Mein zauberhafter Ritter
könnte?«
»Ja«, erwiderte Montgomery düster. »Eine Vorstellungskraft, die er, da bin ich sicher, dazu nützt, sich vielfältige Wege auszudenken, um mich wegen meiner Tagträume zu demütigen, während ich eigentlich für den Schutz unserer Gruppe sorgen sollte. Wahrscheinlich hält er Ranulf als Geisel fest. Und ich sollte wohl erleichtert sein, dass Nicholas und nicht Robin mich hier erwischt hat, denn dann könnte ich es mir nicht leisten, uns freizukaufen.«
»Da kann ich nur zustimmen«, warf Phillip ein. »Mein Vater würde entweder einen Schwertkampf mit allen Mitteln oder all Euer Gold fordern. Vielleicht sogar beides. Und danach würde er noch wollen, dass Ihr ihm die Stiefel putzt.« Er warf Pippa einen Blick zu. »Mein Vater ist ...«
»Unmöglich«, fiel Montgomery ihm ins Wort. »Unmöglich und nervtötend. Und ich könnte noch viele andere Eigenschaften auflisten, aber das hebe ich mir für später auf.« Er hielt inne und warf einen Blick zu Cinderella hinüber, die Nicholas und seine Leibwache musterte und dann zu kreischen begann. Er wandte sich rasch an Pippa. »Könnt Ihr sie zum Schweigen
bringen?«
»Sicher.«
»Braucht Ihr Hilfe?«
Sie lächelte kurz und schüttelte den Kopf. »Geht und unterhaltet Euch mit Eurem Bruder. Ich schaffe das schon.«
Sie stieg vom Pferd, bevor er ihr dabei helfen konnte, und ging zu ihrer Schwester hinüber, um ein ernstes Wort mit ihr zu reden. Phillip sprang von seinem Pferd und ging ihr nach, als er den Eindruck hatte, dass Cinderella möglicherweise ihrer Schwester wieder einen Faustschlag aufs Auge verpassen wollte. Montgomery wandte sich fluchend ab, stieg ebenfalls vom Pferd und ging zu seinem Bruder hinüber.
»Ich bin in Eile«, sagte er. »Also lass mich rasch deine Kritik an meinem Schutz der beiden Damen in meiner Obhut hören.«
Nicholas stieg seufzend von seinem Pferd. »Ich werde dir keine Lektion über deine ritterlichen Pflichten erteilen. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich das während deiner Jugend schon ein- oder zweimal getan und damit meiner Pflicht Genüge getan.«
Montgomery fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich bin ein wenig verwirrt.«
»Wegen der Frau in dem Fuhrwerk, oder wegen der Frau, die neben dir herreitet und so tut, als sei sie ein Mann?«
»Wegen beiden — und das aus verschiedenen Gründen.«
Nicholas warf einen Blick auf Cinderella. »Bruder, du musst diese Frau zur Vernunft bringen. Die Geräusche, die sie von sich gibt...«
»Was soll ich denn tun?«, fragte Montgomery barsch. »Sie knebeln?«
»Nachdem ich mir das eine Stunde lang angehört habe, würde ich es befürworten. Du würdest damit ihr und der anderen Dame, die dem Aussehen nach zu urteilen wohl ihre Schwester ist, einen Gefallen tun. Ich habe zwar genügend
Männer bei mir, aber für einen längeren Kampf bin ich nicht gerüstet, falls wir überfallen werden.«
Montgomery zögerte. »Selbst ein so verrücktes Frauenzimmer möchte ich so nicht behandeln.«
»Soll ich das für dich erledigen?«
»Würdest du das tun?«, fragte Montgomery resigniert.
Nicholas lächelte nur. »Natürlich nicht. Du bist seit Jahren dazu in der Lage, deine Kämpfe selbst auszutragen, Montgomery.« Er kramte kurz in seiner Satteltasche und zog dann ein Tuch heraus. »Das ist sauber, obwohl es möglicherweise nicht wirklich gut schmeckt.«
Montgomery ging davon aus, dass Cinderella den Geschmack des Tuchs wohl kaum bemerken würde. Einen Augenblick lang zögerte er noch, doch als Cinderella aus dem Wagen kroch und auf Pippa zuging, warf er seine Bedenken über Bord. Er sprang vorwärts und packte sie an den Armen, bevor sie ihrer jüngeren Schwester etwas antun konnte, und warf Pippa einen Blick zu.
»Knebelt sie«, befahl er ruhig.
Pippa zögerte nicht. Trotzdem gelang es ihr erst, ihre Aufgabe zu erledigen, nachdem Cinderella ihr ins Handgelenk gebissen hatte. Montgomery ließ sie los, weil sie ihm so kräftig ihren Ellbogen in den Magen rammte, dass er sich vor Schmerz keuchend zusammenkrümmte. Er schaffte es nicht, sie aufzuhalten, als sie sich mit ihren gezückten Krallen auf Pippa stürzte, aber anscheinend war seine Hilfe nicht nötig.
Pippa hatte ihrer Schwester bereits einen Faustschlag aufs Kinn verpasst.
Cinderella glitt zu Boden wie ein Stück feinster Seide, befeuchtete sich mit der Zunge noch ein- oder zweimal die Lippen und begann dann zu sabbern. Montgomery starrte Pippa verblüfft an.
»Also ...«, brachte er mühsam hervor.
»Das
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