Meine allererste Scheidung
Quoten, Sitzungen und der Kampf um ihren Platz auf der schwankenden Erfolgsleiter.
Dies war ihr Lebensinhalt. Hallo du, flüsterte sie sich selbst zu. Du bist wieder da. Ich habe dich vermisst. In Gedanken umarmte sie sich.
Sie hörte in sich hinein. Emfand sie noch Schmerz? Müdigkeit? Nein. Kopfschmerzen? Nein. Über alle Maßen traurig? Traurig ja, aber irgendwie nicht so verzweifelt traurig. Kein Herzschmerz mehr. Kein Kloß im Magen. Sie fühlte sich … besser .
Sie war immer noch sehr traurig und wütend. Aber es ging ihr besser. Definitiv besser.
Sie schaute auf ihre Nachttischuhr. Halb zehn vormittags. Um halb elf hatte sie die Besprechung in der Personalabteilung. Sie hatte seit fünf geschrieben. Zeit zu gehen.
»Alles in Ordnung«, rief Sarah, als sie sie hörte. »Ich habe sie schon weggebracht.«
Wieder überkam Cait ein Anflug von Schuldbewusstsein. Was war mit ihr los? »Sie werden mich bald nicht mehr erkennen, Sarah«, sagte sie leicht irritiert. (Tatsächlich ärgerte sie sich über sich selbst, aber es kam so heraus, als wollte sie andeuten, dass Sarah etwas falsch gemacht hatte. Und das stimmt einfach nicht, überlegte sie. Sarah war ein Engel.)
»Unsinn.« Caitlin sah ihre Freundin an, die in der Tür stand. Sie wirkte ganz und gar nicht verärgert. Tatsächlich sah Sarah im Augenblick sehr hübsch aus. Mit geröteten Wangen und glücklich. Hübsch wie eine frisch verliebte Frau. Das Aussehen, das keine Tube irgendeiner Hightech-Creme jemals auch nur ansatzweise hinkriegte. So sahen Frauen aus, die jede Menge Sex haben. Aber Sarah war nicht zu Hause. Und sie hatte hier definitiv keinen Sex, überlegte Caitlin. Was macht sie so glücklich? Vielleicht gibt es ja jemanden, dachte sie bei sich. Nur weil Sarah so verschwiegen war, was ihr Liebesleben betraf, bedeutete das nicht, dass sie keins hatte. Aber dies wirkte etwas … intensiver als gewöhnlich. Sie schüttelte den Kopf, riss sich aus ihren Gedanken und holte ihren launischen Verstand in die Gegenwart zurück.
»Du siehst schrecklich aus«, sagte Sarah.
»Autsch«, erwiderte Caitlin schwach, ging in Richtung Dusche und unterhielt sich trotz des plätschernden Wassers weiter mit Sarah. (Schließlich kannten sie sich, seit sie sieben waren.)
»Du brauchst Ruhe«, murmelte Sarah, während sie auf ihre Freundin wartete.
Caitlin kam bereits in Unterwäsche aus dem Bad, sie wirkte erfrischt und trocknete sich fertig ab.
»Und die da haben schon bessere Tage gesehen«, bemerkte Sarah mit Blick auf Caitlins Schlüpfer.
»Was? Oh, die Unterwäsche. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich, du meinst mich!«
»Nein, ich meinte die da«, erwiderte Sarah, beugte sich vor und ließ das Gummiband von Caits Schlüpfer schnappen. »Iiih. Sie sind beinahe eine Schande. Wir sollten dich definitiv einkaufen schicken«, fügte sie nachdenklich hinzu.
»Nicht jetzt, Sarah. Ich muss zu einer Sitzung. Außerdem, wer sieht sie schon?«
»Nun, ich zum Beispiel. Und deine Kinder. Was für ein Vorbild bist du für deine Töchter, wenn du in abscheulichen Schlüpfern umherläufst, nur weil du im Augenblick allein schläfst?«, fragte Sarah bewusst provokativ. Sie wusste, dass Cait jemanden brauchte, der ihr Dampf machte. Für die Sitzung brauchte sie Energie. Und es ging einfach nicht an, dass ihre Freundin in grauen Schlüpfern umherlief.
»Hier«, sagte sie und reichte Cait ein Paar Stiefel. »Zieh die an. Rot ist frech und schenkt Energie. Genau das, was du brauchst.«
Caitlin grinste – sie genoss die Aufmerksamkeit ihrer Freundin – und gehorchte. Sie zog ihre dunkelroten Wildlederstiefel an, während Sarah einen leichten, scharlachroten Pullover und eine rote Samthose aus ihrem Schrank holte. Trotz Sarahs Fürsorge war Caitlin nervös wegen ihrer Sitzung.
»He«, fuhr Sarah fort, »du hast dich von den Schuhen aufwärts angezogen. Und du siehst heiß aus. Bis auf diese Unterhosen. Interessant. Rot steht dir – komisch, dass es sich nicht mit deinem Haar beißt, wenn du den richtigen Ton wählst. Jetzt brauchst du noch einen kirschroten Lippenstift.«
»Danke«, erwiderte Caitlin, drehte sich zum Spiegel um und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. »Was ist mit den Kindern – was haben sie gesagt?«
»Oh. Nun ja, Sean fand das Apartment grässlich. Molly ist eher hin- und hergerissen. Sean ist erheblich aufgebrachter – weil Kennedy sich ein bisschen mit ihr angefreundet hatte. So ein Große-Schwester-Ding, daher fühlt sie sich
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