Meine allererste Scheidung
verdammt noch mal an meiner Show vergriffen, wütete sie vor sich hin, während sie auf das Büro zuging, das neulich so beruhigend ausgesehen hatte. Ihre Absätze klapperten und hallten durch die leeren Gänge des Einkaufszentrums. Sie schluckte, straffte die Schultern und trat ein.
Eine ihr unbekannte Empfangsdame begrüßte sie in den modernen Büros, in denen Stahl das vorherrschende Material war. Das schockte Caitlin. Sie musste ihre Übelkeit unterdrücken, während sie gehorsam einer Frau folgte, einer uralten Vettel, grauhaarig, missbilligend und säuerlich, die sie durch ein graues Labyrinth führte. Sie mochte uralt sein, aber ihre winzigen Beine bewegten sich mit Lichtgeschwindigkeit. Caitlin fühlte sich wie ein Kind, das zum Büro der Direktorin gebracht wurde, ein Kind, das wusste, dass ihm großer, großer Ärger bevorstand. Und ihr entging auch nicht die wenig subtile Musterung, mit der die Alte sie bedachte, als sie auf einen Raum deutete, von dem Caitlin nur vermuten konnte, dass sie ihn betreten sollte.
»Hallo, Caitlin«, sagte eine sehr blonde Frau, die aussah wie eine Heldin aus einem alten Hitchcock-Film.
»Meine Anwältin, nehme ich an«, lächelte Caitlin und ging auf sie zu.
»Ich bin Amanda Savage«, erwiderte die Frau, deren Augen kalt, blau und hart waren.
Oooh, Frostbeulen, dachte Caitlin. Ihr Lächeln verblasste, und sie schauderte, als sie vor dem Schreibtisch Platz nahm. Sie sah sich um. Während der Empfangsbereich glamourös gewesen war, waren die abbröckelnde Farbe des Büros und die flackernden Leuchtstoffröhren wenig inspirierend.
»Also«, sagte Frostbeule kühl, während sie wichtig in irgendwelchen Papieren blätterte und auf ihre Armbanduhr schaute. »Lassen Sie uns zur Sache kommen. Sie möchten eine Schlichtung anstreben?«
»Nicht wirklich …«
Frostbeule warf ihr den Blick zu. (Einen Blick, den zu perfektionieren sie Monate gekostet hatte und der Mandanten zur Eile trieb, wenn sie drohten, unentschlossen, emotional oder irgendetwas anderes als geschäftsmäßig zu sein. Tiefschürfende Gespräche waren etwas für Therapeuten. Bei ihr ging es um Geld und um die Zeit, die es kostete, es zu verdienen. Also sagte ihr Blick: Ich bin eine ungeduldige Zicke. Verschwende meine Zeit und du wirst dafür bezahlen.) »Ich bin sehr teuer, Caitlin«, sagte sie mit einem eisigen kleinen Lächeln. »Ich will weder Ihre Zeit noch Ihr Geld verschwenden.«
»Okaaay«, erwiderte Caitlin und fragte sich, ob es ein Scherz war. Anscheinend nicht. Sie fand es grässlich, wie unsicher sie sich anhörte. Aber schließlich gab es für diese Art von Situation keine Anleitungen. Sie richtete sich hoch auf und bedachte Frostbeule mit einem Lächeln. »Im Grunde bin ich nur vorsichtshalber hier«, begann sie in unbekümmertem Tonfall. »Ich halte es für unwahrscheinlich, dass mein Mann tatsächlich irgendetwas von mir haben will. Aber damit ich weiß, woran ich bin, dachte ich, ich sollte … mal mit jemandem wie Ihnen reden.«
Eine professionelle Zicke, dachte Caitlin, als ein Feixen um Frostbeules Mundwinkel spielte. Ganz ruhig, Caitlin. Vielleicht machen ihr ihre Collagen-Injektionen zu schaffen.
»Dann sind Sie hier, weil …?« Das rhetorische Fragezeichen, das ihr Tonfall vermittelte, war sehr irritierend. Nur weil sie dreitausend Scheidungen gesehen hat, bedeutet das nicht, dass sie weiß, wie mein Ehemann ist, dachte Caitlin.
»Ich will nur wissen, woran ich bin. Für alle Fälle.«
»Sie müssen sich juristischen Rat holen, bevor Sie sich auf die Schlichung einlassen, damit Sie wissen, was Sie erwartet. Also ist es gut, dass Sie hier sind.«
Gott sei Dank habe ich den warmen, netten Teil hinter mir, dachte sie. Lass uns jetzt zu den harten Sachen kommen.
Amanda Savage überbrachte gern schlechte Neuigkeiten. Seit ihrer Kindheit mit einer Mutter, die jeden einzelnen Tag lautstark um ihren treulosen Ehemann geweint hatte, war sie entschlossen, jede andere aus ihrem Elend herauszureißen und aufzuwecken, um sie mit der bitteren Wahrheit zu konfrontieren.
Um die sich niemand scherte.
»Dann machen wir uns doch erst einmal ein Bild«, schlug sie vor und ahnte, dass Caitlin Cooper noch einiges bevorstand. Du Dummchen, dachte sie. Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit.
»Also, Sie sind verheiratet?« Wie brachte sie es fertig anzudeuten, dass sie sich glücklich schätzen konnte, überhaupt einen Mann abgekriegt zu haben?, fragte sich Caitlin. War diese Frage wirklich notwendig?
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