, das geben wir unseren Kundinnen meistens mit. Aber Sie waren am Donnerstag so schnell weg, dass ich es ganz vergessen habe.«
»Was ist das?«
»Ein kleiner Hochzeitsplaner, der vieles erleichtert. Hier können Sie Schritt für Schritt alle Punkte auf der Liste abhaken. Und dann müssen Sie nur noch feiern.« Dabei zwinkert er mir zu. Wie nett er doch ist! Flirtet nicht nur mit mir, nein, er hilft mir auch dabei, so elegant wie möglich unter die Haube zu kommen. »Sehen Sie hier.« Er deutet auf die Liste. »Da steht alles.« Ich studiere die einzelnen Punkte – und mich trifft fast der Schlag:
1 Jahr vor der Trauung: Legen Sie einen Termin fest, entscheiden Sie sich für das Standesamt, und wählen Sie die Kirche und den Ort für die Feier aus.
»Ein Jahr vorher?«, entfährt es mir. »Wer plant denn ein Jahr lang seine Hochzeit?«
»Die meisten«, erklärt Christoph Hübner, »soll ja immerhin der ›schönste Tag im Leben‹ werden.« Dann lacht er auf einmal ohne jeden erkennbaren Grund auf.
»Was ist denn so lustig?«
»Nichts«, sagte er, immer noch kichernd. »Nun kommen Sie schon!«, fordere ich. »Ich möchte auch lachen.«
»Nein, wirklich nicht, es gibt da nur einen sehr blöden Spruch. Völlig unpassend.«
»Dann sagen Sie doch mal.« Berufliche Neugierde, ich kann nichts dagegen tun.
»Also gut«, willigt er ein, »aber es ist echt nur ein blöder Spruch.«
»Bin ganz Ohr.«
»Wenn der schönste Tag im Leben der ist, an dem man heiratet – dann kann es danach nur noch abwärts gehen.«
»Äh«, ich bin kurz irritiert, »glauben Sie das?«
»Na ja, nicht unbedingt.«
»Das passt so gar nicht zu dem, was Sie machen.«
»Schon gut, ich hätte es Ihnen nicht erzählen sollen, war doof von mir. Um nicht zu sagen, geschmacklos, wenn jemand gerade heiraten will. Nicht jeder versteht meinen Humor.« Er wirkt peinlich berührt.
»Nein, nein«, versichere ich schnell, »fand ich gar nicht doof, man muss doch auch über sich selbst lachen können.«
Seine Miene hellt sich wieder auf. »Sicher hoffen wir alle, dass wir nach der Hochzeit ein Leben lang glücklich sind. Aber wissen kann man es ja nicht.«
»Sie meinen das, was Sie neulich schon mal
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