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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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ihrem vermeintlichen Image der zerbrechlichen Elfe entsprechend. Diese Frau war wie eine Kakerlake, auch eine Atomkatastrophe würde sie nicht stoppen.
    »Helen, ich schwöre dir …«, begann ich wieder, aber es war schon zu spät. Angesichts eines neuen Dramas - mit den gleichen Akteuren wie nur wenige Tage zuvor - wurde es still im Raum. Das höfliche Lächeln, das ich aufzusetzen versuchte, fühlte sich eher wie eine Grimasse an. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie ich aussehen musste.
    »Das wirst du mir büßen«, versprach Georgia leise.
    Helen hingegen machte nur eine grazile Handbewegung in Richtung der beiden Männer, die von weitem wahrhaftig wie Abbott und Costello aussahen. Oder vielleicht ließ mir die Hysterie auch nur die Sinne schwinden.
    »Robert und Jerry, kommt doch mal her!«, rief sie. »Ich habe hier zwei Mädels, die ihr unbedingt kennen lernen müsst. Sie würden alles für ein Date geben!«

Kapitel 5
    Ich brauchte bis zu meiner dritten Toilettenpause am Montagmorgen, bevor ich auch nur in Erwägung ziehen konnte, darüber hinwegzukommen.
    Über Helen natürlich, auch wenn eine gehörige Portion Wut auf Henry noch dazukam.
    Auf Henry war ich wütend, weil sein garantiertes Auftauchen im unpassendsten Moment immer dazu beitrug, dass ich mich noch schlechter fühlte. Nur Henry konnte auf die Idee kommen, es sei das Richtige, mich ins Haus zu lassen, damit ich höchstpersönlich mit ansehe, wie mein Freund mich hintergeht. Einzig und allein Henry würde das als »Hilfe« bezeichnen.
    Die Sache mit Helen war hingegen komplizierter. Vor allen Leuten herauszuposaunen, dass wir dringend ein Date brauchten, war mies und gemein gewesen. Georgia und ich hatten wilde Abwehrmanöver starten müssen, und die Situation hätte peinlicher nicht sein können. Allerdings hatte ich das Wochenende über nicht so sehr darüber gebrütet, sondern vielmehr über Helens völlig unerwarteten Versuch, mir ins Gewissen zu reden. Zunächst war ich einfach nur völlig perplex. Und ein kleines bisschen - na gut, ziemlich - verletzt. Aber dann kam mir in den Sinn, dass sie dieses Spielchen vielleicht ganz bewusst trieb. Wenn ich nur ihre Absichten durchschauen würde, könnte ich vielleicht mitspielen. Und dann würde sie sich warm anziehen müssen!
    Aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, aus welchem Grund sie mich in dieses Kabuff gezerrt hatte, um mir dort schwachsinniges Zeug vorzubrabbeln. Sie konnte doch unmöglich selber glauben, dass sie wirklich um mich besorgt war. Was also steckte dahinter?
    Während ich zu meinem Schreibtisch zurückkehrte, malte ich mir in schillernden Farben diverse Racheszenarios aus, beschloss dann aber, die Sache von einem völlig neuen Standpunkt aus anzugehen und meine Wut produktiv zu nutzen. Ich fasste den Entschluss, mich wie eine Erwachsene zu benehmen und mich nicht auf irgendwelche Girly-Spielchen einzulassen. (Nicht, dass Henry etwa Recht gehabt hätte.)
    Und was gab es Erwachseneres als eine vernünftige Unterhaltung mit den Seinen?
    »Über Helen, dieses Miststück, will ich nicht reden. Vielleicht nie wieder. Heute aber definitiv nicht«, knurrte Georgia. »Weil ich nämlich gleich in ein Flugzeug steige und in ein gottverlassenes Kuhkaff mit unaussprechlichem Namen fliege, und dazu noch in Begleitung von Chris Starling.«
    »Dem verheirateten, kahlen, lüsternen Chris Starling?«
    »Ganz genau. Obwohl er mir anvertraut hat, dass er frisch getrennt ist. Na ja, ich fürchte, die Neuigkeit hatte nicht den gewünschten Effekt.«
    »Na dann viel Spaß«, wünschte ich kleinlaut.
    Ihre Antwort klang mehr wie ein Grunzen, dann legte sie auf. Das Pochen in meinen Schläfen, so redete ich mir ein, hatte mehr mit den vermutlich afrikanischen Stammesgesängen zu tun, die aus Minervas Gemächern erklangen, als mit irgendeinem Drang, jemanden umzubringen. Wenn die Opernarien jetzt Kriegsgesängen Platz gemacht hatten, sollte ich mir wohl sowieso eine Monatspackung Aspirin besorgen.
    Ich dachte kurz daran, Amy Lee anzurufen, aber dafür war eine überzeugende Ausrede nötig, um mich an der tüchtigen Beatrice vorbeizumogeln, der Empfangsdame/ Zahnhygienikerin, die in Amy Lees und Oscars Gemeinschaftspraxis arbeitete und strikt gegen persönliche Anrufe während der Arbeitszeit war. Beim bloßen Gedanken daran spürte ich meine Kräfte schwinden, und eines war klar, Beatrice würde jeden Moment der Schwäche gnadenlos ausnutzen.
    Ich versuchte mich lustlos daran, tatsächlich ein

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