Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
erreichten.
Er stürzte keuchend und sein Gewicht mit den Armen abfangend vornüber, während seine Stirn auf ihrem Brustkorb ruhte.
Keiner hatte ein einziges Wort gesagt.
Erschöpft löste er sich von ihr und ließ sich neben sie fallen.
Gewiss hatte diese wilde Kopulation den schmerzenden Hunger in seinem Innern gestillt. Doch als ihre Finger über seine Wange fuhren, wusste er, dass nur seine körperlichen Begierden gestillt waren. Er wollte weit mehr von ihr, als sie seiner Ansicht nach zu geben bereit war.
Er lag auf dem Rücken und starrte in die Dunkelheit. Ihre Angst an den ersten Tagen ihrer Ehe war echt gewesen. Dessen war er sich fast sicher. Doch hatte sie die Zärtlichkeit in den darauf folgenden Wochen nur gespielt? Waren sie nicht aus tiefstem Herzen gekommen?
Er war drauf und dran, sich zu erheben und in sein eigenes Bett zu gehen, als sie sich neben ihm bewegte. Ihre Hand legte sich auf seinen Unterleib – ihm stockte der Atem. Dann beugte sie sich über ihn, und ihr Haar floss über seine Haut.
Und wieder war er verloren.
Sie kam nicht in sein Bett wie früher. Doch in jeder Nacht ging er in ihres, und sie liebten sich. Stumm und verzweifelt, ganz Begehren, Verlangen und Wut. Danach ging er wieder, denn er war unfähig, die Intimität zu ertragen, neben ihr zu schlafen.
Obwohl sie ihn jede Nacht in ihr Bett ließ, ging sie ihm tagsüber aus dem Weg. Gegen seinen Willen hielt er den ganzen Tag lang nach ihr Ausschau. Er erhaschte nur flüchtige Blicke auf sie, wenn sie aus einem Zimmer ging oder mit Stephen auf dem Wehrgang oder mit Jamie über den Burghof rannte.
Er wusste, dass es so nicht weitergehen konnte.
Als sie wieder einmal nicht zum Frühstück in den Saal kam, beschloss er, dass es nun reichte. Er nahm immer zwei Treppenstufen auf einmal und betrat ihre Privatgemächer.
Er stand vor der geschlossenen Tür ihres Schlafzimmers und fragte sich, was er dort zu suchen hatte. Er wusste nicht, ob er ihr vertrauen konnte. Ob ihre Gefühle echt waren. Die Wahrheit war jedoch, dass das alles keine Rolle dafür spielte, was er für sie empfand und was er wollte. Er wollte, dass ihre Beziehung wieder so wäre wie früher.
Durch die Tür hörte er, dass sie sich übergab. Er drückte die Tür auf und sah, wie sie in eine Schüssel erbrach. Als sie den Mund mit einem Tuch abwischte, blickte sie hoch. Die Bangigkeit, die ihr bei seinem Anblick in die Augen trat, verdutzte ihn.
»Bist du krank?«, fragte er von der Zimmertür.
»Nichts weiter. Nur eine Magenverstimmung.«
Seine Verärgerung löste sich in Luft auf. Sie sah so zart und verletzlich in ihrem Nachtgewand aus, das ihre zarten Knöchel und zierlichen Füße frei ließ. Trotz allem überkam ihn eine Welle der Zärtlichkeit.
Er nahm ihr die Schüssel und das Tuch ab und stellte beides beiseite. Dann nahm er ihre Hand und sagte: »Catherine, ich möchte, dass wir …«
Weiter kam er nicht, denn ein lautes Poltern ertönte an der Tür zur Treppe. Verdammt!
»Was ist?«, brüllte er und stapfte zur Tür.
Zu seiner Überraschung wartete nicht ein Diener vor der Tür, sondern einer seiner Männer.
»Lord FitzAlan«, sagte dieser, »wir haben eben Meldung erhalten, dass die Franzosen mit einer Armee gelandet sind.« Vom Rennen war er ganz außer Atem.
»Was wissen wir sonst noch? Wo sind sie?«
»Sie sind bei Milford Haven angelandet«, berichtete der Mann. »Es ist ein Unglück, Mylord. Die Burgen bei Haverfordwest, Cardigan, Tenby und Carmathen sind alle eingenommen worden. Die Franzosen ziehen jetzt durch Südwales nach Cardiff.«
»Gott im Himmel«, fluchte William. »Der König ist mit seiner Armee im Norden.«
»Wir haben Kunde, dass Boten sowohl nach London als auch an die schottische Grenze unterwegs sind.«
»Wir müssen uns eilen, damit wir bereit sind, wenn der König uns anfordert.«
William folgte dem Mann nach draußen. Was er Catherine zu sagen hatte, würde warten müssen.
Die Burg summte vor Betriebsamkeit, als die Männer sich vorbereiteten in den Krieg zu ziehen. Es würde einen großen Kampf geben, wenn die beiden Armeen aufeinandertrafen, weshalb William die meisten Männer mitnehmen musste. Glücklicherweise konnte Ross Castle von nur wenigen Männern verteidigt werden. Die größte Bedrohung war eine Belagerung, doch William hatte hart daran gearbeitet, die Vorräte der Burg aufzustocken.
Sobald die Nachricht den König erreicht hätte, würde dieser seine Armee so schnell wie möglich nach Süden
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