Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
würde warten und ihn später aufsuchen.
Catherine konnte Williams Zorn spüren, als er steif neben ihr beim Abendessen saß. Er sprach kaum, und zu ihr überhaupt nicht.
Egal. Sie war auch wütend. Ihre Enttäuschung verdarb ihr ihre gute Stimmung mindestens so sehr wie seine Feindseligkeit.
Gott sei Dank, dass die Musiker hier waren und für Ablenkung sorgten. Sie bedauerte es zutiefst, mit ihrer Beichte nicht bis nach dem Abendessen gewartet zu haben.
Sie wartete, bis die letzte Platte mit eingewecktem Obst, Nüssen, Kuchen und Pasteten zur Tafel gebracht worden war. Auf ihr Zeichen hin zogen zwei Diener, die am Eingangstor standen, die massiven Türen schwungvoll auf. Die Spielleute ergossen sich zu Harfen- und Flötenklang in die Halle.
Alle Anwesenden johlten und klatschten laut Beifall.
Wie sie gehofft hatte, boten die Spielleute den Burgbewohnern eine willkommene Abwechslung in der alltäglichen Langeweile. Selbst William schien seine schlechte Laune abzulegen und die Musik für eine Weile zu genießen.
Doch das war leider nicht von langer Dauer.
Robert stand auf, um die abschließende Ballade zum Besten zu geben, und wartete darauf, dass es im Saal still wurde.
»Ich singe dieses Lied für die schönste Dame in den Marshes.« Robert verneigte sich tief in ihre Richtung und schenkte ihr sein verwegenes Lächeln.
Sie hätte ihn erwürgen können.
Er setzte sich auf seinen Hocker und nahm die Harfe zur Hand. Noch in dem Augenblick, da er zu singen begann, vergaß sie ihre Verärgerung.
Vom ersten bis zum letzten Ton gab niemand im ganzen Saal einen Laut von sich, der die volltönende Stimme unterbrochen hätte, die die Halle erfüllte. Sie hingen an jedem Wort, das über seine Lippen kam. Es war eine weithin bekannte Ballade, die traurige Geschichte über die unsterbliche Liebe eines jungen Mannes für eine schöne Maid. Als sie den vertrauten Worten lauschte, schloss Catherine die Augen und ließ sich von der Musik in die Geschichte entführen.
Sie riss die Augen weit auf, als ihr die Verse der letzten Strophe bewusst wurden. Entsetzt hörte sie zu, wie Robert davon sang, dass die junge Frau gezwungen wurde, einen anderen zu heiraten. Seine Stimme erfüllte den Saal mit dem Klagelied des jungen Mannes: Er musste seine Liebste heimlich treffen, und sein Kind würde den Namen eines anderen tragen.
William umklammerte sein Speisemesser so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Sie wagte nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Sein Zorn war so greifbar, dass ihre Haut anfing zu kribbeln.
Der plötzlich aufbrandende Applaus lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Spielleute. Während Robert sich verneigte, fing er ihren Blick auf und bedachte sie mit einem weiteren teuflischen Lächeln. Sah der Dummkopf denn nicht, dass William nicht mehr weit davon entfernt war, ihm an die Gurgel zu gehen?
Sie stand von der Tafel auf, bevor der Applaus verebbte. Im Gang direkt vor der Halle fand sie die Spielleute, die sich unterhielten und ihre Instrumente wegpackten.
»Eine herrliche Vorstellung!«, sagte sie. »Die Köchin hat Euch ein Abendessen in der Küche bereitet.«
Sie ergriff Roberts Arm, als er hinter den anderen hergehen wollte, riss ihre Hand jedoch weg, als er seine Hand darauflegte.
»Müsst Ihr mich vor den Augen der ganzen Burg in Verlegenheit bringen?«, fragte sie heftig flüsternd.
Robert warf den Kopf in den Nacken und lachte bellend. »Den meisten Frauen schmeichelt es, wenn ich ein Minnelied für sie singe. Es ist Eure Verärgerung, die mich dazu anstachelt.«
»Ihr solltet lieber davon Abstand nehmen, oder mein neuer Gemahl bringt Euch um. Warum hat Euch eigentlich noch kein Ehemann ermordet?«
»Normalerweise bemühe ich mich, die verheirateten Frauen nicht anzusehen, wenn ich meine Minnelieder singe – solange ihre Ehemänner anwesend sind.« Er zwinkerte ihr zu. »Aber heute Abend konnte ich nicht anders.«
»Eure Scherze ermüden mich, Robert.« Es war sinnlos, ihn zu tadeln, und sie wollte über andere Dinge mit ihm reden. Sie trat näher an ihn und senkte die Stimme. »Sagt, welche Neuigkeiten bringt Ihr?«
Der Minnesänger wurde schlagartig ernst. »Eine französische Armee wird binnen einer Woche bei Milford Haven an der südwestlichen Küste von Wales erwartet.«
»Was?!« Die Franzosen hatten so lange damit gewartet, ihr Versprechen gegenüber Glyndwr einzulösen, dass sie schon geglaubt hatte, sie würden es niemals mehr tun. »Mit wie viel Mann?«
»Das kann ich
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