Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
ich hatte Angst, er würde es tun.«
Die Äbtissin seufzte. »Mary Catherine, du kannst FitzAlan nicht für die Sünden deines ersten Ehemanns bestrafen.« Leise fügte sie hinzu: »Möge Gott ihn bis in alle Ewigkeit bestrafen.«
»Hast du verstanden, was FitzAlan für dich getan hat?«, bedrängte die Äbtissin sie. »Ist dir klar, was aus deinem Sohn würde, wenn du in den Tower geworfen würdest?«
»Müsst Ihr mich daran erinnern?«, fragte Catherine.
»Jamie würde dir weggenommen. Und da du keinen nahen männlichen Verwandten hast, würde er unter die Vormundschaft eines für ihn Fremden gestellt werden – eines Mannes, der die Sorge um den Sohn eines Verräters wahrscheinlich als Last empfinden würde.«
Catherine wollte nichts davon hören.
»FitzAlan hätte deinen Sohn fortschicken können. Doch stattdessen ist er freundlich und liebevoll zu dem Jungen, wie du mir sagst.« Die Stimme der Äbtissin hatte jetzt eine gewisse Schärfe. »Du bist töricht, wenn du das nicht als das Geschenk erkennst, das es ist. Du weißt, was du zu tun hast«, schloss die Äbtissin. Es war keine Frage. »Kehr zu deinem Mann zurück, bitte ihn um Vergebung und erfüll das Gelübde, das du vor Gott abgelegt hast.«
Die Äbtissin schenkte ihnen beiden noch einmal nach und gab Catherine Zeit, über das nachzudenken, was sie gesagt hatte. Als die Glocke der Kapelle die Schwestern zur Terz rief, erwartete Catherine, entlassen zu werden. Doch die Äbtissin war noch nicht mit ihr fertig.
»Da deine gute Mutter nicht mehr hier ist, um dich zu beraten«, die Äbtissin zögerte, als wäre sie sich unsicher, wie sie ihre Gedanken in Worte fassen sollte. »Ich will dir sagen, dass die meisten Männer nicht so sind wie Rayburn.«
Die Äbtissin räusperte sich und fuhr dann fort: »Es mag dir im Augenblick schwerfallen, das zu glauben, aber viele Frauen finden ihr Glück im Ehebett. Es kann sehr … freudvoll sein.« Ihre Augen waren feucht, als sie Catherines Hand tätschelte. »Du musst dir erlauben, offen dafür zu sein.«
Die Stille des Klosters wurde plötzlich von Hufgetrappel und den misstönenden Stimmen von Männern gestört. Die beiden Frauen eilten zum Fenster, das zum Klosterhof hinausging, um herauszufinden, was den Aufruhr unten verursachte.
Catherine sog scharf die Luft ein. »Es ist Lord FitzAlan.«
Ein halbes Dutzend berittener Männer begleitete FitzAlan, doch Catherine hatte nur Augen für ihn. Der Klosterhof schien seine Präsenz zu unterstreichen, während er im Kreis ritt und sein Pferd tänzelte und den Kopf hochwarf. Er trug keine Kopfbedeckung. Die Spätvormittagssonne schien auf seine harten Gesichtszüge und glitzerte auf den von der Sonne ausgeblichenen Strähnen in seinem bronzefarbenen Haar.
William musste gespürt haben, dass sie ihn beobachteten, denn in diesem Augenblick hob er den Blick. Er schaute so grimmig, dass Catherine Schutz suchend nach dem Arm der Äbtissin griff. Er ließ sie nicht aus den Augen, während er absaß, warf seine Zügel einem seiner Männer zu und schritt zielstrebig auf die Eingangstür zu.
Ein hohes, schrilles Geräusch entstand tief in ihrer Kehle. Fieberhaft schaute sie sich im Raum nach einer Fluchtmöglichkeit um.
»Hier entlang.« Die Äbtissin trat eilig an die gegenüberliegende Wand und öffnete eine schmale, in der Holzvertäfelung verborgene Tür. »Warte in der Kapelle, bis ich dich rufen lasse«, sagte sie und bedeutete Catherine, sich zu beeilen. »Bitte Gott um die Kraft, deine Pflichten zu erfüllen, und um die Weisheit, dass du ihm für seine Gnade dankbar zu sein lernst.«
Catherine war gerade durch die Geheimtür verschwunden, da stürmte auch schon FitzAlan durch die andere Tür. Er blickte sich suchend im Zimmer um, bevor er seinen Blick auf der Äbtissin ruhen ließ.
Eine Nonne trat an ihm vorbei, wobei sie weiten Abstand zu ihm hielt. »Hochehrwürdigste Mutter, ich habe versucht, ihn aufzuhalten und nach seinem Begehr zu fragen, aber …«
»Es ist in Ordnung, Schwester Mathilde«, sagte die Äbtissin und starrte den großen, muskulösen Mann an, der ihren Türrahmen vollkommen ausfüllte. »Falls es sich um Lord FitzAlan handelt, habe ich mit seinem Besuch bereits gerechnet.«
Mit Verspätung erinnerte sich FitzAlan an seine guten Manieren und verneigte sich tief. »Hochehrwürdigste Mutter, ich bin Lord William Neville FitzAlan. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir die Störung.«
Ihn eine Weile ignorierend schickte die Äbtissin eine zweite
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