Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
dasselbe Thema.“
„Er sah so traurig aus“, flüstere ich. „Er liebt dich immer noch.“
„Darum geht es nicht, mein Schatz.“ Sie schweigt einen Moment. „Wie stehen die Dinge mit Ryan? Habe ich ihn da gestern auch im Emo gesehen?“
„Lenk nicht vom Thema ab, Mom. Was ist mit Dad?“
„Was soll ich dir sagen, Chastity?“, gibt sie überraschend scharf zurück. „Du willst es ja doch nicht hören, das weiß ich.“
„Wovon sprichst du?““
„Von dir. Du verschließt vor so manchen Dingen die Augen, Chastity.“ Ihre Stimme klingt hart.
„Also gut. Du willst es mir nicht sagen. Schön. Ich muss sowieso arbeiten.“ Ich drücke die Beenden-Taste und wünsche mir die gute alte Zeit zurück, in der man einfach den Hörer auf die Gabel knallen konnte.
Ich arbeite nicht. Stattdessen quäle ich mich mit einer langen, anstrengenden Rudereinheit. Es ist feuchtwarm, Mücken schwirren um mich herum, der Schweiß brennt mir inden Augen. Perfekt. Passt zu meiner Stimmung. Als ich an mein Bootshaus zurückkehre, bin ich überrascht, Ernesto dort zu sehen. Mist. Ich habe vergessen, dass ich ihm eine weitere Übungsstunde versprochen hatte.
„Hallo, Chastity! Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung!“
„Gleichfalls“, sage ich und klettere aus dem Boot. „Entschuldige bitte, ich habe dich irgendwie vergessen.“
„Wir können es ja verschieben“, bietet er an.
„Nein, jetzt bist du schon mal hier. Lass uns rudern.“
Die nächste halbe Stunde erteile ich Ernesto Unterricht, und er ist ein echtes Naturtalent. Wir unterhalten uns über Preise für Skiffs und wo man sie aufbewahren kann. Er ist wirklich nett.
„Stell dir vor, Chas, ich habe einen Job bei Ames Rettungsdienst“, sagt er. „Sie haben mich vor zwei Wochen eingestellt, vorausgesetzt ich bestehe die Prüfung.“
„Wirklich? Das ist ja toll.“
„Was ist mit dir? Willst du dich da auch bewerben? Sie haben noch Stellen frei, weißt du?“
Ich schneide eine Grimasse. „Nein, ich werde mich nirgends bewerben. Auch wenn ich bestanden habe, bin ich nicht cool genug, wenn es um echtes Blut geht. Ich bin immer kurz vorm Umkippen.“
„Da hast du uns aber ganz schön was vorgespielt“, sagt er.
„Oh ja, darin bin ich gut.“
Am Abend gehe ich zum Essen zu Angela. Sie bewohnt eine Doppelhaushälfte, die sie sehr gemütlich eingerichtet hat. Als Vorspeise gibt es Blätterteigtaschen mit Spinat und Feta und glasierte Shrimps und vorher einen fruchtigen Cocktail mit Schirmchen und Strohhalm. Ich schmecke Mango und Grapefruit und noch irgendetwas anderes, das ich nicht erkenne – wirklich köstlich!
„Willst du mich heiraten?“, frage ich.
„Meinst du Legolas oder mich?“, gibt sie zurück. Tatsächlich stehe ich direkt vor einem lebensgroßen Pappaufsteller des klugen Elben aus Herr der Ringe.
„Euch beide, schätze ich.“
Sie sieht noch einmal in den Ofen und bittet mich dann ins Wohnzimmer. „Ich würde gern mit dir über etwas reden“, sagt sie.
„Sicher.“ Ich schlürfe noch mehr von dem köstlichen Cocktail.
„Sei vorsichtig, da ist Alkohol drin“, warnt sie. „Also gut … Weißt du noch, als Trevor und ich uns verabredet haben?“
„Ja.“ Mit dem Alkohol hat sie recht. Ich bin schon ein bisschen beschwipst. „Erzähl ruhig noch mehr. Ich dachte, ihr passt eigentlich ganz gut zusammen, aber jetzt ist er mit dieser … dieser Frau zusammen. Und die mag ich überhaupt nicht.“
Angela überlegt. „Na ja, Trevor war … ist … sehr nett. Und er sieht natürlich auch sehr gut aus.“
„Wem sagst du das?“, murmele ich und trinke weiter.
„Ich denke, die Chemie hat einfach nicht gestimmt.“
„Wie kannst du das nur sagen? Er ist …“ Ich schlage mir die Hand vor den Mund. „Die meisten Frauen finden Trevor sehr … chemisch. Blödsinn! Was rede ich da? Was ist in diesem Cocktail, Angie? Etwa K.-o.-Tropfen oder so etwas?“
Sie lacht. „Nur Wodka und Orangenlikör, aber von beidem reichlich, das gebe ich zu.“ Sie nimmt sich eine Spinattasche und beißt hinein. „Was Trevor betrifft … Weißt du, es gibt da jemand anderen.“ Sie wird rot und dreht nervös an ihrem Ring. „Ich habe jemanden kennengelernt, und es war … es ist … dein Bruder Matt.“
Ich starre sie an. „Matt? Wie bitte? Sagtest du Matt?“ Sie nickt. „Du interessierst dich für Matt?“
„Ja“, gesteht sie. „Tatsächlich sind wir schon ein paar Wochen zusammen.“
Wieso habe ich das nicht bemerkt?
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