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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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hat’s eben total erwischt«, stellt er zerknirscht fest.
    »Ist ja schon gut, jetzt lies!« Paul überfliegt meinen Text. Dabei gluckst er hin und wieder auf. »Klingt ja prima«, meint er und gibt mir das Blatt zurück. »Und ist auch toll geschrieben.«
    »Du musst jetzt nicht rumschleimen, nur weil du mich so schamlos im Stich gelassen hast.«
    »Ist nicht geschleimt, ehrlich!« Er legt theatralisch eine Hand auf seine Brust. »Ich schwöre.«
    »Dann glaub ich’s mal.«
    »Wann siehst du ihn denn wieder?«
    »Dienstag«, antworte ich und seufze. »Er bringt mich zu meinem Auto.«
    »Wow! Klingt nach einem echt romantischen Date!« Dann mustert er mich streng. »Es hat dich doch nicht etwa wirklich erwischt, oder?«
    »Unsinn«, erwidere ich energisch. »Christoph ist süß, aber mehr auch nicht.«
    In diesem Moment geht Silvia an uns vorbei, und mir fällt ein, dass ich sie noch bitten wollte, für Kiki das Kleid zu besorgen. »Du, Silvia, hast du mal einen Moment Zeit?«
    »Klar.« Sie bleibt stehen.
    »Ich wollte dich bitten, ob du in der Mittagspause etwas für mich erledigen könntest. Ich würd’s ja selber machen, aber ich müsste etwas in dem Brautgeschäft abholen«, ich senke vertrauensvoll meine Stimme, »du weißt schon, der Laden, der dem Typen gehört, der glaubt, ich würde bald heiraten.«
    »Nämlich?« Jetzt ist Silvia ganz Ohr.
    »Du müsstest da ein Brautkleid abholen. Modell ›Gisele‹ von Lohrengel in Größe 36.«
    »Du trägst doch keine 36, oder?«, entfährt es ihr hinreißend spontan.
    »Nein«, gebe ich sauertöpfisch zurück. So fett sehe ich nun auch nicht aus! »Das Kleid ist für meine Schwester, und ich kann ja schlecht … ach, das ist etwas kompliziert, wenn ich dir das alles erkläre. Wichtig ist nur, wir brauchen das Kleid. Hier«, ich nehme mein Portemonnaie aus meiner Handtasche, in dem schon das Geld steckt, das ich mit Kikis Karte gezogen habe, »hast du genügend Geld. Wärst du so nett? Der Laden ist gleich um die Ecke der Redaktion.«
    »Ich weiß nicht«, zögert Silvia noch.
    »Bitte, das soll kein blöder Volontärs-Botengang sein. Es wär unheimlich wichtig.«
    »Das mein ich doch gar nicht, dass ich mir dafür zu fein bin.«
    »Sondern?«
    »Ich weiß nicht, ob es günstig ist. Vor allem heute.«
    »Vor allem heute?«
    »Ja. Ich erklär’s dir.« Sie nimmt einen Stift von meinem Schreibtisch und kritzelt irgendwelche Zahlen auf den Block neben meiner Tastatur. »Also, heute ist der 22.1.2007, macht in der Quersumme eine vierzehn, also fünf. Zusammen mit meinem Namen«, wieder rechnet sie irgendetwas aus, »ergibt das eine Drei.«
    »Aha.« Paul und ich gucken beide ratlos.
    »Ja, und eine Drei steht numerologisch für Ruhelosigkeit und Eifersucht. Also, ich fänd’s nicht gut, wenn die Ehe deiner Schwester durch solche negativen Aspekte beeinflusst werden würde. Ein anderer Tag wäre da besser. Oder eine andere Person.« Sie lächelt mich nach wie vor freundlich an.
    »Äh, Silvia«, erwidere ich, als ich meine Stimme wiedergefunden habe, »dann sag doch einfach, dass du keinen Bock darauf hast.«
    »Oder so, ja«. Sie geht einfach weiter.
    »Nicht schlecht für unsere Volontärin«, kommentiert Susanne von hinten. »Hat sie dir glatt den Wind aus den Segeln genommen.« Ich hasse dieses Großraumbüro! »Wenn du willst, kann ich es für dich abholen«, bietet sie betont freundlich an. »Ich wollte nachher sowieso noch was in der Stadt besorgen.«
    »Nicht nötig, ich werd einen Kurier beauftragen.«
    »Sollte nur ein Angebot sein.« So weit kommt’s noch, dass ich Christoph diese falsche Schlange auf den Hals hetze!

    Christoph
    Montagmorgen packen Oma und ich die Kartons von der Messe aus, räumen alles zurück in die Regale und hängen die Kleider wieder auf. Britta hat frei, dafür hat sie am Wochenende ja gearbeitet. Zumindest den ganzen Sonntag. Ich bin noch immer beschwingt vom Vorabend, was meiner Großmutter natürlich nicht verborgen bleibt.
    »Nun erzähl schon«, fordert sie mich auf, nachdem ich eine Stunde lang schweigend vor mich hingeräumt habe.
    »Was denn?«, stelle ich mich absichtlich dumm.
    »Na, von der jungen Frau! Deine alte Oma platzt doch vor Neugierde.«
    »Also«, beginne ich. »Wir haben uns gestern getroffen, sie ist zu unserer Bandprobe gekommen.«
    »Und?«
    »Es hat ihr gefallen.«
    »Und weiter?«
    »Dann waren wir noch aus, haben etwas getrunken und sogar miteinander getanzt.«
    »Getanzt?«
    »Ja, ungefähr so.« Ich

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