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Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)

Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)

Titel: Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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letzte Strophe sang, in der der Mann seine Geliebte fragte, wo sie sich treffen könnten, legte er die Hände wie zum Gebet zusammen und schaute in ihre Richtung.
    Catherine legte die Hände zusammen und nickte in der Hoffnung, ihn richtig verstanden zu haben.
    Ihre Wärter hatten bereits viele Stunden in der Tür der Kapelle ausgeharrt, während sie betete. Deshalb waren sie nicht überrascht, als sie ihnen mitteilte, sie wünsche, dorthin zu gehen, bevor sie sich zur Nacht auf ihre Kammer zurückzöge. Sie fing den ungehaltenen Blick auf, den die beiden Männer wechselten, aber sie konnten sich schwerlich darüber beklagen, dass ihre Gefangene zu viel betete.
    Sie kniete bereits eine Stunde auf dem kalten Steinboden, bevor jemand in Priesterkleidung die Kapelle betrat. Sie warf einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass das leise Schnarchen ihrer Wärter nicht gespielt war.
    Robert ließ sich neben ihr auf die Knie nieder.
    »Bevor Ihr fragt«, flüsterte er an ihrem Ohr, »William, Jamie und Stephen sind alle wohlauf. Allerdings vermissen sie Euch.«
    »Gelobt sei der Herr!« Sie bekreuzigte sich. »Ihr könnt gar nicht glauben, wie sehr ich mich freue, Euch zu sehen. Wie habt Ihr mich gefunden?«
    »Es fehlt mir die Zeit, Euch jetzt alles zu erzählen. Wir müssen uns beeilen. Wisst Ihr, ob Glyndwr vorhat, Euch hier in Harlech zu behalten? Wird er Williams Lösegeld akzeptieren?«
    »Glyndwr hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Harry die Freilassung seines Sohnes erwirken kann.« Sie griff nach Roberts Hand. »Wenn er diese Hoffnung verliert, wird es für mich noch schlimmer kommen.«
    Robert hielt sich einen Finger an die Lippen, und ihr wurde bewusst, dass ihre Stimme in ihrer Verzweiflung lauter geworden war.
    »Glyndwr sagt, er wolle meine Ehe mit William annullieren lassen«, flüsterte sie. »Er redet darüber, mich mit einem seiner Männer zu verheiraten – mit Rhys Gethin! Robert, das ertrage ich nicht!«
    Robert dachte eine Weile schweigend nach. »Aye, wir müssen Euch hier herausschaffen. Aber Annullierungen werden nicht schnell ausgesprochen, wir haben also Zeit, einen Plan zu schmieden.«
    »Ich kann nicht mehr viel länger warten …«
    »Ich muss gehen«, flüsterte er. »Ich werde morgen Abend zur selben Zeit hier auf Euch warten.«
    »Falls etwas passieren sollte und wir einander nicht wiedersehen«, sagte sie und griff nach seiner Hand, »dann sagt meiner Familie, dass ich sie liebe und von ganzem Herzen vermisse.«
    »Wir treffen uns morgen Abend«, sagte er und drückte ihre Hand ein letztes Mal.
    Sie wartete, bis Robert sicher die Kapelle verlassen hatte. Nach einem letzten Gebet erhob sie sich mit steifen Gliedern und ging ihre Wärter wecken. Sie geleiteten sie zu ihrer Kammer, wo sie ihnen eine gute Nacht wünschte und die Tür verriegelte.
    In Gedanken war sie immer noch bei ihrer Unterhaltung mit Robert, als sie sich von der Tür abwandte. Ein Schrei blieb in ihrem Hals stecken. Im Mondlicht, das durch das schmale Fenster hereinfiel, konnte sie die Umrisse eines Mannes erkennen, der sich auf dem Stuhl neben ihrem Bett lümmelte.
    »Hat Euch die Musik gefallen?«, fragte Maredudd Tudor.

23
    Catherine war des Reitens so müde, dass sie sicher war, niemals mehr richtig gehen zu können. Ihr Haar war ein wirres Geflecht. Ihr Kleid war so dreckig, dass sie – wenn sie ihr Ziel nicht bald erreichten – es sich vom Körper reißen und genauso gut nackt reiten konnte.
    Maredudd sagte, er würde sie zu seinem Heim auf der Insel Anglesey an der Nordwestküste bringen. Nachdem er eine falsche Fährte in Richtung Süden gelegt hatte, ritten sie ins Landesinnere und nach Norden, über zahllose Flüsse und durch endlose Wälder. Er entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten der Reise und erklärte sie damit, Glyndwr habe ihm aufgetragen, jede erdenkliche Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen. Nicht einmal seine eigenen Leute sollten erfahren, wohin sie ging und mit wem.
    Catherine sehnte sich von ganzem Herzen danach, sich zu waschen, in sauberen Laken zu schlafen und eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, die von einer anderen Person als Maredudd Tudor zubereitet worden war. Der einzige Vorteil ihres körperlichen Elends war, dass es sie davon ablenkte, darüber nachzudenken, wie sehr sie William, Jamie und Stephen vermisste.
    Bei Ebbe durchquerten sie die Meerenge bei Anglesey. Nach ein paar weiteren Meilen erreichten sie Plas Penmynydd, das große befestigte Herrenhaus der Tudors.

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