Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
Als Maredudd sie vor dem Eingang des Hauses von ihrem Pferd hob, musste er sie stützen, damit sie nicht stürzte.
Catherine hielt sich noch an seinem Arm fest, als sie in die feindseligen grauen Augen einer hübschen dunkelhaarigen Frau aufschaute. Sie war rundlich, fast mollig, und ein paar Jahre älter als Catherine.
Was Catherines Aufmerksamkeit jedoch fesselte, war das aprikotfarbene Seidenkleid der Dame. Ihr ganzes Leben lang hatte Catherine ihre schönen Kleider als selbstverständlich hingenommen, doch in diesem Moment begehrte sie dieses Kleid voller Neid. Es war so sauber.
»Marged, komm und begrüß mich richtig, meine Liebe, und begrüß auch unseren Gast«, rief Maredudd.
Dann war also diese wütende Frau in Aprikot Maredudds Ehefrau. Catherine wurde sich mit einem Mal ihres eigenen derangierten Zustandes bewusst.
In diesem Augenblick kam ein etwa fünfjähriger Junge aus dem Haus gestürmt und stürzte sich auf Maredudd. Er hob den Jungen lachend hoch und setzte ihn sich auf die Hüfte. Als das Kind den Kopf drehte, um sie anzusehen, war Catherine verblüfft von der Schönheit seines Gesichtes.
»Wer ist die Dame, Vater?«, fragte der Junge.
»Das ist Lady Catherine FitzAlan. Sie wird eine Zeit lang unser Gast sein«, sagte er und zerstrubbelte seinem Sohn das Haar. »Lady Catherine, darf ich bekannt machen: meine allerliebste Frau, Marged, und mein Sohn Owain, führender Unruhestifter von Plas Penmynydd.«
Catherine nickte Marged höflich zu und wandte sich dann an den Jungen. »Führender Unruhestifter unter den Tudor-Männern zu sein«, sagte sie lächelnd, »ist eine ziemliche Meisterleistung.«
Catherine erinnerte sich an kaum etwas von ihrem ersten Abend auf Penmynydd. Sie wurde zu einer Schlafkammer geführt, aus ihrem verdreckten Kleid geschält und in eine Wanne mit dampfendem Wasser gelegt, bis ihre Haut Runzeln bildete. Sie schlief fast im Stehen, während die Zofe sie abtrocknete, ihr ein sauberes Nachthemd überstreifte und ins Bett half.
Der Duft, der von einem bereitstehenden Tablett aufstieg, hielt sie lange genug wach, um etwas zu essen. Das Essen war so köstlich, dass sie beinahe vor Genuss weinte.
Die Sonne stand bereits hoch, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Traurigkeit beschwerte ihr Herz wie ein Stein. Wie sollte William sie jemals hier in Anglesey finden? Würde sie je ihre Heimat wiedersehen? Und was würde aus dem Kind werden, das sie trug? Tränen rannen ihr aus den Augen in ihr Haar, aber sie war zu erschöpft, um die Hände zu heben und sie abzuwischen.
Etwas später streckte eine Zofe den Kopf zur Tür herein. »Ich werde Euch beim Ankleiden helfen, Mylady.«
Catherine wollte gerade ansetzen zu sagen, sie habe nichts anzuziehen, als die Zofe ihr ein hübsches, hellgrünes Kleid entgegenhielt.
Sie beschloss, dass sie sich mit Gottes Hilfe und einem sauberen Kleid der Zukunft stellen konnte.
Ein paar Minuten später folgte sie der Zofe hinunter in das Hauptgeschoss des Hauses. Der Saal war leer, außer Marged Tudor und ein paar Bediensteten.
»Guten Tag, Lady FitzAlan«, grüßte Marged sie. »Wie ich hörte, hattet Ihr eine beschwerliche Reise.« Die Frau lächelte ihr freundlich zu. Die Feindseligkeit des gestrigen Tages war wie fortgeblasen. »Mir gefällt dieses ganze Vorgehen nicht, eine Frau von ihrem Heim und ihrer Familie fortzureißen«, sagte Marged kopfschüttelnd. »Bis Ihr in Euer eigenes Heim zurückkehren könnt, möchte ich, dass Ihr Euch bei uns wohlfühlt.«
»Ich danke Euch für Eure Freundlichkeit«, sagte Catherine. »Und auch dafür, dass ich dieses Kleid tragen darf.«
»Ich befürchte, das Eure ist nicht mehr zu retten«, sagte Marged. »Ich habe es einer der Dienerinnen gegeben, damit sie Lumpen daraus macht.«
»Gut. Ich will es nie wieder sehen.«
»Ihr müsst mich Marged nennen. Wir sollten nicht zu förmlich sein, da Ihr gewiss für einige Wochen unser Gast sein werdet.«
»Für Wochen?« Catherine sank auf die Bank neben Marged.
Marged tätschelte ihren Arm. »Wenn es nach meinem Maredudd ginge, wäre die ganze Angelegenheit rasch erledigt. Aber Glyndwr … naja, Ihr wisst ja, was er denkt. Diese törichten Männer! Wenn ich Euch nur ansehe, weiß ich sofort, dass Ihr keine Frau seid, die ihren Mann mit einem anderen betrügt.«
Catherine fragte sich, woran sie das erkannte, hielt aber den Mund.
»Aber ich muss schon zugeben«, sagte Marged, »als ich Euch gestern zum ersten Mal sah, habt Ihr mir einen ganz schönen
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