Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
»Ich will wissen, welcher Art deine Beziehung mit dem Prinzen ist.«
Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Was willst du wissen?«
»Ich kann es auf keine andere Weise sagen als rundheraus.« Williams Blick schweifte in die Ferne, dann sah er sie wieder an, als erwarte er, dass sie die Frage erriet, ohne dass er sie stellen musste.
Als sie ihn weiterhin verständnislos ansah, stieß er mit gepresster Stimme aus: »Ich muss wissen, ob du schon bei ihm gelegen hast.«
Sie antwortete nicht sofort, denn sie konnte es nicht.
»Wenn du es getan hast«, sagte er grob, »dann muss es aufhören.«
Ihre Hand fuhr an ihren Mund, und sie trat einen Schritt zurück. »So etwas unterstellst du mir?«, stieß sie aus, hin und her gerissen zwischen Entsetzen und Empörung. Es war unglaublich. Sie drehte sich auf dem Absatz um und wollte ihn einfach stehen lassen, doch er ergriff ihren Arm.
»Du hast deinen ersten Ehemann betrogen, während du das Bett mit ihm teiltest – ein Gefallen, den du mir erst noch erweisen musst.« Seine Stimme klang zynisch. »Warum sollte ich glauben, dass du nicht auch mich betrügst?«
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Intensität seines Verlangens nach ihr sie derart überwältigt, dass sie versäumt hatte, die Tiefe seines Misstrauens ihr gegenüber zu erkennen. Warum hatte er beschlossen, sie zu heiraten?
»Ich sehe, was du von meinem Charakter hältst, Mann«, sagte sie, wobei sie das Wort »Mann« geradezu ausspuckte. »Aber wie kannst du so etwas über Harry denken? Er ist selbstlos, redlich und ehrenhaft.« Sie wütete jetzt, und es war ihr egal, ob ihre Verteidigungsrede für Harry ihre eigene Position schwächte oder nicht. »Wie kannst du glauben, er würde als Gast in deinem Haus deine Frau in sein Bett ziehen?«
Sie riss ihren Arm aus seinem Griff, blieb aber wütend und ungläubig vor ihm stehen.
»Falls ihr noch nicht ausgeführt habt, was zwischen euch schwelt«, sagte er und seine Augen sprühten Funken, »dann sage ich dir hiermit, dass du es nicht tun darfst.«
Sie schlug ihm so fest ins Gesicht, dass das Brennen ihrer Handfläche ihr Tränen in die Augen trieb. Als sie ihren Handabdruck auf seiner Wange sah, erinnerte sie sich an die Male, die Rayburn auf ihrem Körper hinterlassen hatte.
Sie schlug die Hände vors Gesicht und ließ sich auf den Boden sinken. Sie war sowohl überrascht von ihrer eigenen unkontrollierbaren Wut als auch von Williams ungerechten Anschuldigungen.
Die Zukunft sah sehr, sehr trübe aus.
Irgendwann ließ ihre Wut nach und hinterließ eine schwere Müdigkeit, die jede Faser ihres Körpers erfasste. William kniete neben ihr, doch sie sah ihn nicht an. Mit blindem Blick starrte sie in die Ferne, dann unternahm sie einen letzten Versuch, ihn die Unmöglichkeit dessen, was er da andeutete, erkennen zu lassen.
»Harry denkt nicht auf diese Art über mich«, sagte sie. »Er ist für mich so etwas wie ein jüngerer Bruder, und ich bin eine ältere Schwester für ihn.«
William legte seine Hände rechts und links an ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. »Meine Mutter hat sich jedem, der ihr einigermaßen gefiel, hingegeben, ihr war es egal, welche Konsequenzen ihr Verhalten hatte. Ich werde ein solches Verhalten von meiner Frau nicht akzeptieren. Eins muss zwischen uns klar sein.« Sein Blick hielt den ihren mit brennender Intensität fest. »Ich werde meine Frau nicht mit einem anderen Mann teilen, egal ob er Prinz, König oder Gemeiner ist. Ich behalte, was mir gehört.«
Als sie wieder aufsaßen und schweigend zum Burgtor ritten, war Catherine dankbar, dass er die eine Frage nicht gestellt hatte, die sie ihm nicht ehrlich hätte beantworten können. Sie hatte ein Geheimnis, das sie vor ihm behalten würde, ganz egal, womit er ihr drohte oder was er ihr versprach.
Ein Geheimnis, das sie nie verraten würde.
9
Die Anspannung an der Tafel war greifbar. Die Nachricht von ihrer Flucht hatte sich in der Burg und sehr wahrscheinlich auch im Dorf am Fuße der Burg verbreitet. Williams Männer waren ruhelos. Die Diener warfen ihr sorgenvolle Blicke zu, als sie Krüge mit Wein und volle Fleischplatten in den Saal trugen. William neben ihr war stumm wie ein Grab.
Sobald das langwierige Mahl überstanden war, floh Catherine.
»Komm, Jamie«, sagte sie und nahm seine Hand. »Ich erzähle dir vor dem Schlafengehen noch ein paar Geschichten von König Artus.« Es waren seine Lieblingsgeschichten, deshalb konnte sie sich sicher sein, dass er
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