Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)

Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)

Titel: Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
Vom Netzwerk:
kein Theater machen würde.
    Sie saß neben Jamie auf dem Bett und erzählte ihm jede Geschichte von Camelot, an die sie sich erinnern konnte. Als sie es nicht länger vor sich selbst rechtfertigen konnte, ihn wachzuhalten, ließ sie ihn sein Gebet sprechen und gab ihm einen Gutenachtkuss. Der Amme einen Gruß zunickend ging sie hinaus.
    Jamie hatte in ihrem Schlafgemach geschlafen, bis Rayburn eines Nachts unerwartet nach Hause kam. Es war das einzige Mal gewesen, dass Jamie gesehen hatte, wie Rayburn sie schlug, aber er geriet davon so durcheinander, dass sie es kein zweites Mal riskieren wollte. Am nächsten Tag brachte sie ihn in einem eigenen Zimmer ein Stockwerk weiter oben im Turm unter.
    Sie zog müde die Füße nach, als sie die Stufen hinunterstieg. Zu wissen, was sie tun musste, machte es nicht leichter. Wann war sie ein solcher Feigling geworden? William war nicht wie Rayburn. So wütend er heute auch auf sie gewesen war, hatte er sie doch nicht geschlagen. Er mochte sie bestrafen, indem er sie einsperrte, aber sein Ehrgefühl würde es ihm nicht gestatten, sie körperlich zu züchtigen.
    Vielleicht wäre es nicht besonders schlimm, sein Bett mit ihm zu teilen, nur unangenehm. In ganz England unterwarfen sich die Frauen ihren Männern; die meisten schienen davon keinen Schaden zu haben. Aye, sie musste das Beste hoffen.
    Ihre Zofe wartete auf sie in ihrem Schlafgemach. »Du kannst jetzt gehen, Mary«, sagte sie, nachdem die Frau ihr aus ihrem Kleid und in ihr Nachthemd geholfen hatte. »Ich werde dich erst morgen früh wieder benötigen.«
    Mary lächelte und zog eine Augenbraue hoch. »Natürlich, Mylady.«
    Vor seiner Zofe konnte man nicht viele Geheimnisse haben.
    »Sag Thomas, dass er auch nicht gebraucht wird.« Sie versuchte, ihre Scham möglichst gut zu überspielen, als sie sagte: »Ich helfe meinem Mann heute Abend selbst.«
    Der anerkennende Blick von Mary führte nicht dazu, dass Catherine sich auch nur im Geringsten besser fühlte.
    Sobald sie allein war, ging sie in Williams Schlafgemach. Unschlüssig stand sie vor seinem Bett. Sich daran erinnernd, dass William es mochte, wenn ihre Haare offen waren, löste sie den Zopf, den die Zofe gerade geflochten hatte, und kletterte die Stufen zum Bett hinauf.
    William seufzte, als er sich auf den Weg die Treppe hinauf machte. Catherine war beim Abendessen nervös wie ein Huhn gewesen. Dann war sie so überstürzt aufgebrochen, dass er sich keine Hoffnungen machte, sie könnte ihn heute Nacht besuchen kommen. Obwohl er sie zur Rückkehr zwingen musste, schien sie doch aus freien Stücken akzeptiert zu haben, dass sie das Ehegelöbnis ihm gegenüber einhalten musste.
    Wenn er auch nur den kleinsten Anlass hätte anzunehmen, es könnte heute Nacht geschehen, hätte er die Treppe im Sturm genommen.
    Sie auf dem Heimweg wütend zu machen, hatte natürlich auch nicht gerade geholfen. Inzwischen war er geneigt anzunehmen, dass ihre Beziehung zum Prinzen noch unschuldig war. Trotzdem war er froh darüber, ihr klargemacht zu haben, dass er Untreue nicht tolerieren würde. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass viele Edeldamen ihr Ehegelöbnis nicht gerade ernst nahmen.
    Er war noch nicht bereit, sich seinem leeren Bett zu stellen, deshalb stieg er die Treppe weiter hinauf in das obere Stockwerk. Als er Jamies Zimmer betrat, nickte er der überraschten Amme zu, die mit einer Näharbeit in der Ecke saß.
    Er betrachtete das Gesicht des Jungen im Kerzenlicht. Jamie, der stets in Bewegung war, wenn er wach war, hatte im Frieden des Schlafs ein Engelsgesicht. Die Anmut seines Gesichtsausdrucks erinnerte William an seinen Bruder John, als dieser im selben Alter gewesen war. William war es nicht oft erlaubt gewesen, das Heim seiner Mutter zu besuchen, doch wenn er kam, dann um Johns willen.
    »Gott schütze dich«, sagte er und strich dem Jungen über den Kopf.
    Da er keine Ausrede mehr hatte, trottete er die Stufen zu seinen und Catherines Gemächern hinab. Er seufzte noch einmal schwer, als er unter ihrer Tür keinen Lichtschein sah. Zum hundertsten Mal an diesem Tag rief er sich den Rat der Äbtissin ins Gedächtnis. Er musste Catherine Zeit geben, ihm zu vertrauen.
    Wo steckte Thomas? Herrje, der Mann hatte nicht einmal eine Kerze für ihn angezündet. Eine weitere Strafe für seine Sünden? Als hätte er es nötig, sich von seinem Kammerdiener zurechtweisen zu lassen.
    Er tastete sich im Dunkeln zum Tisch vor und zündete eine Kerze an. Dann gähnte er und

Weitere Kostenlose Bücher