Mein zukünftiger Ex
gebe ich dir mein Wort!«
»Gabe? Kannst du mich hören?« Am anderen Ende der Leitung hörte Lola Partylärm. »Gerade habe ich jemand für deine Wohnung gefunden. Ich habe dir doch von Sally erzählt, Dougs Schwester? Tja, sie ist hier und hat sich umgesehen und es ist genau das, was …«
»Was ist?«, zischelte Sally, als Lola abrupt verstummte und zuhörte. »Will er nicht, dass ich einziehe? Warum nicht? Was stimmt nicht mit mir? Sag ihm, er wird keinen besseren Mieter finden. Nirgends. Ich kann sofort die Kaution hinterlegen, Geld ist kein Problem … Lola, mach ihm klar, dass ich diese Wohnung unbedingt haben will!«
Lola sagte langsam: »Ja … na gut, schon begriffen … nein, natürlich verstehe ich das.« Sie beendete das Gespräch und legte auf.
»Was ist?«, jammerte Sally. »Warum kann ich die Wohnung nicht haben? Ich will sie!«
Lola spürte Schuldgefühle aufsteigen. Schließlich hatte sie Gabe angefleht, Terry-den-Schlachthausarbeiter nicht zu nehmen.
»Es liegt nicht an dir. Gabe hat heute Morgen einen Vertrag mit einem Maklerbüro abgeschlossen. Und man hat ihn vor zwei Stunden angerufen und ihm gesagt, dass heute Abend ein Interessent vorbeikommt. Wenn der die Wohnung will, können wir gar nichts dagegen unternehmen. Er hat das Vormietrecht«, erläuterte sie. »Und er will unbedingt schnell etwas finden.«
»Oh.« Sally wirkte am Boden zerstört. »Tja, vielleicht gefällt sie ihm nicht.«
»Gabes Wohnung gefällt jedem. Verdammt!«, rief Lola frustriert. »Ich will, dass
du
meine Nachbarin wirst, ich will nicht irgendeinen stinkenden Kerl nebenan, der …«
»Was ist?« Sally sah Lola neugierig an, als deren Stimme sich plötzlich verlor. »Was denkst du gerade?«
»Gabe hat gesagt, der Makler kommt gegen acht mit dem Interessenten.« Lola sah auf ihre Armbanduhr. »Ich frage mich gerade, um wie viel Uhr der kleine Laden an der Ecke schließt?«
Auf Sallys Gesicht tauchte ein Lächeln auf. »Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du ein bisschen gaga bist?«
»Entschuldige mal!« Lola hob die Augenbrauen. »
Du
bist doch diejenige mit dem blinkenden Geweih auf dem Kopf!«
Der Laden an der Ecke hatte noch geöffnet. Falls Sanjeev sich fragte, warum seine beste Kundin in Sachen Frauenzeitschriften, Schokolade und Eis urplötzlich Kohl kaufte, so zeigte er es nicht. Um zehn vor acht waberte der üble Gestank gekochten Kohls sowohl durch Lolas Wohnung als auch durch die von Gabe. Lola suchte sich einen Musiksender im Fernsehgerät und drehte die Lautstärke voll auf. Eminem hip-hopte trommelfellzerfetzend. Sally nahm ihr Geweih ab, schüttelte ihr Haar und zog ihre Stiefel aus.
Drei Minuten nach acht hörten sie, wie unten die Haustür geöffnet wurde, gleich darauf betraten zwei Personen Gabes Wohnung. Lola wartete ein paar Sekunden, dann ging sie durch den Flur und klopfte an die Tür.
Ein Mann im Anzug öffnete sie. »Ja?«
»Hallo. Ist er da?«
»Entschuldigung?«
»Der Erzengel Gabriel.« Lola hob die Stimme, damit man sie über den Lärm der Musik hinweg hören konnte. »Mister Ich-beschwere-mich-grundsätzlich-über-alles.«
Der Makler meinte frostig: »Falls Sie von Mr Adams sprechen, der ist nicht hier.«
»Nein? Die beste Nachricht, die ich heute bekommen habe.« Lola grinste den potentiellen Mieter hinter ihm an – schlaksig, in den Dreißigern, Brille, typisches Buchhalteraussehen – und rief: »Tja, könnten Sie ihm eine Nachricht von Lola und Sal von gegenüber ausrichten und ihm sagen, dass wir heute Abend ein paar Freunde eingeladen haben? Sie kommen vorbei, sobald der Pub schließt, und wir würden es zu schätzen wissen, wenn er uns nicht den üblichen Kummer bereiten würde, weil wir ihn ja dieses Mal im voraus informiert haben.« Sie beugte sich verschwörerisch vor und fügte noch hinzu: »Um ehrlich zu sein, der Polizei reicht es allmählich, dass er sie dauernd anruft und sich über uns beschwert. Der Typ hat bestimmt keine Freunde, oder? Aber wenn man nicht hin und wieder feiert und mit seinen Freunden lacht, wozu lebt man dann, he?«
»Vielleicht schreiben Sie Mr Adams doch lieber einen Zet- tel?« Der Makler wollte sie brüsk abwimmeln und die Tür schließen, bevor sie seinen Verhandlungen mit dem Interessenten in die Quere kam.
»Moment mal.« Der schlaksige Buchhaltertyp hinter ihm erhob seine Stimme über den donnernden Hip-Hop-Beat, der den ganzen Flur vibrieren ließ. »Wie oft feiern Sie denn?«
»Nicht oft. Nur zwei, drei
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