Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
Söhne mit Margaret, also hatte er alle Zeit der Welt.
Meine Mutter war eine Nichte Margarets und war oft zu Besuch dort.« Beiläufig fügte er hinzu: »Sie ist ziemlich schön. Sie war mit einem älteren Mann namens FitzAlan verheiratet. Sie hätte sich auf ein Leben als reiche Witwe freuen können, wenn FitzAlan sich nicht mit König Richard überworfen hätte. Als ein Großteil von FitzAlans Ländereien konfisziert wurde, erkannte sie die Notwendigkeit einer zweiten Heirat. Und sie steckte sich ein hohes Ziel.
Sie spielte mit Northumberland, vertröstete ihn, bis FitzAlan auf dem Sterbebett lag«, fuhr er fort. »Als sie einige Wochen nach der Beisetzung bemerkte, dass sie schwanger war, erwartete sie, dass Northumberland sie heiraten würde.
Womit meine Mutter nicht rechnen konnte, war, dass Robert Umfraville, Earl von Angus, gerade zu jener Zeit starb und seinen Titel und ein riesiges Vermögen seiner Witwe, Maud, hinterließ. Maud war gerade einmal zwei Wochen Witwe, als Northumberland sie heiratete. Meiner Mutter blieb nichts anderes übrig, als so zu tun, als hätte FitzAlan wundersamerweise im Sterbebett noch einen Sohn gezeugt. So komme ich dazu, seinen Namen zu tragen.
Northumberland arrangierte für sie eine Ehe mit einem seiner Ritter. Jeder wusste, dass ich das Ergebnis von Northumberlands Techtelmechtel mit meiner Mutter war – vor allem auch ihr neuer Ehemann.«
Catherine schloss daraus, dass William sich als sehr kleines Kind bereits des Unwillens seines Stiefvaters bewusst gewesen sein musste.
»Sie schickte mich zu Northumberland, als ich sechs Jahre alt war. Ich sollte in seinem Haushalt leben.«
Er sprach fast ohne Gefühl, doch Catherine spürte die große Bitterkeit, die er gegen seine Mutter empfand. Sie wagte zu fragen: »Wie alt war deine Mutter bei ihrer Affäre mit Northumberland?«
Er zuckte die Achseln. »Sie war fünfzehn, als sie mit FitzAlan verheiratet wurde, also muss sie sechzehn gewesen sein.«
»Und dennoch glaubst du, dass sie ihn verführte?«, fragte sie. »Northumberland muss um die vierzig gewesen sein. Und er war ein sehr einflussreicher Mann. Wahrscheinlich war es schwer für sie, ihm zu widerstehen.«
Als er nicht antwortete, sagte sie sanft: »Ich kann nicht umhin zu glauben, dass du sie sehr hart beurteilst.«
William verschränkte die Arme über der Brust. »Du kennst sie nicht.«
»Du hast sie heute bei Tisch mehr oder weniger als manipulativ und falsch bezeichnet«, sagte sie so sanft, wie sie konnte. »Du solltest in Erwägung ziehen, welche Wirkung deine Worte bei Stephen haben. Er ist noch ein Kind.«
»Stephen scheint sie durchschaut zu haben.« Nach einem Moment holte er tief Luft und sagte: »Vielleicht sollte ich mich mehr um ihn kümmern. Er sieht ihr so ähnlich, dass es mir schwerfällt, mich daran zu erinnern, dass er mit all dem nichts zu tun hat.«
Ihre Unterhaltung wurde von einem wilden Klopfen an der Tür unterbrochen.
»Wer ist da?«, wollte William mit lauter Stimme wissen.
Die Worte waren nicht zu verstehen, doch die hohe Stimme auf der anderen Seite der Tür gehörte Jamie.
Catherine und William sammelten rasch ihre Kleider vom Boden auf. Catherine zog sich ihr Kleid über den Kopf und schlüpfte im selben Augenblick zurück ins Bett, als William die Tür erreichte.
»Jamie!«, rief William zur Begrüßung. Er hob den Jungen mit einem Arm hoch und trug ihn zum Bett hinüber.
»Hat Mutter dich auch gezwungen, dich auszuruhen?«, fragte Jamie und rieb sich mit der Faust den Schlaf aus den Augen.
William nickte. »Ich nehme an, sie wird mich auch heute Abend wieder früh ins Bett schicken.«
»Es ist besser, einfach zu machen, was sie sagt«, meinte Jamie. Seine großen blauen Augen blickten wissend.
William konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ich werde alles machen, was sie von mir will.« Er erhaschte Catherines Blick über dem Kopf des Jungen. »Und dann mache ich alles noch einmal, um sicherzugehen, dass ich es auch richtig gemacht habe.«
14
Am nächsten Morgen schlug Catherine vor, mit Stephen auszureiten, um ihm die Umgebung der Burg zu zeigen. Es war wieder ein herrlicher Sommertag, und es fühlte sich gut an, außerhalb der Burgmauern zu sein. Sie lenkte ihr Pferd so, dass sie und William hinter den anderen ritten.
»Stephen ist ein bezaubernder Junge.«
»Bezaubernd?«, sagte William säuerlich. »Wozu soll das denn gut sein?«
Sie lachte. »Stephen wird es eines Tages brauchen. Etwas an ihm verrät mir,
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