Mein wunderbarer Brautsalon
Situation ist etwas aus dem Ruder gelaufen.«
»Hab ich dir ja gleich gesagt«, stellt Kiki ungerührt fest.
»Ja, ja, hast du.« »Was genau ist denn passiert? Ist er dir auf die Schliche gekommen?«
»Nein, das nicht.« Ich seufze tief. »Es ist viel schlimmer: Ich hab mich bis über beide Ohren in ihn verliebt und die letzte Nacht mit ihm verbracht.«
»Oha.« Kiki reißt überrascht den Mund auf. Ich erzähle ich alles von Anfang an, auch die Sache mit seiner verstorbenen Freundin und dass ich mich deshalb total mies fühle, ausgerechnet ihn so angelogen zu haben. Kiki kommt aus den »Ohas« nicht mehr raus.
»So, der Kaffee ist fertig«, werden wir zwischendurch unterbrochen. Matthias kommt mit einem Tablett ins Schlafzimmer. »Abstellen«, kommandiert Kiki, »und wieder rausgehen. Hier findet ein Frauengespräch statt.«
»Ich liebe dich auch, mein Schatz«, erwidert Matthias, tut aber, was Kiki gesagt hat.
»Ich liebe dich noch viel mehr!«, ruft sie ihm hinterher, als er das Zimmer verlässt. »Und jetzt?«, fragt sie dann, »was gedenkst du zu tun?«
»Wenn ich das mal wüsste! Ist ja alles sehr verfahren. Ach, und übrigens, die Band gibt es auch nicht mehr.«
»Wie? Was hat denn die Band damit zu tun?«
»Gar nichts. Wollte ich dir nur sagen, weil’s mir gerade einfällt.«
»Okay, dann doch ein DJ. Aber zurück zu deinem Problem: Da gibt es genau genommen ja nur drei Möglichkeiten.«
»Die da wären?«
»Erstens: Du sagst ihm die Wahrheit.« »Ausgeschlossen! Dann fühlt er sich doch total benutzt.«
»Stimmt. Zweitens: Du triffst ihn nicht mehr und vergisst die ganze Sache.«
»Gefällt mir auch nicht wirklich.«
»Drittens«, fährt Kiki fort, »du löst langsam, aber sicher deine Verlobung mit Paul und hoffst, dass die ganze Geschichte niemals auffliegt.«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, meine ich. »Aber was, wenn er die Geschichte in der Isabelle liest? Spätestens dann weiß er doch Bescheid.«
»Alle Namen und den Ort ändern?«
»Die Fakten kann ich gar nicht so sehr ändern, dass er da nicht Lunte riecht, sonst funktioniert die ganze Idee nicht mehr.«
»Tja, dann bleibt wohl doch nur die Wahrheit«, stellt Kiki fest. »Oder du musst den Artikel zurückziehen.«
»Unmöglich, meine Chefin fährt voll auf die Idee ab, will sie unbedingt. Da kann ich mir gleich einen neuen Job suchen, in letzter Zeit war sie sowieso nicht besonders zufrieden mit mir.«
»Hm.« Kiki denkt eine Weile nach. »Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als den gesamten April und Mai mit deiner neuen Eroberung im Ausland zu verbringen, in der Hoffnung, dass er die Zeitschrift nicht in die Finger kriegt.«
»Ist aber auch doof«, erwidere ich, »dann kann ich ja gar nicht zu deiner Hochzeit kommen.« Wie müssen beide grinsen. »Ach«, seufze ich, »da hab ich mal wieder echten Bockmist gebaut.«
»Allerdings«, stimmt Kiki mir zu. »Trotzdem«, meine ich. »Der Vorschlag, die Verlobung langsam, aber sicher auslaufen zu lassen, ist schon mal nicht schlecht.«
»Na, dann fröhliches Entloben!«
Christoph
Ich versuche mich, so gut es geht, auf die Arbeit zu konzentrieren. Was dadurch erschwert wird, dass ich etwa alle zehn Minuten aus dem Laden renne, um zu gucken, ob Annikas Auto noch auf meinem Parkplatz steht. Noch ist es da, aber irgendwann wird sie es ja mal abholen müssen. Unsere Verabschiedung am Morgen war etwas komisch, was unter den gegebenen Umständen mehr als verständlich ist. Ich habe mich nicht getraut, Annika zu fragen, ob und wann wir uns wiedersehen. Das muss sie entscheiden. Aber für den Fall, dass sie sich dagegen entscheidet, könnte ich dem nächsten Treffen ein wenig auf die Sprünge helfen. Und deshalb laufe ich alle zehn Minuten hinaus.
»Was suchst du eigentlich da draußen?«, will meine Oma irgendwann wissen, denn natürlich fällt ihr mein hektisches Gerenne auch auf.
»Äh, nichts«, antworte ich.
»Erzähl mir nichts, bei dir stimmt doch was nicht.«
»Na gut, ich will gucken, ob Annika ihr Auto schon abgeholt hat.« In Kurzform berichte ich ihr von den jüngsten Ereignissen, immerhin hat sie mir das zum Teil mit eingebrockt. Wenn sie mich nicht darin bestärkt hätte … wer weiß, vermutlich hätte ich es trotzdem getan. Allerdings lasse ich meinen Bericht mit dem Kuss auf der Alster enden, ich bin mir nicht sicher, wie der Rest bei einer Frau ihrer Generation so ankommt.
»Dann warte doch einfach ab, was weiter passiert«, rät sie mir. »Und
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