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Mein wundervolles Genom

Mein wundervolles Genom

Titel: Mein wundervolles Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lone Frank
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Y-Chromosoms meines Bruders nichts über ihn aussagen. Aber ich habe gehört, dass es etwas Neues gibt.
    »Oh, Sie meinen autosomale Analysen«, sagt Perego wieder etwas lebhafter. Statt die Y-Chromosome und die mitochondriale DNA zu untersuchen, die nur jeweils eine Linie aus unendlich vielen zeigen, kann man Spuren vieler Vorväter und Vormütter auch durch die Analyse anderer Chromosomen finden, der sogenannten Autosome.
    »Wir arbeiten daran«, sagt Perego und räumt ein, dass die neue Analysemethode eigentlich bereits zur Verfügung stehen müsste. »Es geht darum, dass man in der Lage ist, Abschnitte von Chromosomen über Generationen zurückzuverfolgen und auf diese Weise ein Bild der Kombinationen zu bekommen, die aufgetreten sind. Aber es ist schwierig, zu erkennen, welche Abschnitte von wem kommen, und wenn man weiter als vier Generationen zurückgeht, wird es zu einer Frage der Statistik. Man kann dann beispielsweise sagen, dass eine Person Vorfahren hat, die zu 70 Prozent Osteuropäer und zu 30 Prozent Skandinavier sind oder etwas in der Art. Wir haben viele Daten von unseren Freiwilligen, aber es gibt noch ungelöste technische Probleme, die mit Statistik zu tun haben, und damit will ich Sie nicht langweilen.«
    Und noch etwas anderes spiele eine Rolle, sagt Perego. Die Leute seien einfach noch nicht bereit dafür.
    »Das, worüber wir hier sprechen, übersteigt den Horizont der breiten Öffentlichkeit erheblich. Allgemein gesagt, wissen die meisten Menschen nicht einmal, wie man die zugänglichen Datenbanken nutzt, weil sie nichts von mitochondrialer DNA und Y-Chromosomen wissen. Die Folge ist, dass sie es einmal versuchen, nichts finden und dann aufgeben. Es ist Verschwendung.«
    Ich ahne, dass er gleich davon sprechen wird, dass mehr Aufklärung nötig ist, und komme ihm zuvor.
    »Ganz genau«, stimmt er zu und erzählt, dass Sorensons Stiftung eine Art Hotline für Menschen eingerichtet hat, die ihren Genen auf der Spur sind. Man bezahlt einen symbolischen Betrag und erhält ein Gespräch mit einem Spezialisten, der Genetik sozusagen bis zurück zu Adam und Eva erklären kann und bei der Suche in Datenbanken hilft. Die Hotline berät auch, bevor sich jemand testen lässt.
    »Es melden sich Leute, die Interesse daran haben, aber nicht wissen, was die verschiedenen Tests leisten. Sie erfahren, wer in der Familie sich testen lassen sollte, damit sie eine bestimmte Information erhalten. Um ganz ehrlich zu sein, die genetische Genealogie ist heute eine Sache für die Elite, für die relativ wenigen, die sich damit befasst haben und über die Grundlagen schon ganz gut Bescheid wissen.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich dazugehöre, aber ich würde die Jagd gern aufnehmen und bitte um ein paar Tipps.
    »Ihre 16193T-Mutation ist selten und nicht bei allen Angehörigen der Haplogruppe H2a1 anzutreffen, also ist das ein guter Ansatz. Und denken Sie daran: Die Datenbanken wachsen immer weiter; wenn Sie heute nichts finden, könnten Sie in sechs Monaten oder einem Jahr Erfolg haben. Bleiben Sie einfach dran. Viel Glück!«
    Ich werde es brauchen. Als ich in Sorensons Datenbank gehe und bei den Y-Chromosomen suche, finde ich keine völlige Übereinstimmung; erst als ich meine Suchkriterien auf etwas weniger Übereinstimmung herabsetze, habe ich Treffer. Ich suche nach Personen, bei denen acht von zehn Markern mit meinen übereinstimmen, und bekomme eine Handvoll. Doch als ich sie mir genauer anschaue, haben sie allesamt andere Namen als Pedersen, und das Statistikprogramm schätzt, dass unser letzter gemeinsamer Vorfahre neunzehn bis zweiunddreißig Generationen zurückliegt. Das hilft mir nicht. Ich mache trotzdem weiter, aber die Y-Suche und die Y-Datenbanken fördern nichts weiter zutage.
    Also gebe ich die männliche Linie bald auf und widme mich der mitochondrialen DNA. Da ist meine Suche nicht ganz hoffnungslos. Ich weiß, dass eine Tochter meiner Urgroßmutter Gjertrud Rosenlund im letzten Jahrhundert in die USA ausgewandert ist, und es ist immerhin denkbar, dass jemand von ihren Nachkommen dort sich hat testen lassen. Warum auch nicht? Die Ahnenforschung ist immerhin das beliebteste Hobby in den Vereinigten Staaten.
    Insofern verspüre ich ein gespanntes Kribbeln, als ich die Sorensons Suchmaschine starte. Das Ergebnis kommt blitzschnell – nichts. Niemand zeigt eine vollständige Übereinstimmung.
    Ich nehme einen neuen Anlauf und suche zunächst nach der Haplogruppe. Von achtzigtausend Datensätzen,

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