Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
… einen Kaffee?“
Lucia tritt ein, und zu viert wird es in Penelopes Bürokabuff so eng, dass ich sofort von Lucias Haarsprayduft und Parfüm umnebelt bin. Ich stehe auf und biete ihr meinen Stuhl an. „Setz dich, Lucia.“ Sie kneift die Augen zusammenund bleibt stehen. Penelope und Alan tauschen unbehagliche Blicke. Alan beginnt.
„Lucia, ist dir bekannt, dass … äh … Heute Morgen kam der Polizeibericht …“
„Ob mir bekannt ist, dass mein Verlobter wegen illegalen Kontakts mit einem Stricher festgenommen wurde? Ja, Alan, das ist mir bekannt.“
Diese Frage wäre also geklärt. „Wir überlegen gerade“, fährt Penelope fort, „ob wir den Bericht …“
„Veröffentlicht ihn ruhig. Es ist mir egal. Das ist ja nicht mein Problem, oder?“
„Lucia“, sagt Penelope freundlich, „das alles tut uns furchtbar leid.“
„Spar dir das, okay?“, gibt Lucia zurück. „Haben wir jetzt ein Meeting oder nicht?“
„Äh … Ja, natürlich, das haben wir. Sicher.“ Penelope neigt den Kopf zur Seite. „Lu, bist du sicher, dass du dir den Tag nicht freinehmen willst?“
„Warum? Damit ich mein Hochzeitskleid bei eBay versteigern kann?“
Penelope atmet tief durch. „Also gut. Meeting in zehn Minuten.“
Lucia sieht mich böse an. „Chastity, kann ich dich bitte unter vier Augen sprechen?“
„Sicher.“
„Bleibt ruhig in meinem Büro“, sagt Penelope und geht zur Tür. „Alan, wir besprechen die Story über den Müllstreik im Konferenzraum.“
Blitzschnell sind sie draußen. „Deine … äh … Situation tut mir aufrichtig leid, Lucia“, sage ich vorsichtig.
„Du hast es gewusst, oder?“, zischt sie. „Du wusstest, dass Teddybär schwul ist.“
Ich werde rot. „Na ja, weißt du, ich … ich kannte ihn ja nicht wirklich, also …“
„Er hat gesagt, du hättest ihn gesehen! Als er einmal nachts mit einem Mann unterwegs war. Du bist mit deinem Fahrrad vorbeigefahren.“
Ich streiche mir durchs Haar. „Ja. Das stimmt.“
„Konntest du erkennen, dass er … du weißt schon … schwul ist?“
Ich winde mich. „Na ja, ich … Es sah schon irgendwie … romantisch aus.“
„Und du hast mir nichts gesagt? Das fasse ich einfach nicht!“
„Hör zu, Lucia“, sage ich mit – wie ich hoffe – beruhigender Stimme, „ich hatte einen Verdacht. Das war alles. Und wir kennen uns ja nicht so gut.“
„Du hast zugelassen, dass ich weiter mit einem Schwulen verlobt blieb!“ Erbost stemmt sie die Hände in die Hüften.
„Ich hatte das Gefühl, es steht mir nicht zu …“, versuche ich weiter zu erklären.
„Nein, Chastity! Du hast mich immer gehasst! Weil ich verlobt bin, und du nicht! Und ich weiß alles über diese Zeitung, während du nur eine aufgeblasene Amazone von der Columbia bist, die denkt, sie wüsste alles, und mich dastehen lässt wie eine Idiotin!“
„Hör auf, Lucia!“, fahre ich sie an. „Es tut mir leid, dass dir das passiert ist, aber wenn du nicht gewusst hast, dass Teddybär schwul ist, dann nur, weil du es nicht wissen wolltest. Alle hier in der Redaktion haben es gewusst. Du wolltest es einfach nicht sehen, das hat nichts mit mir zu tun!“
Sie wird blass. „Was meinst du damit, alle haben es gewusst?“, flüstert sie entsetzt. Dann, ohne eine Antwort abzuwarten, reißt sie Penelopes Bürotür auf. „Haben hier alle gewusst, dass Teddybär schwul ist?“, schreit sie.
Es folgt eine schreckliche Stille. Angela, Penelope, Carl, Alan, Pete, Danielle aus dem Layout, Suki, die freie Journalistin … alle stehen nur da, und Betroffenheit, Kenntnis undMitgefühl stehen ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben.
Lucia bekommt rote Flecken am Hals. „Ich kündige.“
Damit stürmt sie aus der Redaktion und knallt die Tür hinter sich zu.
Wir setzen uns wieder an unsere Schreibtische. „Das Meeting ist verschoben“, ruft Penelope, bevor sie sich in ihrem Büro einschließt. Während ich mein E-Mail-Postfach aufrufe, kommt Angela zu mir. „Wie geht es dir, Chas?“
„Furchtbar.“
„Kann ich mir vorstellen.“ Sie lächelt mitfühlend. „Warum war sie denn so sauer auf dich?“
„Ich habe Teddybär mit einem Mann gesehen und es ihr nicht gesagt“, beichte ich.
„Das hätte ich auch nicht getan.“
„Ach, übrigens“, packe ich die Gelegenheit beim Schopf, „Trevor hat mir erzählt, dass ihr nicht mehr zusammen seid.“
Sie wird rot. „Ja. Na ja, eigentlich waren wir nie richtig zusammen. Er ist furchtbar nett und alles, aber ich
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