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Mein wundervolles Genom

Mein wundervolles Genom

Titel: Mein wundervolles Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lone Frank
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Zugang zu dieser wichtigen Information zu erleichtern, die nicht reich sind.
    »Meine Hoffnung ist, dass die Regierung irgendwann die Genomsequenzierung für alle Neugeborenen unterstützen wird«, sagt Jay Flatley und wagt die Voraussage, 2020 werde es so weit sein.
    Esther Dyson glaubt nicht recht, dass es in den Vereinigten Staaten eine solche staatliche Unterstützung geben wird. Schließlich habe man es noch nicht einmal geschafft, eine gesetzliche Krankenversicherung für alle Bürger durchzusetzen, trotz zahlreicher Versuche über die Jahrzehnte hinweg. Hingegen kann Dyson sich vorstellen, dass 23andMe, in deren Verwaltungsrat sie sitzt, der künftige Anbieter von DNA-Sequenzierungen für jedermann sein wird.
    »Wir würden gern komplette Genomanalysen mit der gleichen Art von Kundenbetreuung anbieten, die wir heute für SNP-Profile anbieten. Bald werden wir gar keine SNPs mehr analysieren.«
    In der nächsten Pause stehe ich in einer Ecke und denke ein bisschen verlegen an mein SNP-Profil von deCODEme. Es fühlt sich ungefähr so an, als hätte ich ein ziegelsteinförmiges Nokia-Handy der ersten Generation, während alle anderen auf ihren iPhones Videos anschauen.
    »Aber gegenwärtig können Sie aus einer kompletten Genomanalyse nicht viel mehr Informationen bekommen als aus der einen Million SNPs, die man mit einem Genchip machen kann«, tröstet mich Earl Collier. Collier, Spitzname »Duke« und Chef von deCODE Genetics, hat im Prinzip recht. Er erinnert mich daran, dass die Forscher bei 90 Prozent und mehr unserer über zwanzigtausend Gene nicht einmal wissen, welche biologische Funktion sie erfüllen. Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, das Sequenzieren von Genomen immer schneller und billiger anzubieten, doch die Forschung, die Wissen und Erklärungen bieten könnte, hinkt weit hinterher.
    »Bisher gilt für die große Mehrheit der Menschen, dass die meisten uns bekannten Zusammenhänge über Gene und Krankheiten durch Untersuchungen von SNPs entdeckt wurden. Es wird noch lange dauern, bis wir mit kompletten Genomen weiter kommen.«
    Dennoch, ich wäre gern Teil des illustren Kreises und hätte gern meine eigene Sequenzierung, nachdem so viele Koryphäen sie bereits haben. Das gehört zum Reiz von Gendaten. Aber wahrscheinlich muss ich warten, bis der Preis auf tausend Dollar gefallen ist, was in den nächsten drei bis fünf Jahren erwartet wird.
    »Sie haben heute auch die Möglichkeit, eine kostenlose Sequenzierung zu gewinnen«, sagt ein junger Mann, der sich bemüht, einen Cappuccino aus dem Kaffeeautomaten herauszubekommen. Es stellt sich heraus, dass er Jason Bobe ist, der Koordinator des Personal Genome Project, der Mann, der dafür sorgt, dass das Projekt in der Praxis funktioniert. Er hat auch diese Konferenz organisiert. Um ein bisschen zusätzliche Aufmerksamkeit zu erregen, hat er einen Wettbewerb angekündigt um den originellsten Vorschlag, wie man in den nächsten fünf Jahren individualisierte Genomanalyse anwenden kann. Der Gewinner kann sein Genom kostenlos sequenzieren lassen. Um in die Auswahl zu kommen, muss der Vorschlag das Potenzial haben, »einen oder mehrere Aspekte des menschlichen Lebens zu verbessern wie Gesundheit, Wohlergehen, Fortpflanzung, Leistungsfähigkeit, Sicherheit oder Unterhaltung«. Ups.
    Ich habe keine zündende Idee, für keine dieser Kategorien.
    »Schlagen Sie irgendwas vor«, ermuntert mich Bobe. »Wir haben schon zwei Dutzend Vorschläge, die vier besten werden ausgewählt, und die Teilnehmer stimmen per SMS darüber ab. Wie in einer Casting-Show.«
    Diese Vorstellung bringt mich weit weg von der angenehmen Treibhausatmosphäre in den Büros von Microsoft. Hier sitzen dicht gedrängt gut informierte, gut situierte Zuhörer, sprechen ganz geläufig über »Microbiomics« und diskutieren die Feinheiten der »Gensequenzierung der nächsten Generation«. Wie würde diese Diskussion in den Ohren eines Außenstehenden klingen? Was würde, sagen wir mal, das Mädchen darüber denken, das herumgeht und uns knusprige Minicroissants anbietet? Würde sie sich überhaupt Gedanken darüber machen?
    Die menschliche Geschichte sei ein »Wettlauf zwischen Bildung und Katastrophe«, schrieb der britische Autor H. G. Wells. 14 Das gilt heute mehr denn je. Einige mächtige neue Technologien entwickeln sich nicht nur mit geradezu beängstigender Geschwindigkeit, sie sind auch billig und für die breite Bevölkerung zugänglich und nutzbar. Gedankenlos und vollkommen

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