Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
schicken. Er würde den Lords der Marshes eine Botschaft zukommen lassen, wo sie ihn treffen sollten.
Der Ruf musste bald kommen. Möglicherweise bereits am nächsten Tag.
Beim Abendessen bat er Catherine, aufzubleiben und auf ihn zu warten. Er wusste nicht, ob eine vollständige Versöhnung möglich war, doch er wollte wenigstens zu einem Einvernehmen mit ihr kommen, bevor er aufbrach. Er hatte noch viel zu tun, und deshalb war es bereits spät, bis er sich endlich auf den Weg zu ihren Gemächern machen konnte.
Als er eintrat, schlief sie auf dem Fensterplatz in ihrem gemeinsamen Vorzimmer. Die Kerze auf dem Tisch war fast niedergebrannt. Er zog sich einen Stuhl heran, froh über die Gelegenheit, sie unbemerkt ansehen zu können.
Beginnend mit ihrem glänzenden Haar und ihren feinen Gesichtszügen ließ er seinen Blick über sie gleiten. Seine Kehle wurde beim Betrachten der Rundungen ihrer Brüste, ihrer Taille, ihrer Hüften und dann ihrer langen Beine eng. Als er bei ihren Füßen ankam, die so klein und anmutig waren, verspürte er ein ungewohntes Brennen in den Augen.
Was sollte er nur mit ihr machen? Er wusste es nicht, aber er wollte die Dinge keinesfalls so belassen, wie sie waren. Er nahm ihre Hand und streichelte sie mit dem Daumen. Allein ihre Zartheit weckte seinen Beschützerinstinkt.
Flatternd öffnete sie die Augen.
»Du hast im Schlaf gelächelt«, sagte er. »Wovon hast du geträumt?«
Noch nicht ganz wach murmelte sie: »Einen Traum, den ich öfter habe – über etwas, was vor langer Zeit geschehen ist.«
»Erzähl mir davon.«
Sie richtete sich auf und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Jetzt war sie richtig wach. Sie warf ihm einen abschätzenden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Es würde dich nur wütend machen.«
»Bitte, ich möchte es gern hören.«
Nach weiterem Betteln und Versicherungen seinerseits, er werde gewiss nicht wütend werden, gab sie schließlich nach.
Sein Herz drehte sich in seiner Brust, als sie anfing, ihm von dem Ausritt zu erzählen, den sie in der Nacht vor ihrer Hochzeit mit Rayburn unternommen hatten.
»Ein junger Mann hatte im Stall geschlafen, und er begleitete mich.« Sie warf William einen nervösen Blick zu und fügte hinzu: »Es war ein ritterlicher junger Mann, der mich nur beschützen wollte.«
William nickte, was sie zu beruhigen schien. Er sagte nichts und ließ sie ihre Geschichte erzählen. Am Ende meinte sie wehmütig: »In dieser Nacht fühlte ich mich sicher, frei und glücklich.«
Er schluckte schwer und bedauerte, ihr dieses Gefühl danach nie wieder gegeben zu haben.
»Ich habe oft von dieser Nacht geträumt«, sagte sie in die Ferne schauend. »Der Traum scheint immer zu mir zu kommen, wenn ich unglücklich oder traurig bin.«
Er fühlte sich noch schlimmer, denn er wusste, dass er heute Nacht der Grund für ihr Unglücklichsein war.
»Ist der Traum immer gleich?«, fragte er. »Träumst du es immer so, wie es sich in jener Nacht zugetragen hat?«
Sie blickte auf ihre Hände hinab und ließ sich Zeit mit einer Antwort. »Es war immer so – bis heute Nacht. Dieses Mal hat sich der junge Mann in meinem Traum in dich verwandelt.«
William fühlte sich, als würde eine Faust nach seinem Herzen greifen. Er ergriff ihre beiden Hände und fragte: »Erinnerst du dich, in wessen Diensten der junge Mann stand?«
Sie entriss ihm ihre Hände. »Du wirst ihn doch nicht suchen und sein Leben bedrohen, oder?«
»Ich schwöre, das werde ich nicht.«
Sie schien ihm zu glauben, denn sie legte eine Hand ans Kinn und dachte nach. »Ich bin mir sicher, dass er es mir gesagt hat … Er war für jemand Wichtiges unterwegs …«
»Für Northumberland.« Sie riss die Augen auf.
»Aye, das stimmt.«
Sie starrte ihn lange an, und eine Frage formulierte sich in ihren Augen.
»Meine Haare waren damals lang, und ich trug einen Bart«, sagte er leise. »In dem Alter war mein Stolz darauf, dass ich mir einen Bart wachsen lassen konnte, größer als mein Verdruss darüber, wie sehr ich damit Hotspur ähnelte.«
Der Mund blieb ihr offen stehen.
»Du warst das?«
Er nickte.
Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Es stimmt. Die Dunkelheit und der Bart sorgten dafür, dass ich von dem Gesicht des jungen Mannes nicht viel erkennen konnte«, sagte sie langsam. »Aber er sah nicht nur anders aus als du.«
»Habe ich mich verändert?«, fragte er, obwohl er sich nicht sicher war, ob er es hören wollte.
»Du bist jetzt gewöhnt zu
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