Meine allererste Scheidung
niedergeschlagen fühlen.«
»Weise Worte, Caitlin«, sagte er, applaudierte sarkastisch und stieß sich dann den Kopf an dem Schreibtisch über ihm. Linda warf einen verstohlenen Blick durch die Tür, aber alles, was sie sehen konnte, war Kevins üppiges Hinterteil, das rückwärts unter dem Mahagoni erschien. Seine Assistentin seufzte. Musste er wirklich so würdelos sein?
»Wissen Sie«, meinte Caitlin ins Telefon. »Kennedy ist eine großartige Organisatorin, aber sie ist keine besonders gute Kommunikatorin.«
»Ich sage, sie hat unsere Quoten kaputt gemacht. Und Sie haben gesagt, Sie würden hinter den Kulissen mit mir zusammenarbeiten. Ich nehme Sie beim Wort. Kommen Sie her. Sofort .«
»Nun, wenn Sie es wünschen«, antwortete Caitlin grinsend. Sie legte auf und zwinkerte dem Cowboy auf dem Bildschirm zu. »Dich werde ich später sehen«, sagte sie und drückte widerstrebend auf Beenden, bevor sie sich etwas zum Anziehen suchte, das sie bei ihrem Gastspiel beim Sender tragen konnte. »Dummkopf«, sagte sie zu sich selbst, während sie aus dem Nachthemd ihrer Granny schlüpfte, in dem sie schon die Nacht verbracht hatte, nachdem sie es zum dritten Mal aus dem Müll gerettet hatte. »Es ist nicht so, als hätte er wirklich etwas gesagt. Und jetzt hast du dich verknallt!« Sie schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf das Nächstliegende.
Das Schöne an der Arbeit zu Hause ist, dachte sie, während sie eine Jeans und eine Seidenbluse anzog, dass ich herumlaufen kann, wie ich will. Wenn Kevin mich also im Sender will, werde ich so gehen, wie ich bin.« Sie entschied sich für Jeans und einen bestickten Gürtel, legte ein wenig Lipgloss auf, tuschte ihre Wimpern mit Mascara und sprühte sich etwas Haarspray ins Haar, und das war’s. Sie komplettierte das Outfit mit einem Paar pinkfarbener Ballerinas. Mary-Janes im Sender? Nun, sie sind besser als die Flip-Flops, die ich sonst tragen würde, dachte sie.
»Das ist mein neues Ich«, erklärte sie ihrem Spiegelbild, ohne zu bemerken, dass sie zehn Jahre jünger aussah als bei ihrer letzten Begegnung mit Kevin. »Akzeptier es oder lass es, Kevin.«
Ein Gefühl von Macht stieg in Caitlin auf. Sie machte sich keine besonderen Sorgen um Date Squad . Sie wusste, dass sie die Sendung sehr schnell wieder auf Vordermann bringen konnte. Sie musste sich nur ans Telefon setzen und binnen vierzig Minuten wurde von viel gehörten Radiostationen durchgegeben, dass bei Channel Five ein Casting für Date Squad bevorstand. Bis sie dort ankam, würde eine hundert Meter lange Schlange von hoffnungsvollen Kandidaten für die Show sich langsam an der Sicherheitskontrolle vorbeiwinden.
Zwanzig Minuten und eine schnelle Fahrt in ihrem gelben VW später ging Caitlin im Sender sofort zu einem freien Studio, weit entfernt von ihrem alten Büro. Kevin schlich hinter ihr her und versuchte, mit den Wänden zu verschmelzen, was schwierig war, weil sie mit Aufnahmen von den Stars des Senders zugekleistert waren und weil er ein sehr großer Mann war. Aber es schien ihn nicht daran zu hindern, es zu versuchen.
»Sie wird es herausfinden, also holen Sie einfach tief Luft und stehen Sie dazu«, riet sie ihm. Sie fanden zu ihrem gewohnten Geplänkel zurück. Es fühlte sich unbefangen und vertraut an, und gleichzeitig genoss sie den Kitzel einer Herausforderung, den die Situation zweifellos barg, so idiotisch lächerlich es der Vernunft in ihr auch erschien.
»Sie hätten unterschreiben sollen«, meinte er düster und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Verräterin«, fügte er kaum hörbar hinzu.
»Woher wissen Sie, dass sie nicht fürchterlich sind?«, verlangte er zu erfahren, während er sich durch die kleine Hintertür der Studioetage schob, um nicht gesehen zu werden.
»Deshalb sind wir hier. Eigentlich ist dieser Punkt schon seit Monaten abgehakt – Sie hatten es mir überlassen. Ich hatte eine Liste mit großen Talenten.« Er hatte den Anstand, leicht beschämt dreinzublicken. »Sie hat sie wahrscheinlich rausgeworfen, richtig? Hat alles neu geplant? Die Produktion ins Chaos gestürzt?«
Er zuckte die Achseln. »Das ist kein Wunder; genau das passiert, wenn der Boss geht.«
»Ich bin dazu gedrängt worden, Kevin. Sie wissen, dass es eine unzumutbare Situation war. Und Sie wussten es.« Sie blieb stehen und zwang Kevin, ebenfalls stehen zu bleiben.
»Sie wollten es drauf ankommen lassen, nicht wahr?«, sagte sie, trat zurück, schaute ihm direkt in die Augen und
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