Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
Vom Netzwerk:
schnappe mir Oma, die vor Überraschung japst, und schwenke sie durch den Laden. »Und eins, zwei, drei, eins, zwei, drei«, singe ich dazu. Sie lacht.
    »Hör auf«, ächzt sie, »das ist nichts mehr für mich.« Aber ich schwinge sie unbeirrt weiter, mir macht es einfach viel zu großen Spaß. Und noch eine Drehung und noch eine und noch eine – dann bremse ich abrupt ab, weil plötzlich jemand vor uns steht: Nina.
    »Oh, hallo, Nina!«, begrüße ich sie überrascht.
    »Hallo, Christoph.« Sie mustert Oma und mich irritiert. »Hallo, Frau Hübner.« Sie schütteln sich die Hände.
    »Hab Sie ja lange nicht gesehen«, sagt Oma. »Geht’s Ihnen gut?« Nina zögert, nickt dann aber. »Ich war gerade in der Stadt«, meint sie zu mir. »Hast du einen Moment Zeit?«
    »Klar. Worum geht’s denn?«
    »Können wir kurz um den Block gehen?« Sie leckt sich in einer schnellen Bewegung mit der Zunge über die Lippen.
    »Sicher«, erwidere ich, »ich muss nur eben meine Jacke anziehen.« Ich hole meine Jacke aus dem Büro, dann gehe ich zusammen mit Nina hinaus in die Kälte.
    »Was gibt’s denn?«, will ich wissen, nachdem wir eine Weile nebeneinander hergegangen sind. »Die Frau, die gestern bei unserem Vorspiel war«, setzt Nina an. »Diese Annika«, fährt sie fort.
    »Ja?«
    Nina bleibt stehen und mustert mich eindringlich.
    »Du bist in die verliebt, oder?« Ich zucke zusammen, wie kommt sie darauf?
    »Wieso denkst du das?«, will ich wissen. Nina geht weiter, ich folge ihr.
    »Weil du sie so angesehen hast, als wärst du verliebt«, erklärt sie.
    »Ich mag sie«, rede ich mich heraus, »das schon, aber … sie wird ja bald heiraten.«
    »Ich bin auch verheiratet«, flüstert Nina so leise, dass ich es kaum hören kann.
    »Das weiß ich doch.«
    »Trotzdem hast du mich geküsst«, kommt es daraufhin und es klingt beinahe vorwurfsvoll.
    »Ach, das meinst du, die Geschichte vor einem halben Jahr …«
    Das Gespräch wird mir zusehends unangenehm. »Mal ehrlich, Nina, da waren wir beide sturzbetrunken.« Sie gibt ein komisches Geräusch von sich, irgendwie zwischen Lachen und Weinen.
    »Ich war nicht so betrunken.« Sie bleibt wieder stehen, ihre Augen verengen sich zu zwei Schlitzen. »Und ich glaube auch nicht, dass du es warst.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?«, frage ich sie jetzt ganz direkt.
    »Zwischen Torsten und mir kriselt es schon länger«, erzählt sie. »Und daran will ich dir auch nicht die Schuld geben. Aber seit wir uns an diesem einen Abend geküsst haben, bin ich total durcheinander und weiß überhaupt nichts mehr.«
    »Das habe ich nicht gewusst«, murmele ich kleinlaut. Nina gibt wieder diesen komischen Laut von sich.
    »Dachte ich mir, dass du es noch nicht einmal merkst. Die Sache ist die: Ich habe mich an diesem Abend in dich verknallt. Oder vielleicht war ich es auch vorher schon, was weiß ich.« Sie kickt mit dem Fuß einen matschigen Schneeball vom Bürgersteig. »Und seitdem frage ich mich permanent, was das mit Torsten und mir werden soll. Und was mir dir eigentlich ist, Christoph, ob das für dich nur ein harmloser Zwischenfall war.«
    »Ehrlich gestanden«, gebe ich zu, »ja.« Ich kann Nina ansehen, wie sehr sie diese Aussage trifft. Aber was soll ich denn sagen außer der Wahrheit? Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich der Grund für die Streitereien zwischen ihr und Torsten sein könnte. Oder zumindest habe ich es so nicht sehen wollen, für mich war das immer ein kleiner alkoholbedingter Ausrutscher.
    »Ist schon in Ordnung«, sagt Nina dann. »Ich kann ja auch nicht behaupten, du hättest mir nach diesem Abend sonderlich große Hoffnungen gemacht. Hab eben versucht, mich damit zu arrangieren und meine Beziehung mit Torsten wieder hinzukriegen. Aber als ich gestern … gestern gesehen habe, wie du diese Annika anlachst und anguckst … so, wie du mich noch nie angesehen hast … da … da ist mir klar geworden, dass die ganze Sache viel tiefer in mir sitzt, als ich wahrhaben wollte.«
    »Nina«, ich lege meinen Arm um ihre Schulter, aber sie schiebt ihn weg. »Ich kann dir wirklich nur sagen, wie leid mir das tut. Das hatte ich nie vor!«
    »Weiß ich«, erklärt sie. »Ich hatte es ja auch nicht vor, manche Dinge passieren eben. Und mir ist es halt passiert, dass ich mich in unseren Frontman verknallt habe, ist leider nicht zu ändern.« Sie versucht, ein wenig schief zu grinsen. »Weiß der Geier, wieso, denn so großartig bist du ja schließlich auch

Weitere Kostenlose Bücher