Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
lange darüber nachgedacht.« Sie legte die Hand auf seinen Unterarm und beugte sich vor. »Wir müssen einen Verräter in Ross Castle oder im Dorf haben.«
Unwillkürlich erschien das Bild von seiner lachenden Frau vor seinem geistigen Auge, wie sie ihm erzählte, dass sie Glyndwr so erfolgreich getäuscht hatte.
»Ich habe Maredudd gefragt, woher sie es wussten«, fuhr sie fort. »Er sagte, er kenne unseren Verräter nicht, wohl aber Rhys Gethin.«
William war sich nicht sicher, was oder ob sie überhaupt irgendetwas getan hatte. Doch er wollte sie wissen lassen, dass sie ihn nicht anlügen musste. Nicht hierüber und auch sonst nicht. Niemals.
»Ich möchte, dass zwischen uns Aufrichtigkeit herrscht«, sagte er und legte die Hand auf ihr Knie. »Du hattest mir gesagt, ich hätte dir mehr wehgetan, als Rayburn es je vermocht hätte. Vielleicht wolltest du deshalb weg, und später hast du dann deine Meinung geändert. Wenn es so gewesen ist, würde ich das verstehen. Ich wäre sogar dankbar, dass du deine Meinung geändert hättest.«
Er warf einen Blick auf den Schock und die Wut in ihrem Gesicht und fing an, sofort und so rasch wie möglich zurückzurudern. »Ich will damit nicht sagen, dass es so gewesen ist«, sagte er und hob beschwichtigend die Hände. »Ich meine bloß, dass es mir egal ist, wie es dazu kam oder was du getan hast, solange du jetzt bei mir bleibst. Nichts anderes zählt für mich.«
Catherine warf ihm den vollen Becher Honigwein ins Gesicht und sprang auf. »Das ist nicht alles, was zählt!« Ihre Augen waren nur noch schmale Schlitze und ihre Stimme tief und drohend.
Er hatte sie schon wütend gesehen, doch so noch nie. Flüchtig dachte er an den Dolch, den sie immer bei sich trug, und hoffte, dass ihre walisischen Geiselnehmer sie entwaffnet hatten.
»Aufrichtigkeit! Ausgerechnet du bittest um Aufrichtigkeit zwischen uns?« Ihre Stimme kochte. »Du schläfst zwei Tage lang mit mir und hältst es die ganze Zeit für möglich, dass ich meine eigene Entführung inszeniert habe? Glaubst du etwa, ich wäre freiwillig mitgegangen und hätte erst angefangen, es zu bereuen, als Glyndwr drohte, mich mit dem Grimmigen zu verheiraten?«
»Er hat was getan?« William richtete sich auf.
Er wäre sichtlich beeindruckt von dem Schauer an Flüchen und Schimpfworten gewesen, die Catherine über ihm ausgoss, wenn er nicht ganz so konzentriert darauf gewesen wäre, eine Antwort auf seine Frage zu erhalten. Als sie auf dem Absatz umkehrte und davonstampfte, rannte er ihr nach und hielt sie am Arm fest.
»Wer ist dieser Mann, den du ›den Grimmigen‹ nennst?«
Sie drehte sich um und stieß mit beiden Händen fest gegen seinen Oberkörper. »Du beleidigst mich mit diesen fürchterlichen Anschuldigungen, und dann fällt dir nichts weiter zu sagen ein als ›Wer ist der Grimmige‹?«
Zu spät erkannte er, dass er einen schrecklichen Fehler begangen hatte, sie zu fragen, welche Rolle sie bei ihrer Entführung gespielt hatte. Warum konnte er niemals klar denken, wenn es um diese Frau ging? Niemals hätte er eine solche Dummheit einem anderen gegenüber begangen.
»Es tut mir furchtbar leid, Catherine! Wirklich!«, stammelte er. »Ich … ich konnte es mir bloß nicht anders erklären. Und ich wollte dir sagen, dass ich dich liebe, egal, was passiert ist.«
»Ich will nicht, dass du mich liebst, obwohl ich bin, wie ich bin – sondern weil ich so bin«, keifte sie ihn an. »Wenn du glaubst, ich könnte die, die ich liebe, verraten oder meine Versprechen ihnen gegenüber brechen – oder, am allerschlimmsten, mein eigenes Kind im Stich lassen –, dann hast du keine Ahnung, wer ich bin. Ich weiß nicht, wen du zu lieben glaubst, William FitzAlan«, schloss sie, »aber diese Person bin ganz gewiss nicht ich.«
Unter ihrem Zorn brach Catherine das Herz. Sie war verletzt und bitterlichst enttäuscht. Während sie sich in diesen langen Monaten der Trennung nach William gesehnt hatte, hatte er unsagbar schlecht über sie gedacht.
Sie marschierte zu dem Mann, der ihr Pferd hielt, und riss ihm die Zügel aus der Hand. Seinen Versuch, ihr behilflich zu sein, ignorierend, schwang sie sich in den Sattel und trieb ihr Pferd zu einem schnellen Galopp in Richtung der Straße.
Sollten sie sie doch einholen, wenn sie es konnten. Sie hatte lange genug herumgetrödelt. Ihr Sohn wartete auf sie.
28
William war an ihrer Seite, noch bevor sie den Weg erreicht hatte. Bald darauf hörte sie die anderen Pferde ihnen in
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