Mein wunderbarer Brautsalon
Anlauf zu versenken oder … Oder eben auch nicht.
8. Kapitel
Christopher
Unangenehme Dinge soll man ja bekanntlich lieber gleich hinter sich bringen. Hab ich irgendwo gelesen, vielleicht sogar in der »Isabelle«, die ich mir gestern gekauft habe. Also rufe ich nach meinem Gespräch mit Nina gleich bei Malte an und frage ihn, ob ich abends für ein Stündchen vorbeikommen kann. So ein Pech, ich kann, er hat Zeit.
»Pssst«, begrüßt er mich, als er mir die Tür öffnet. »Wir haben gerade die kleinen Terroristen ins Bett gebracht und hoffen, dass sie jetzt auch da bleiben.« Auf leisen Sohlen schleiche ich ins Haus und folge Malte in die große Küche, die gleichzeitig auch Wohnzimmer ist.
»N’Abend, Christoph!« Maltes Freundin Marion ist gerade dabei, ein paar Teller in einen der Küchenschränke zu räumen. »Möchtest du etwas trinken?«
»Gern«, antworte ich. »Wasser oder Saft oder so.«
»Bring dir gleich ein Glas«, sagt sie.
»Nimm Platz«, fordert Malte mich auf und setzt sich selbst an den großen, rustikalen Esstisch in der Mitte des Raumes. »Hier, bitte«, Marion stellt mir ein Glas hin. Dann wendet sie sich an Malte. »Ich geh nach oben und guck Fernsehen.« Sie zwinkert mir zu. »Dann könnt ihr in Ruhe ›Männerabend‹ machen.« Sie nimmt sich selbst noch ein Glas und geht hinaus.
»Also, was gibt’s so Dringendes, was du mir nicht am Telefon erzählen kannst?«, fragt Malte, sobald sie die Tür hinter sich zugezogen hat. Ich beschließe, erst gar nicht lange um den heißen Brei herum zu reden.
»Tja, wie soll ich sagen? Ich fürchte, unsere Band löst sich auf. Vorerst jedenfalls.«
»Aha.« Eigentlich hätte ich gedacht, dass Malte etwas anders reagieren würde, aber er wirkt relativ gelassen und sieht mich nur abwartend an.
»Ja, ähm«, fahre ich fort, »Nina und Torsten wollen eine Art kreative Pause einlegen.«
»Ist das so?« Ich nicke.
»Das habe ich mir schon gedacht.«
»Hast du?« »Ja.« Er steht auf, geht zum Kühlschrank, kommt mit zwei Flaschen Bier zurück, macht sie auf, stellt mir eine hin und setzt sich wieder. »So«, sagt er dann. »Und jetzt erzählst du mir einfach mal, was eigentlich los ist.«
Es ist ein bösartiges Gerücht, dass Männer immer nur zusammen Fußball gucken und ansonsten schweigend nebeneinander hocken. Als ich mich zwei Stunden später von Malte verabschiede, habe ich ihm alles erzählt. Wirklich alles, eine Art Rundum-Beichte, könnte man fast sagen. Die Sache mit Nina und Torsten, meine Schwärmerei für Annika und wie aussichtslos das eigentlich ist und dass ich mich frage, warum ich mich nicht einfach mal in eine Frau verlieben kann, bei der nicht alles so kompliziert ist und überhaupt. Und Clara. Das habe ich ihm auch erzählt, weil es mir nach all den Jahren einfach passend erschien.
Was hat Malte dazu gesagt? Nicht viel. Genau genommen nur zwei Dinge: »Erstens finde ich es zwar tragisch, dass deine Freundin vor zwölf Jahren gestorben ist, aber ich denke nicht, dass du das noch immer als Ausrede dafür benutzen kannst, dass du dein Leben nicht auf die Reihe kriegst. Und zweitens: Krieg dein Leben auf die Reihe.« Ganz der kühle, sachliche Hanseat. Und mit diesem Ratschlag hat er mich dann einfach wieder nach Hause geschickt.
Annika
Kiki ist sehr zufrieden mit meiner Vorarbeit. Sie studiert die Bilder vom Café Fees, die sie von meiner Kamera auf ihr Notebook geladen hat, und ist recht angetan. »Sieht echt total nett aus, dieser Innenhof.« Dann studiert sie das Angebot, das ich heute noch ins Büro gefaxt bekommen habe. »Und vom Preis her klingt das auch nicht schlecht, wenigstens müssen wir danach nicht sofort Privatinsolvenz anmelden.«
»Vergiss nicht den Kleinkram, der noch dazukommt«, warne ich sie. »Tischdeko, Menükarten drucken lassen, die Einladungen, die Hotelzimmer … da kommt noch einiges auf euch zu.«
»Ich weiß«, seufzt sie. »Wo sind sie hin, die guten, alten Zeiten, als es noch Tradition war, dass die Eltern der Braut alle Kosten übernehmen?«
»Also, erstens schießen sie doch etwas dazu und zweitens«, ich trinke einen Schluck von dem Bier, das ich mir bei Kiki aus dem Kühlschrank geholt habe, »wäre das doch auch unfair. Schließlich würde ich wahrscheinlich leer ausgehen, weil’s bei mir keine Sause zu finanzieren gibt.«
»Das ist ja noch nicht raus«, entgegnet Kiki. »Übrigens, was macht denn dein Galan?«
»Heute habe ich nichts gehört«, meine ich, »aber morgen sehe ich ihn
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