Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
schwächen, wenn sich die Information später als falsch erwies.
Prinz Harry und der König waren an der Nordgrenze. Da die königliche Armee so weit von Wales entfernt war, war es umso dringender, dass sie die Nachricht von der bevorstehenden französischen Invasion weitergab. Wenn sie sich doch nur sicher sein könnte! Doch selbst wenn sie eine Bestätigung hätte, wie könnte sie es dann Harry wissen lassen?
Sie hörte ein leises Klopfen, und ein rotbrauner Schopf erschien im Türspalt. Trotz ihrer Sorgen schenkte Catherine Stephen ein freundliches Lächeln.
»Wie geht es dir?«, fragte der Junge und zog die schwarzen Augenbrauen zusammen. »Ich hörte, du wärst krank.«
»Es geht mir schon besser, danke«, antwortete sie. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass ihre Schwindelei ihn dazu gebracht hatte, sich um sie zu sorgen.
»Du hast eine Nachricht vom Kloster«, sagte er und reichte ihr ein versiegeltes Pergament.
Sie wandte sich von Stephen ab und trat durch die Tür in ihr Schlafgemach. Mit dem Rücken zur geöffneten Tür erbrach sie das Siegel. Sie fand zwei Briefe, einen in den anderen gerollt. Rasch und mit wachsender Unruhe las sie den versteckten Brief.
Auch die Äbtissin hatte Kunde von der bevorstehenden Invasion der Franzosen erhalten.
Gott war mit ihr. Kaum hatte sie die geheime Botschaft durch den Schlitz ihres Kleides in die dort versteckte kleine Tasche geschoben, da stürmte auch schon William in ihre Gemächer.
Sie hielt den anderen Brief in der Hand, als sie zu ihm hinausging. Es verschaffte ihr eine gewisse Genugtuung zu sehen, dass er kaum besser geschlafen zu haben schien als sie.
»Edmund hat mir gesagt, du hättest eine Nachricht erhalten«, sagte er, ohne sie zuvor zu begrüßen. Er streckte die Hand danach aus.
»Sie ist von der Äbtissin«, sagte sie kühl und gab sie ihm.
Falls er überrascht war, dass sie tatsächlich von der Äbtissin stammte, zeigte er es nicht.
»Wie du sehen kannst, mein Gemahl, hofft die Äbtissin auf einen baldigen Besuch von mir. Es ist einige Zeit her, dass ich …« Sie zögerte bloß einen Moment. »… dass ich sie gesehen habe.«
»Vielleicht würde es dir ganz gut tun, eine Zeit lang in der Gesellschaft von heiligen Frauen auf den Knien zu verbringen«, sagte William hart. Er kniff die Augen zusammen und tippte ihr mit dem Finger auf die Brust. »Aber du wirst die Burgmauern nur in meiner oder Edmund Forresters Begleitung verlassen. Ich werde nicht zulassen, dass meine Frau sich für ein geheimes Techtelmechtel davonstiehlt.«
Schneller als sie sehen konnte, hatte sich Stephen zwischen sie gedrängt.
»Du sollst nicht so gemeine Dinge zu ihr sagen!«, schrie Stephen seinen Bruder an.
Williams harte Worte verletzten und demütigten sie, doch es war Stephens vergebliche Ritterlichkeit, die sie an den Rand der Tränen brachte.
»Stephen, ich schicke deine Eskorte heute in den Norden zurück«, sagte William kalt. »Du kannst mitgehen oder hierbleiben, ganz wie du willst.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und stürmte aus dem Raum.
Stephens helle Haut war fleckig geworden, und seine dunkelbraunen Augen schauten verwirrt und verletzt.
»William möchte, dass du bleibst«, sagte Catherine und berührte seinen Arm. »Er ist jetzt bloß wütend.«
Stephen zuckte die Achseln und ließ den Kopf hängen.
Sie nahm sein Gesicht in die Hände und schaute ihm in die Augen. »Du hast ein Heim hier in Ross Castle, solange ich hier lebe«, sagte sie. »Ich möchte, dass du hier bist. Und Jamie will das auch.«
»Eher ertrage ich Williams Zorn als die Enttäuschung meiner Mutter«, sagte Stephen und versuchte zu lächeln. »Sie ist keine Frau, die man verärgern sollte.«
Catherine erwiderte sein Lächeln. »Aus welchem Grund auch immer – ich bin froh, dass du bleibst.«
»Edmund hat mir gesagt, warum William so wütend auf dich ist«, sagte er und wandte errötend den Kopf ab. »Mein Bruder ist ein Dummkopf, und ich werde es ihm sagen.«
Es überraschte sie nicht, dass Stephen mehr wusste, als er wissen sollte.
»Dann würdet Ihr also Drachen für mich töten, Sir Stephen?«, fragte sie gerührt von dem blinden Vertrauen des Jungen in sie. »Es ist sehr lieb von dir, das anzubieten, aber ich glaube nicht, dass du mir bei deinem Bruder helfen kannst.«
»Aber es muss doch etwas geben, was ich für dich tun kann. Ich würde alles tun, worum du mich bittest.«
Nachdenklich kniff sie die Augen zusammen.
»Aye, Stephen. Es gibt da
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