Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
hätten. Ohne ihren guten Einfluss wählten sie einen absolut verabscheuungswürdigen Mann, der Catherine schlimm misshandelte. Ich war nicht überrascht, als Rayburn sich gegen den König stellte.« Die Äbtissin hoffte, sie klinge nicht so, als würde sie glauben, es geschähe dem König recht, unter seiner schlechten Entscheidung zu leiden, auch wenn sie diese Ansicht durchaus vertrat.
»Catherine hat die Schönheit von ihrer Mutter geerbt.« Sie seufzte. »Vor Rayburn war da noch mehr in ihr – ein Strahlen, das aus ihrem Innern kam, ein Leuchten in ihren Augen. Das hat er ihr genommen.«
Es ärgerte sie, dass sie nicht in der Lage war, es besser zu beschreiben, doch FitzAlan nickte, als würde er sie verstehen.
»Ich rate Euch zu noch mehr Geduld. Gebt ihr Zeit, Vertrauen zu Euch zu fassen, und sie wird Euch eine gute Ehefrau sein.«
»Ich möchte, dass sie mit mir zufrieden ist«, sagte FitzAlan. »Zum Wohle unserer Kinder mindestens genauso sehr wie zu meinem eigenen.«
Als er sprach, spürte die Äbtissin, dass er sich für seine Kinder etwas wünschte, was er selbst nicht hatte erfahren dürfen. Aye, sie war zufrieden mit ihm. Sehr sogar.
»Wenn es Euch gelingt, dieses Funkeln wieder in ihren Augen zu wecken, verspreche ich Euch, dass sie Euch große Freude bringen wird – und viele Kinder.« Sie hoffte, sie hatte ihm nicht zugezwinkert, aber alte Gewohnheiten waren nun einmal nicht so leicht abzulegen.
»Die Ankunft meiner Frau hätte Euch und dem Kloster Schwierigkeiten bereiten können«, sagte FitzAlan. »Dafür bitte ich um Entschuldigung.«
Die Äbtissin nickte. »Ich hätte ihr nicht gestatten können, hierzubleiben. In ihrer Eile hat Catherine vergessen, dass der König ihr nur die Wahl zwischen zwei Dingen ließ – ein Leben im Kloster gehörte nicht dazu.«
Die Äbtissin gab Schwester Mathilde ein Zeichen. Diese stand sofort auf und sprach mit jemandem direkt vor der Tür.
Einige Minuten später hörten sie leichte Schritte die Treppenstufen heraufkommen. FitzAlan erhob sich, doch die Äbtissin signalisierte ihm, zu warten. Sie trat durch die offene Tür und traf Catherine am Kopf der Treppe.
»Sag mir«, flüsterte sie, als sie Catherines Hände nahm, »hast du dich entschieden, dein Ehegelübde zu befolgen und mit deinem Ehemann zu gehen?«
Catherine nickte mit gesenkten Augen.
»Sicherlich ist es Gottes Wille, dass du es tust.«
Obwohl FitzAlan nur wenige Schritte von ihr entfernt stand, schaute Catherine nicht einmal in seine Richtung.
»Dein Ehemann scheint mir ein Ehrenmann zu sein, der sich um dein Wohlergehen sorgt. Mehr kann eine Frau nicht verlangen.« Sein gutes Aussehen war gewiss ein zusätzliches Geschenk, doch das sprach die Äbtissin nicht laut aus.
Sie umarmte Catherine und nutzte die Gelegenheit, ihr ins Ohr zu flüstern: »Ich werde bald erfahren, welche Botschaft die Gesandten des französischen Hofes an Owain Glyndwr überbracht haben.«
»Lasst Ihr es mich wissen, wenn Ihr sie habt?«
»Aye.« Die Äbtissin ließ sie los und sagte: »Gott segne Euch beide.«
Sie drehte sich um und ging mit Schwester Mathilde die Treppe hinunter. Catherine und ihr Ehemann waren allein.
Catherine faltete die Hände, um ihr Zittern zu unterbinden, und trat in den Salon. Unfähig, ihrem Ehemann ins Gesicht zu sehen, richtete sie den Blick auf seine Stiefel und ging durch den Raum zu ihm. Sie hatte ihre Entschuldigung in der Kapelle eingeübt. Doch als sie den Mund öffnete, um sich zu entschuldigen, schnürte sich ihr die Kehle zusammen.
Williams Gesicht erschien plötzlich in ihrem Blickfeld. Mögen die Heiligen Erbarmen mit ihr haben! Er war vor ihr aufs Knie gesunken. Sie konnte das tiefe Gefühl in seinen bernsteinfarbenen Augen nicht lesen, doch sie konnte auch nicht den Blick abwenden, obwohl sie es versuchte.
»Ich entschuldige mich dafür, dass ich dir letzte Nacht Angst eingejagt habe«, sagte er und nahm ihre gefalteten Hände in seine. »Ich hätte nicht betrunken zu dir kommen dürfen … auf diese Art.«
Seine Entschuldigung kam so unerwartet, dass sie nichts zu antworten wusste.
»Aber du hättest nicht fliehen müssen«, sagte er mit Nachdruck. »Du hättest nur etwas sagen müssen, und ich hätte aufgehört.« Unbehagen machte sich in seinem Gesicht breit. »Wahrscheinlich hättest du schreien müssen, aber ich hatte nie vor, dir wehzutun.«
Unsicher, was er von ihr erwartete, murmelte sie: »Danke.«
»Ich bin gekommen, um dich wieder mitzunehmen, aber
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